Die erste folgenschwere Entscheidung bei den Vorwahlen in den USA ist gefallen: Donald Trump wird aller Voraussicht nach die Republikanische Partei bei den Wahlen Anfang November vertreten. Hat der milliardenschwere Immobilien-Mogul wirklich Chancen auf das Präsidentschaftsamt? Ausgerechnet Hillary Clintons ärgster Widersacher könnte für Trump zum Trumpf werden.
Was vor einem Jahr noch nach schlechter Stand-Up-Comedy aussah, ist mittlerweile zu einem Kernpunkt der politischen Debatte in den USA geworden: Nachdem Donald Trump am 4. Mai bei den Vorwahlen in Indiana triumphiert hat, sind seine ärgsten Konkurrenten aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ausgestiegen: Texas‘ Senator Ted Cruz und Ohios Gouverneur John Kasich. Trump bleibt damit bei noch neun verbleibenden Vorwahlen als letzter Kandidat der „GOP“, der „Grand Old Party“ über. Er hat im November also die Chance, sich in die Liste republikanischer Präsidenten wie Abraham Lincoln oder Theodore Roosevelt einzureihen. Nach acht Jahren unter Barack Obama würde er der erste republikanische Präsident seit George W. Bush – ohne große politische Vorerfahrung zu haben.
Ted Cruz drops out of the 2016 presidential race: „We are suspending our campaign“ https://t.co/e9c4dkjYeB https://t.co/Uqiezjh6U0
— CNN Politics (@CNNPolitics) 4. Mai 2016
Wie geht es im US-Wahlkampf weiter?
Ganz sicher ist Trumps Kandidatur formal noch nicht. Im Moment hat der 69-Jährige 1007 Delegiertenstimmen auf seinem Konto. 1237 sind für die endgültige Nominierung auf dem Parteitag der Republikaner Mitte Juli in Cleveland notwendig. Da Trump bei den verbleibenden neun Vorwahlen keinen Gegenwind von anderen Kandidaten fürchten muss, dürften die üblichen Delegiertenstimmen nur noch Formsache sein.
Tatsächlich ist der gebürtige New Yorker vielen Parteimitgliedern aber ein Dorn im Auge. Bis zur Aufgabe von Cruz und Kasich hatten selbst führende Parteimitglieder wie Paul Ryan und bereits ausgeschiedene Kandidaten wie Jeb Bush oder Lindsey Graham auf eine sogenannte „Contested Convention“, eine Kampfabstimmung, in Cleveland gehofft. Die hätte es gegeben, wenn kein Kandidat bis zum Ende der Vorwahlen die notwendigen Delegiertenstimmen zusammenbekommen hätte. Bei der Kampfabstimmung hätten die Delegierten der einzelnen Staaten dann nicht mehr für den Sieger in ihrem Bundesstaat stimmen müssen, sondern hätten sich ihren Kandidaten frei aussuchen können.
Ergebnisse der US-Vorwahlen nach Indiana https://t.co/wEomDGvrLM pic.twitter.com/2L6ycgeopb
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Da Trump mittlerweile alleine im GOP-Lager ist, kann er sich auf seine Kampagne gegen die Demokraten konzentrieren. Im Mittelpunkt steht Hillary Clinton, die Trump bei jeder Möglichkeit öffentlich niedermacht. Die Frau von Ex-Präsident Bill Clinton liegt auf den ersten Blick nur knapp vor ihrem links-ausgerichteten Widersacher Bernie Sanders. Hinzu kommen aber noch die 714 Superdelegierten, die sich ihren Kandidaten unabhängig von den Vorwahlergebnissen aussuchen dürfen. Hier liegt Clinton mit 520 Unterstützern klar vor Sanders (38). Nach aktuellem Stand fehlen der 68-Jährigen also nur noch 162 Delegierte zur Nominierung.
Auch wenn Clinton fleißig gegen Trump schießt und dessen frauenfeindlichen Aussagen immer wieder aufgreift, ist ihr eigentliches Problem der parteiinterne Rivale Sanders. Der Senator aus Vermont will seinen wohl aussichtslosen Kampf gegen Clinton noch nicht aufgeben. Eine Internet-Petition seiner Anhänger mit dem Titel „Bernie or Bust“ ruft weitere Sanders-Wähler dazu auf, bei einer Nominierung Clintons nicht für sie, sondern Grünen-Kandidaten Jill Stein zu stimmen. Ein Kurs, der parteiintern für Knirsch sorgt: Durch das aufreibende Duell mit Sanders wird Clinton quasi von zwei Seiten beschossen, einmal parteiintern und einmal von Republikaner Trump. Sie selbst hatte 2008 vorzeitig ihre Kampagne abgebrochen und ihre Unterstützer dazu aufgerufen, Barack Obama zu unterstützen. Auch sie selbst hat sich hinter Obama gestellt. Nun hofft Clinton darauf, dass Sanders bald zur Einsicht kommt.
Das erste TV-Duell der beiden Kandidaten findet übrigens am 26. September statt, die US-Wahlen selbst stehen am 8. November an.
Wie funktionieren die US-Vorwahlen? Hier gibt’s die Erklärung in Kurzform
Das sagt Donald Trump in seinem Wahlkampf:
Happy #CincoDeMayo! The best taco bowls are made in Trump Tower Grill. I love Hispanics! https://t.co/ufoTeQd8yA pic.twitter.com/k01Mc6CuDI
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) May 5, 2016
Das sagt Hillary Clinton in ihrem Wahlkampf:
Was sagen die aktuellen Umfragen:
Auch wenn Clinton in den meisten Prognosen vor Trump liegt, sind die Ergebnisse knapper als gedacht. Laut einer Umfrage der „Huffington Post“ würden die Wähler im Moment die ehemalige First Lady Trump vorziehen, zuletzt befindet sich der Immobilien-Mogul aber wieder im Aufwind. Ein Grund neben Trumps feststehende Kandidatur ist aber auch Clintons interner Clinch mit Sanders, der ihr noch zum Verhängnis werden könnte.
#Clinton vs #Trump #poll
via @HuffingtonPost #Hillary #USElections2016 #Trump2016 #PresidentialElection pic.twitter.com/P93UuCAXkM— Velina Tchakarova (@vtchakarova) May 5, 2016
Trump muss sich immer wieder auch gegen interne Konkurrenten wehren, neben den Ex-Kandidaten Jeb Bush und Lindsey Graham erklärte auch Paul Ryan, als Sprecher des Repräsentantenhauses einer der einflussreichsten Republikaner in Washington, er sei „noch nicht bereit, Donald Trump zu unterstützen.“ Selbst die Evangelikaner, normalerweise eine Gruppe, die klar hinter den Republikanern steht, ist unsicher. Heather Dreesman, eine Wählerin aus Nebraska, erklärte etwa gegenüber der „Washington Post“: „Ich will nicht, dass ich in Zukunft zurückschaue und sagen muss: Ich habe Hitler gewählt. Ich habe das Gefühl, dass ich genau das mache, wenn ich für Donald Trump stimme.“
Beitragsbild: flickr.com, Gage Skidmore, Mike Mozart, Brett Weinstein, bearbeitet von: Sebastian Hahn