Ohne Moos nichts los? Ein Selbstversuch

Angespornt durch die Aussage, dass mit steigendem Reichtum nicht zwangsläufig Zufriedenheit erreicht wird, nehme ich das Experiment in Angriff. Ähnliche Sätze habe ich oft in Wirtschaftsvorlesungen zu hören bekommen. Aber ist das wirklich so? Sind Leute mit großem Vermögen  noch neidisch auf ihre Mitmenschen? Das würde ja  im Umkehrschluss bedeuten, dass man damit gut umgehen kann, wenn man weniger Geld als andere zur Verfügung hat.

Ohne Moos nichts los

Hat Geld so einen hohen Stellenwert? Foto: Lupo/pixelio.de. Teaserfoto: Sascha Buhl/pixelio.de

Ob letzteres  wirklich der Fall ist, will ich mit meinem Selbstversuch ausprobieren: Eine Woche ohne Geld auskommen. Ich will feststellen, ob und in welchen Alltagssituationen mir Bargeld oder auch die Bankkarte fehlen werden und wie ich damit umgehe. Die Regeln sind klar definiert: Der Versuch geht von Montag bis Montag. Hungern und auf der Straße leben muss ich nicht. Erlaubt ist, dass ich am Montag für die Woche einkaufen gehe.  Ab dann darf ich kein Geld mehr ausgeben und auch kein Geld bei mir tragen.

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Voller Kühlschrank am Wochenanfang. Foto: Nina Stoffer

Tag 1: Start des Experimentes
Nun geht es los. Die Woche startet am Montag mit dem gesamten Wocheneinkauf. 70 Euro ist die maximale Schmerzgrenze, die mein Budget hergibt. Das ist ziemlich großzügig berechnet und geizig wie ich bin, kaufe ich nur das Nötigste.  Im Supermarkt wandern Lebensmittel wie Milch, Brot, Eier und Kartoffeln in den Einkaufswagen. Insgesamt alles, was ich für eine Woche an Lebensmittel brauchen werde.

Schon lange habe ich meinen Kühlschrank nicht mehr so voll gesehen, da ich nie den Kühlschrank komplett gefüllt habe. Unter der Woche  bestelle ich nämlich gerne mal eine Pizza oder kaufe mir schnell ein Brötchen beim Bäcker.

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Das Portemonnaie ist leer. Bargeld und Bankkarten wandern in den Schrank. Foto: Nina Stoffer

Das ist ab jetzt Tabu, denn nach dem Einräumen der Lebensmittel startet das Experiment. Bargeld und Bankkarten verschließe ich in den Schrank. Ohne einen Cent in der Tasche versuche ich nun, meinen Alltag so normal wie möglich fortzuführen. Momentan  bin ich auch zuversichtlich, dass mir gut gelingen wird.

Tag 2: Sommer?! Na toll!

Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Einschränkungen durch das Experiment  so schnell merken würde. Pünktlich zum Wochenanfang ist der Sommer in Dortmund angekommen.  Herrliches Freibadwetter ist eigentlich ein Grund zur Freude, doch mich stellt das vor eine große Herausforderung. Schon während der Vorlesungen verabreden sich meine Kommilitonen fürs Freibad. Die finden mein Experiment zwar gut, aber ihre Schadenfreude ist ihnen anzumerken. Vor allem glauben sie nicht, dass ich bei dem Wetter komplett auf Geld verzichten kann. Das spornt mich erst recht an.

Immerhin lädt mich eine Freundin zum Freibadbesuch ein. Na prima – zweiter Tag des Experimentes und ich muss schon den Eintritt schnorren.  Aber damit nicht genug: Mir wird bewusst, was zu einem Tag im Freibad dazugehört: Die obligatorische Freibad-Pommes, ein Eis oder eine eiskalte Cola kann ich mir auch  nicht leisten. Das macht den Freibadbesuch nur halb so schön und nochmal bei meinen Freunden schnorren will ich heute auch nicht mehr. Für morgen muss ich mir auf jeden Fall eine günstige Alternative suchen.

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