Mythos 2: 18 Uhr – Feierabend für die Futterluke?

Der zweite Ernährungsmythos, mit dem wir in dieser Woche aufräumen, ist ein besonders beliebter Zeit-Genosse: Nach 18 Uhr soll zügellose Völlerei dem Hüftgold angeblich die größten Wachstumsraten überhaupt bescheren. Insbesondere, wenn es darum geht abzunehmen, halten viele das Schlemmen in den Abendstunden für einen Anschlag auf den Körperfettwert.

Aber stimmt das? Schadet ein spätes Mahl dem Astralkörper?

Essen nach 18 Uhr ist keine Ernährungssünde. Fotos: Jonas Fehling

Essen nach 18 Uhr ist keine Ernährungssünde. Fotos: Jonas Fehling

Nein. Hier die Entwarnung: Zwischen der Uhrzeit der Mahlzeiten und der Entwicklung des Gewichts besteht kein kausaler Zusammenhang. Ob wir zu- oder abnehmen, darüber entscheidet in erster Linie nichts anderes, als unsere Kalorienbilanz. Also wie viel Energie wir unserem Körper über den ganzen Tag hinweg zugestehen.

Keine Rolle spielt hingegen, wann genau wir welchen Anteil des täglichen Energiebedarfs verputzen.

Nicht auf die Uhrzeit kommt es an

Worüber unter Wissenschaftlern jedoch weitestgehend ein Konsens besteht, ist der mögliche Einfluss von Kohlenhydraten auf Gewichtsverlust oder -gewinn. Aber auch hier gilt: Die Uhrzeit ist nicht die maßgebende Variable. Auf den Faktor Zeit kommt es dennoch an. Allerdings auf die Zeit, die zwischen den einzelnen Mahlzeiten liegt. Warum das?

Der Grund dafür ist folgender Zusammenhang: Wenn wir kohlenhydrathaltige Produkte essen, erhöht sich die Insulinausschüttung im Körper. Der so für einige Zeit höhere Insulinspiegel blockiert in den nächsten Stunden den Fettabbau. Abnehmen ist unmöglich. Die Fettspeicher bleiben picke packe gefüllt.

Schlaf als Mittel gegen Versuchungen

Doch warum gibt es so viele Diäten, unzählige Ernährungswissenschaftler und zahllose Methoden, die von spätem Essen abraten? Ganz einfach: Zu keiner anderen Zeit fällt es uns leichter eine Esspause einzulegen, als in der Nacht. Da schläft man in der Regel. Ist keinen Düften und Gerüchen oder anderen Verlockungen ausgesetzt. Außerdem ist die Schlafphase sehr lang. Und damit auch eine lange Phase, in der garantiert keine Kohlenhydrate die Fettverbrennung verhindern.

Wer abends keine Kohlenhydrate isst verlängert die Fettverbrennungsphase. Foto: Jonas Fehling

Wer abends keine Kohlenhydrate isst, verlängert die Fettverbrennungsphase.

Und genau das nutzen eben zum Beispiel die Schlank-im-Schlaf-Methode oder auch die Ernährungsuhr im Programm des Ernährungentertainers Patric Heizmann.

Wer den Effekt erhöhen will, kann beim Abendessen auch einfach auf Kohlenhydrate verzichten. So verlängert sich die Fettverbrennungsphase zusätzlich.

Nachtmahl in Südeuropa

Übrigens: Auch, dass die Kalorien im Schlaf durch mangelnde Bewegung direkt in die Fettspeicher wandern und dort sesshaft werden, ist eine Legende.

Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, der fährt am besten mal in den Urlaub nach Südeuropa und schaut sich die Ernährungsrituale der Menschen an. Im mediterranen Raum isst man häufig sehr spät. Aber von allen Menschen am Meisten auf die Waage bringen die Südeuropäer trotzdem nicht.

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