Uni-Wahlen: Lohnt sich der Gang zur Urne?

Duell am Donnerstag

In der nächsten Woche stehen an der TU Dortmund mal wieder die Gremienwahlen an. Die Studenten können dann ihre Vertreter im Fakultätsrat und im Senat sowie eine Gleichstellungsbeauftragte bestimmen. An der Ruhr-Universität Bochum wird Ende Januar das Studierendenparlament gewählt. Jede Menge Mitbestimmungsmöglichkeiten, doch alle diese Wahlen an Universitäten haben ein Problem: Kaum einer geht hin. Grund: unbekannt. Lohnt sich denn der Gang zur Urne überhaupt?

PRO CONTRA
Ja, der Gang zur Urne lohnt sich. Wahlen sind ein wichtiger Bestandteil der demokratischen Grundordnung unserer Gesellschaft. Wer mitbestimmen will, der muss eben ab und zu ein paar Kreuze setzen. Ein Aufwand, der sich in Grenzen hält. Doch in den vergangenen Jahren gab es leider einen Trend: Die größte Partei ist die der Nichtwähler. Das gilt für Bundestags- und Landtagswahlen, noch mehr allerdings für Gremien- und Parlamentswahlen an der Uni. Die Wahlbeteiligung ist hier beinahe lächerlich niedrig, die Unwissenheit unter den Studenten groß. Fakultätsrat? Senat? Mehr als ein Schulterzucken haben viele dafür nicht übrig.

Unwissenheit oder einfach nur Faulheit?

Ein Argument hört man auf dem Campus besonders oft: „Ich kenne die ja gar nicht, die ich da wählen soll!“ Dieses Problem lässt sich mit einem Blick auf die Liste der antretenden Gruppen lösen. Namen wie „Christliche Demokraten“, „Jusos“, „Die Grünen“ oder „Linke Liste – Für freie Bildung“ lassen erkennen, welche Interessen und Positionen vertreten werden. Diese Ausrede zieht also nicht. Auch nicht: „Ich weiß doch gar nicht, was die überhaupt machen!“ Was die Gleichstellungsbeauftragten machen erklärt sich von selbst. Die Fakultätsräte bestimmen unter anderem den Dekan, verwalten das Geld und können Prüfungsordnungen ändern. Der Senat bestätigt beispielsweise die Wahl des Rektorats, kann die Grundordnung der Uni oder auch die Zulassungszahlen für einzelne Studiengänge ändern. Alles wichtige Sachen, oder?

Bist du wunschlos glücklich mit deinem Studium?

Wem das alles egal ist, der kann bei den Wahlen zu Hause bleiben. Doch kaum ein Student ist wunschlos glücklich. Und einfach nur meckern, ohne alles versucht zu haben, zählt nicht. Wenn also der Nichtwähler sich noch einmal über den hohen NC, den unfähigen Dekan oder die personelle Unterbesetzung an einigen Lehrstühlen beschwert, dann kann sich dieser eigentlich nur an die eigene Nase fassen. Die Möglichkeit mit seiner Stimme etwas zu beeinflussen, hat er verschenkt – zumindest bis zur nächsten Wahl.

Nein, der Gang zur Urne lohnt sich nicht. Für das Wählen sein ist einfach. Wer ist schon gegen eine Wahl? Politisch, moralisch und überhaupt ist das ja kaum vertretbar. Da wird besonders schief angeguckt, wer ein Contra schreibt. Keine Angst, ich verlange kein Mitleid. Letzteres gebührt viel mehr all jenen, die den Moralapostel spielen und trotzdem nicht wählen gehen. Anders lässt es sich schließlich nicht erklären, dass auch dieses Jahr die Wahlbeteiligung wieder relativ gering ausfallen dürfte.

Infos zur Wahl? Fehlanzeige

Wozu soll ich wählen gehen, wenn ich nicht weiß wofür? Das denken viele Studenten zu Recht. Die TU Dortmund schafft es ganz gut, der Gremienwahl so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu schenken. Immerhin gibt es in diesem Jahr eine Ankündigung auf der Homepage. Das war im letzten Jahr anders. Studenten der Alternativen Liste wetterten damals, der Uniball sei offenbar von größerer Bedeutung als die Gremienwahl.

Doch selbst wer von der Wahl weiß, wird daraus nicht schlau. Um herauszufinden, wer oder was da überhaupt gewählt werden soll, braucht es schon eine eingehende Recherche. Und selbst dann stellt sich die Frage: Wer sind die Kandidaten überhaupt? Ich bin nachweislich jedenfalls nicht die einzige, die das Kreuzchen in den letzten Jahren allein nach dem Kriterium „Schönheit des Namens“ gesetzt hat. Lebensläufe der Kandidaten sucht der interessierte Wähler vergebens.

Ohne Fleiß keine Wähler

Ich möchte weder dem Senat noch den Fakultätsräten und auch nicht der Gleichstellungsbeauftragten ihre Berechtigung absprechen. Die Bedeutung dieser Gremien wird den Studenten aber überhaupt nicht klar gemacht. Und dann muss sich auch niemand wundern, wenn sich keiner dafür interessiert. Bei den Wahlen zum Studierendenparlament ist das ähnlich. Dass es auch anders geht, zeigt die Ruhr-Universität Bochum: Dort buhlen die Parteien gerade mit Plakaten, Flyern und Argumenten um ihre Wähler. Das macht Demokratie schließlich aus.



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