Fantastische Biersorten und
wo sie zu finden sind

Für Bierliebhaber sind Apps über Bier auf dem Smartphone natürlich Pflicht. Vor allem, wenn auch noch Dortmunder Studenten die Idee für eine App hatten und sie entwickelt haben. Die Wo-ist-Bier-App zeigt einem an, wo man in der Nähe Bier finden kann.

Im neusten Film des Harry Potter-Universum aus der Feder von J.K. Rowling geht es um fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Zauberer Newt Scamander irrt durch New York und versucht seine entflohenen Zaubertiere wieder aufzutreiben. Ähnlich kann es einem in Dortmund ergehen, wenn man durstig durch die Stadt schlendert und den Körper das Verlangen nach einer kühlen Flasche Bier überkommt. Denn, wenn es nach neun Uhr ist, sind die Supermärkte geschlossen. Wo bekommt man also eine Flasche, ein Sixpack oder gleich eine ganze Kiste her? Man begibt sich in das Abenteuer „Fantastische Biersorten und wo sie zu finden sind“.

Kai Brügge und Sascha Heußen sind zwei der vier Gründer der „Wo-ist-Bier?“-App. Foto: Dominik Rosing

Zum Glück gibt es in dieser Welt, im Gegensatz zur Zauberwelt, Smartphones und Apps. Denn so kamen vier Dortmunder Studenten auf die Idee, eine App zu entwickeln, die dem Nutzer anzeigt, wo in der Nähe die nächste Flasche Bier zu finden ist – einfach magisch. Kai Brügge und Sascha Heußen sind zwei der Entwickler und sie finden, dass die App perfekt ins Ruhrgebiet und vor allem zu Dortmund passt: „Ich kann mir vorstellen, dass es in Dortmund am meisten Kioske in Deutschland gibt. Und der Kiosk ist auch total typisch für das Ruhrgebiet, ein Aushängeschild“, sagt Sascha. „Und weil Kioske ja nicht bei Google Maps zu finden sind, haben wir uns mal die Mühe gemacht“, ergänzt ihn Kai. Mühe, die aber mit sehr viel Spaß verbunden war und ist: „Wir sind viel rumgefahren, besonders der Sascha war viel unterwegs auf seinem Fahrrad und seinem Einrad.“ Und dabei gab es natürlich immer die eine oder andere obligatorische Pulle Bier.

Bierhauptstadt Dortmund

Und tatsächlich ist wohl in keiner anderen Stadt Deutschlands das Bier ein so großer Bestandteil der Lebenskultur wie in Dortmund. In Dortmund wird Bier gelebt, hier wird Bier geatmet. Die Geschichte des kühlen Blonden reicht weit in die Geschichte der Stadt zurück. Um 1900 gab es in der Westfalenmetropole 30 Brauereien, in den 50er- und 60er-Jahren war Dortmund das Bierzentrum Europas. Bis heute sind noch acht Brauereien übrig geblieben. Eine davon ist die Dortmunder Union Brauerei. Das Dortmunder U, eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, ist das ehemalige Gebäude der Brauerei, nach der das Unionsviertel benannt ist. Und dort gibt es Kioske wie Sand am Meer. 

Die Bier-App zeigt an, wo der nächste Kiosk ist. Foto: Dominik Rosing

Ein Blick auf das Handy genügt und schon sieht man sämtliche Kioske in der Nähe. Einer davon ist der Kiosk in der Adlerstraße von Bilal Eroglu. Bilal kennt die App bereits, denn er hat die Jungs, als diese seinen Kiosk eintrugen, getroffen. Die Idee findet er super: „Sie hilft jedem, der sich in der Stadt noch nicht so auskennt, sich zurechtzufinden.“ Besonders praktisch findet Bilal, dass die App nicht nur anzeigt, wo sich die Kioske befinden, sondern auch welche Öffnungszeiten sie haben, welches Bier dort zu kaufen ist und wie teuer jede einzelne Flasche ist. Die „Wo-ist-Bier?“-App ist also auch auf seinem Handy. „Ab und zu schaue ich mal rein, ob die Daten noch stimmen“, sagt er, „jeder kann da schließlich Daten eintragen und korrigieren. Da kommt es mal zu Fehlern.“

