Generation What? Generation ohne Zukunft!

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Ausbildung, Job, Liebe: Das sind nur drei Bereiche, mit denen junge Menschen in Europa täglich konfrontiert sind. Doch nicht in jedem Land sind die Sorgen der jungen Generation gleich. Wie denken junge Erwachsene in Deutschland über ihr Leben und ihre Zukunft? Mit einer interaktiven Umfrage gehen das ZDF und Co. diesen Fragen nach.

Generation What?“ heißt das Projekt, das die größte Jugendstudie jemals in Europa werden soll. Sie beschäftigt sich mit Zielen, Hoffnungen und Ängsten von Europäern zwischen 18 und 34 Jahren. Das Projekt ist die Fortsetzung der Umfrage „Génération Quoi?“, die im Jahr 2013 in Frankreich stattgefunden hat. Jetzt wird die Studie zu einem europäischen Projekt. Junge Menschen aus Europa teilen in 149 Fragen ihre Meinungen und Einstellungen zu verschiedenen Themen. Von der Wirtschaftskrise über die erste Liebe bis zur Beziehung zu den Eltern. Es geht um alle Bereiche, die junge Erwachsene betreffen. Aus insgesamt 31 Ländern von Portugal bis Griechenland liegen bereits Ergebnisse vor. Das Projekt läuft bis zum Herbst.

Mit Arbeit zur Selbstverwirklichung?

„Der Fragebogen lässt sich in 21 Themenbereiche unterteilen“, erklären ZDF, Bayerischer Rundfunk und SWR online. Zusätzlich können sich die Teilnehmer zu jedem Thema Videointerviews ansehen. Die deutschen Sender haben sogar vier große Dokumentationen zur Umfrage produzieren lassen. In einer von ihnen stehen Ausbildung und Job im Mittelpunkt. 

Wir lernen die 31-jährige Uta aus München kennen. „Mein Lebenslauf ist etwas atypisch“, sagt sie zu Beginn des Interviews. Nach dem Jurastudium arbeitete sie für eine internationale Anwaltskanzlei. „Nach einem Jahr hatte ich da ziemlich die Faxen dicke.“ Sie kündigte und arbeitet seitdem als Hostesse oder in der Modelbranche: „Das ist sehr abwechslungsreich und spannend.“ Uta hat sich gegen die Sicherheit eines festen Gehalts entschieden. Jetzt macht sie das, was ihr gefällt, obwohl sie weniger verdient als früher.

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Arbeit ist für dich vor allem...

Uta wählte damit einen anderen Weg als die Mehrheit hierzulande. Jeder Zweite der deutschen Teilnehmer von „Generation What?“ sehen Arbeit als eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Nur knapp dahinter steht Arbeit als Selbstverwirklichung bei 46 Prozent. Auch in Polen steht Geld verdienen an erster Stelle. Der 32-jährige Pavel aus Lodz gehört wie Uta zur Minderheit: „Ich war angestellt und wurde dann entlassen“, erzählt er. Zuvor brach der Pole sein Architekturstudium ab. Zusammen mit Freunden gründete er ein eigenes Architekturbüro. „Ich merkte, dass das Studium nicht der richtige Weg ist, um Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen.“ Jetzt baut er Gebäude aus natürlichen Materialien.

Gleiche Chancen für alle?

Im europäischen Vergleich unterscheiden sich die Antworten der Südstaaten von den anderen. In Spanien sehen 62 Prozent Arbeit als Selbstverwirklichung, in Italien sind es 72 Prozent. Ein ähnliches Bild zeichnet sich ab bei der Frage, ob der eigene Einsatz bei der Arbeit belohnt wird. In Spanien und Italien scheint das nicht der Fall zu sein. Vollkommen zufrieden sind nur die Schweden.

Zum Hintergrund: Das Multimedia-Projekt wird von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) koordiniert. Der Bayerische Rundfunk, der SWR und das ZDF leiten die Studie in Deutschland. Im Mittelpunkt steht ein interaktiver Fragebogen. Er soll die Teilnehmer spielerisch dazu anhalten, über sich selbst zu sprechen, heißt es auf der offiziellen Homepage. Seit dem Start am 11. April haben bereits 75.536 Personen aus Deutschland teilgenommen. In ganz Europa sind es fast 671.000 Menschen.

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Hast du das Gefühl, dass dein Einsatz bei der Arbeit belohnt wird? | Quelle: generation-what.de

Die Doku führt uns zur 30-jährigen Claudine aus Luxemburg. Sie studiert Pädagogik und arbeitet in einem Heim für junge Mädchen, die nicht mehr zuhause leben können. „Sie haben alle psychische und physische Gewalt erlitten.“ Die Mädchen würden von ihren Eltern flüchten: „Sie wollen frei sein.“ Ihnen sei zu oft gesagt worden, dass sie nichts sind und nichts können. Daran Schuld sei auch das Schulsystem: „Für sie funktioniert es nicht, es ist zu streng und zu starr.“

39 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass das Bildungssystem zum Teil allen die gleichen Chancen bietet. Nur sechs Prozent stimmen dem uneingeschränkt zu. Ein Drittel spricht sich zum Teil dagegen aus. Nur in Frankreich und Spanien findet man eine Mehrheit, dass das Bildungssystem manche Menschen benachteiligt. In Claudines Heimatland sind die Menschen sich nicht einig. Keine der Seiten hat eine Mehrheit.

