Azubis, wir brauchen euch!

Unternehmen finden nicht mehr genug Bewerber für ihre freien Ausbildungsplätze. Unser Autor meint, das liege auch daran, dass Ausbildungsberufe nicht mehr wertgeschätzt würden. Es ist Zeit Danke zu sagen.

Für viele junge Menschen mit dem Abitur in der Tasche ist der Weg klar: studieren, Bachelor-Arbeit schreiben, vielleicht noch ein Auslandssemester und wenn alles gut läuft, hängt man noch den Master dran. Befragungen zeigen, mindestens drei Viertel der Abiturienten ziehen eine akademische der beruflichen Ausbildung vor. Die Zahlen sind seit mehr als zehn Jahren auf einem ähnlich hohen Niveau. Mein Eindruck ist: Für viele junge Menschen kommt eine Ausbildung oftmals kategorisch gar nicht mehr in Frage. Dabei sind Ausbildungsberufe so wichtig für uns alle! 

Was wäre der Sonntagmorgen ohne frisch gebackene Brötchen? Wer würde uns die Haare schneiden? Wer würde unseren Internetanschluss zu Hause schalten? Und wie würden Autos repariert? Diese Fragen könnte ich bis ins Unendliche führen. Worauf ich hinaus will: Im Alltag geht das Bewusstsein für die Rolle unseres Berufs für die Gesellschaft schnell unter. Ich sage: Jeder Beruf, egal ob gelernt oder studiert, trägt seinen Teil zu unser aller Alltagsleben bei und verdient Respekt.

Deshalb danke Hotelkauffrauen, Köche, Mediengestalterinnen, Raumausstatter oder Maskenbildner. Danke an alle Bäcker, die ihr euch zu früher Morgenstunde aus dem Bett quält. Danke euch Tischlern, Metzgerinnen, Einzelhandelskaufleuten, Friseuren und Krankenschwestern und Justizfachangestellten. Ihr habt euch für eine Ausbildung entschieden statt studieren zu gehen.

Etwa 28 Prozent der Studierenden brechen ihr Bacherlor-Studium ab. Klausurstress, Notendruck und langweilige Vorlesungen können demotivieren. Auch die Selbstorganisation oder das Zeitmanagement können Gründe für junge Menschen sein, das Studium abzubrechen. Macht stattdessen eine Ausbildung. Über 21.000 Auszubildende im aktuellen Lehrjahr haben auch eine Ausbildung begonnen und waren zuletzt an einer Hochschule eingeschrieben – oder sind es noch immer.

Unternehmen in ganz Deutschland fehlen trotzdem die Auszubildenden. „Wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zu seiner Umfrage Ausbildung 2017 unter etwa 10.500 Unternehmen berichtete, lag die Quote zuletzt bei 31 Prozent – im Vergleich zu 12 Prozent zehn Jahre zuvor. Fast jeder zehnte Ausbildungsbetrieb hat noch nicht einmal eine Bewerbung erhalten“, sagt DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Allein in Nordrhein-Westfalen waren zu Ausbildungsstart noch etwa 25.000 Stellen unbesetzt.

Woran liegt das? Die vergleichsweise niedrige Bezahlung ist wohl ein wesentlicher Aspekt. Meinem Eindruck nach sind Ausbildungsberufe teilweise nicht so hoch angesehen in der Gesellschaft. Ich denke, das ist völlig falsch! Ich wünsche, dass wir jeden Beruf gleich wertschätzen. Wir alle sollten uns ins Bewusstsein rufen, warum unser Alltag so funktioniert, wie er funktioniert. Also sagt doch das nächste Mal nett „Danke“, wenn ihr beim Bäcker seid. Darüber freut sich jeder und wird es euch mit einem Lächeln danken.

Titelfoto: Austin Ban / Unsplash

1 Comment

  • Lea sagt:

    Lieber Oskar,
    vielen Dank für diesen Beitrag. Ich möchte eine Ausbildung machen. Wo gibt es Übersicht über die ganzen Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland?

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