Raum der Wünsche

Vor dem prall gefüllten Kühlschrank in Bilals Kiosk machen Leber und Milz einen Freudensprung. Davor baut sich eine große Pyramide aus Bierkästen sämtlicher Sorten auf. Pils, Export, Radler, Weizen, Helles, Dunkles, in 0,33 Liter oder auch 0,5 Flaschen. Mit Kronkorken, mit wieder verschließbarem Deckel oder Bügelverschluss. So muss der Raum der Wünsche in Hogwarts für Bierliebhaber aussehen. Bilal testet die App, erkennt allerdings direkt die erste Unstimmigkeit: Im Kühlschrank sind viel mehr Sorten zu finden, als tatsächlich in der App eingetragen sind. Ob wenigstens die Preise stimmen? In der App steht, dass eine 0,5-Liter-Flasche Dortmunder Kronen 99 Cent inklusive Pfand kostet. „Das kostet bei uns im Laden 82 Cent ohne

Kioskbesitzer Bilal Eroglu testet die Bier-App. Foto: Dominik Rosing

Pfand, mit Pfand liegen wir bei 90 Cent“, sagt Bilal. Auch ein halber Liter Hövels kostet im Kiosk weniger, als in der App steht. Solange es günstiger ist, freut man sich ja wenigstens beim Bezahlen an der Kasse. Aber wenn es mal teurer ist? Wenn man extra nur die passende Summe aus der Sofaritze gefummelt hat und dann im Kiosk geschockt feststellen muss, dass die Welt unfair und gemein ist? Dann steht man nicht nur selbst dumm da, sondern der Kioskbetreiber auch. „Hast du etwa die Preise erhöht?“, „Wucher“, „Merkel ist Schuld“ – das darf er sich dann alles anhören.

Das Logo der App. Foto: Dominik Rosing

Auch in anderen Kiosken des Unionsviertels stimmen nicht alle Daten. Häufig fehlen Biersorten, die Preise stimmen nicht oder der Kiosk wurde an einer falschen Hausnummer eingetragen. Das könnte daran liegen, dass jeder Nutzer der App neue Kioske eintragen kann und die Datenbank der einzelnen Kioske ergänzen, korrigieren oder auch löschen kann. Sascha und Kai wissen um das Problem. „Wenn etwas falsch eingetragen wird, bekommen wir das relativ schnell mit. Es kommen dann sehr schnell Beschwerden und dann können wir das wieder richtig eintragen“, so Kai. Nichtsdestotrotz checken auch sie „halbwegs regelmäßig“ die Daten. „Wir vertrauen den Leuten da auch und bisher gab es da keine großen Probleme“, so Kai. Sie sehen auch das Gute an den Fehlern. „Es werden mittlerweile mehr Kioske von Nutzern eingetragen als von uns“, freut sich Sascha. 

Weltmarktübernahme

Die genaue Anzahl der Nutzer der App kennen die Zwei leider nicht. Weil es aber immer mehr Nutzer gibt, werden mittlerweile auch Kioske in ganz Deutschland eingetragen. Eine Expansion, die einkalkuliert war. „Geplant war es natürlich von vornherein, dass wir möglichst schnell den nationalen und dann den Weltmarkt auch übernehmen“, sagt Sascha mit einem Augenzwinkern. Ob Kiel, Berlin oder München – egal wo es im Urlaub hingehen soll, Nutzer wissen, wo sie dort auch Bier finden. Wenn es mal nach Übersee gehen soll, wäre es auf jeden Fall auch praktisch, dort die App nutzen zu können. Denn auch wenn sich die Suche nach fantastischen Tierwesen nach einem großen Abenteuer anhört, sollte man beim Bier lieber kein Risiko eingehen.

Beitrags-/Teaserbild: Dominik Rosing

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