Unser Bildungssystem bietet allen die gleichen Chancen

Schmetterlinge im Bauch?

Eine andere Kategorie der Umfrage heißt „Toleranz“. Die Fragen drehen sich um Zuwanderung, Verschleierung oder Homosexualität. Von den deutschen Teilnehmern sind 82 Prozent der Meinung, dass Zuwanderung die kulturelle Vielfalt bereichert. Länder in Osteuropa aber auch Großbritannien, Portugal und Skandinavien sprechen sich dagegen aus.

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Zuwanderung bereichert unsere kulturelle Vielfalt | Quelle: generation-what.de

Wenn sich ein homosexuelles Pärchen auf offener Straße küsst, stört das nur junge Menschen in Osteuropa und Skandinavien. In der Heimat von Richard ist die junge Generation tolerant: Der 26-Jährige aus Manchester, England sagt über sich: „Ich entspreche dem Klischee eines Schwulen.“ Trotzdem schliefe er auch mit Frauen. Auch für One-Night-Stands sei der Brite offen. Das entspricht der Mehrheit der jungen Europäer. Sie sehen darin lediglich eine Begegnung ohne romantischen Hintergrund. In Polen, Kroatien, aber auch in Portugal, ist ein One-Night-Stand für viele undenkbar.

Ein One-Night-Stand ist für dich...

Angelina und Saher sind 18 Jahre alt und seit fünf Monaten ein Paar. Er kam vor drei Jahren aus dem Irak nach Deutschland. Zufällig lernten sie am Bahnhof in Freiburg kennen. „Ich kann schon sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick war“, sagt Angelina. Auch Saher schwärmt von seiner Freundin und kann sich vorstellen, sein Leben mir ihr zu verbringen. Für beide ist eine Beziehung ohne Liebe nicht vorstellbar. Fast zwei Drittel der deutschen Teilnehmer an „Generation What?“ stimmen ihnen zu. Ein Fünftel der Befragten verrät, dass sie schon mal eine Beziehung hatten, in der sie ihren Partner nicht liebten. Umgekehrt können nur 13 Prozent ohne Liebe in ihrem Leben glücklich sein.

In einer Beziehung ohne Liebe zu sein, ist bei dir...

Bis dass der Tod uns scheidet?

Doch was bedeutet es für junge Menschen eigentlich, in einer Beziehung zu sein? Glück, Verpflichtung, Spaß, Bestätigung, oder Schmerz? Drei Viertel der Befragten in Deutschland antworten hier mit Glück, doch im europäischen Vergleich gibt es noch eine andere Top-Antwort: Unter anderem in Spanien, Portugal oder Polen bedeutet eine Beziehung Verpflichtung. Treue ist für alle wichtig, manchmal aber auch verhandelbar. Im Videointerview sagt ein Mann, es sei okay, sich mit einer anderen zu treffen, „wenn man mit dem Partner darüber spricht und er damit einverstanden ist.“

Der nächste Schritt ist die Hochzeit. Im Videointerview wird deutlich, dass sie für viele immer noch ein fester Bestandteil des Lebens ist. Mehr als die Hälfte der deutschen Teilnehmer bezeichnet den vermeintlich schönsten Tag als Traum. 57 Prozent in Deutschland wollen einmal verheiratet oder in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft sein. Einer von fünf Befragten schließt hingegen die Ehe für sich aus, mehr als ein Viertel sehen in ihr keinen Nutzen. Für sie ist es „nur ein Stück Papier. Dementsprechend ist sich Europa einig, dass eine Scheidung manchmal notwendig ist. 

Was denkst du über die Ehe?

Immer mehr junge Menschen können sich ebenfalls vorstellen, ohne Kinder glücklich zu sein. Jeder Zweite in Deutschland ist dieser Meinung. In Europa gehen die Meinungen aber auseinander. Die Mehrheit in Frankreich, Tschechien oder Österreich wünscht sich Kinder. Für die Deutschen ist es wichtiger zu heiraten, als Kinder zu haben. Nur für drei Prozent haben Kinder höchste Priorität.

Wenn du an die Zukunft denkst, wie siehst du dich?

Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie sich die junge Generation nun nennt. „Generation What?“ fragt die Teilnehmer nämlich nach einem Namen für die Gruppe der 18- bis 34-Jährigen. Im Moment führt „Generation Internet“. 1574 Teilnehmer haben bisher für den Begriff gestimmt. 33 deutsche Teilnehmer schlugen „Generation Ratlos“ vor. Fast 50 Personen bezeichnen ihre Generation als „ohne Zukunft“. 

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Wortwolke: Wir sind die Generation… | Quelle: generation-what.de

Beitragsbild: Flickr/ Chris Devers

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