Der steinige Weg zum Stipendium

Kaum ist das Semester vorbei, soll schon der nächste Semesterbeitrag überwiesen werden. Wenn so eine große Summe auf einmal abgebucht wird, reißt das einigen von uns ein ganz schönes Loch ins Girokonto. Zum Glück gibt es Stipendien, die helfen, diese und andere Kosten wieder auszugleichen. Aber wie kommt man überhaupt an so ein Stipendium? Und welches ist das richtige?

Genau wie bei jeder anderen Bewerbung gilt auch für Stipendien: Frühe Recherche ist das A und O. Wer weiß, dass er ohne ein Stipendium im Studium nur schwer über die Runden kommt, sollte sich direkt aufraffen und mit der Suche beginnen. Dafür gibt es hilfreiche Stipendien-Suchmaschinen, wie beispielsweise das Portal „Stipendienlotse“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Je früher man sich bewirbt, desto besser. Es ist nicht ratsam, die Recherche zu verschieben, da es bei fast allen Stipendien feste Bewerbungsfristen gibt. Verpasst man die, muss man Monate oder sogar bis zum nächsten Jahr warten, um die Bewerbungsunterlagen einzureichen.

Der passende Förderer

Die Leistungen der Stipendien erstrecken sich von Auslandsaufenthalten bis hin zu materieller oder ideeller Förderung. Einige von ihnen unterstützen die Studierenden mit einer regelmäßigen Betreuung, andere bieten Workshops an, bei denen man nicht nur viel dazulernen, sondern auch neue Leute kennen lernen kann. Aber welches Stipendium ist nun das richtige? Was erwarten die Stiftungen von ihren Stipendiaten? Und umgekehrt: Welche Anforderungen stellen diese an sie?

Die meisten Stiftungen wollen vor allem soziales Engagement sehen. Auch gute Noten sind wichtig, aber nicht ausschlaggebend. Die Persönlichkeit des Bewerbers oder der Bewerberin steht im Vordergrund. Relevant ist zum Beispiel die Meinung zu aktuellen Themen. Die Auswahlkommission will wissen, warum man sich gesellschaftlich engagiert – und nicht, warum man keine eins in Mathe hat.

Es wäre völlig falsch, sich einfach für irgendein Stipendium zu bewerben, um Geld zu kassieren. Denn eine Stiftung nimmt nur Leute in ihre Förderung auf, die auch in diese hineinpassen. Wenn man sich beispielsweise für eine politische Stiftung bewerben möchte, die einer entsprechenden Partei nahe steht, sollte man auch die grundlegenden Werte der Partei vertreten – was nicht heißt, dass man direkt Parteimitglied werden muss.

Die Bewerbung

Wenn das Traumstipendium gefunden ist, heißt es: bewerben! Hier gelten die gleichen Regeln wie bei jeder anderen Bewerbung auch: Zeit nehmen und sorgfältig gestalten. Mal abgesehen davon, dass Rechtschreibfehler und grammatikalische Patzer nicht wirklich gut ankommen, muss man genau schauen, welche Unterlagen verlangt werden. Es gibt Stipendien, bei denen man einfach nur ein vorgefertigtes Bewerbungsformular ausfüllen muss. Andere wiederum verlangen ein Motivationsschreiben und einen Lebenslauf. Dabei nicht vergessen: Warum geht die Bewerbung ausgerechnet an diese Stiftung? Auf diesen Punkt sollte man explizit eingehen. Das heißt auch: Eine Vorentscheidung treffen und sich nicht bei fünf Stipendien gleichzeitig bewerben.

Das Auswahlverfahren

Die Einladung zum Gespräch ist zwar ein Grund zur Freude, aber noch lange nicht zum Feiern. Denn das bedeutet lediglich, dass das Auswahlgremium einen nun auch persönlich kennen lernen will. Je nach Stiftung gibt es persönliche Gespräche oder spezielle Workshops, die Teil des Auswahlverfahrens sind. In jedem Fall gilt: vorbereiten! Nichts kommt peinlicher rüber, als die Frage nach persönlichen Stärken und Schwächen mit einem großen „Ähm“ zu beantworten. Auch bei Diskussionen im Workshop nicht über tagesaktuelle Themen informiert zu sein, ist nicht gerade souverän. Das Wissen über die jeweilige Stiftung sollte der Bewerber oder die Bewerberin ebenfalls vorher auffrischen.

Die lang ersehnte Zusage

Bei einer Annahme ist die Arbeit noch immer nicht erledigt. Nun muss man mit Kontoauszügen, Lohnsteuerbescheiden der Eltern und verschiedensten Formularen den aktuellen finanziellen Stand nachweisen. Denn an irgendetwas muss ja festgemacht werden, wie viel Geld jeder Stipendiat bekommt. Und selbst danach kann man sich häufig nicht wirklich entspannt zurücklehnen: Für einige Stipendien muss man Jahresberichten verfassen, um das Engagement in der Stiftung nachzuweisen, beispielsweise durch Teilnahme an (teils sogar verpflichtenden) Veranstaltungen. Ein Stipendium bringt also nicht nur einen Geldsegen, sondern auch viel Arbeit mit sich!

Hier ein paar Stipendien im Überblick:

Heinrich-Böll-Stiftung
Die Heinrich-Böll-Stiftung wurde nach dem berühmten Schriftsteller Heinrich Böll benannt und steht der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahe. Politische Grundwerte sind Ökologie, Demokratie, Solidarität und Gewaltfreiheit. Das Stipendienprogramm „Medienvielfalt, anders“ fördert zum Beispiel Journalist/innen mit Migrationshintergrund. Die Bewerbungsfristen sind jährlich jeweils zum 1. März und 1. September.
Konrad-Adenauer-Stiftung
Auch die Konrad-Adenauer-Stiftung ist eine politische Stiftung. Sie steht der CDU nahe und wurde nach dem ersten deutschen Bundeskanzler benannt. Mit 3.500 Stipendiaten gehört sie zu den größten Stiftungen Deutschlands. Auch sie legt Wert auf die Förderung von Journalist/innen. Hier liegen die Fristen bereits beim 15. Januar und 15. Juli.
Studienstiftung des Deutschen Volkes
Sie ist das älteste und größte Begabtenförderwerk in Deutschland. Die Studienstiftung ist politisch unabhängig. „Leistung, Initiative, Verantwortung“ – das ist das Motto der Stiftung. Besondere Voraussetzung ist hier, dass man durch eine Schulleitung oder einen Hochschullehrer bei der Stiftung vorgeschlagen wird.
 
Friedrich-Ebert-Stiftung
Die FES steht der SPD nahe und ist die älteste parteinahe Stiftung. Sie sucht „Talente aus allen gesellschaftlichen Milieus – besonders aber aus nicht-akademischen Familien.“ Terminfristen sind der 31.10. und der 30.04.

Beitragsbild: Don Burkett bei Flickr, lizensiert nach Creative Commons 2.0 Generic.

1 Comment

  • Mihael sagt:

    Hallo Aurora,
    ein guter Artikel als Einstieg in die Thematik. Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass es bei der Auswahl des passenden Förderungswerks nicht nur darum geht wer denkt ob man dort hin passt, sonder man sich auch selbst fragen muss ob man sich dort auch wohl fühlen kann.
    LG, Mihael

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