Superrechner ermöglicht weltweite Forschung

Es klingt nach einem Traum für alle Musikliebhaber. Ein Computer, der Platz für 90 Millionen mp3-Titel hat. Das reicht immerhin um 1000 Jahre non-stop Musik zu hören. Lido (Linux Cluster Dortmund), der neue Superrechner des IT & Mediencentrum (ITMC) der TU Dortmund, könnte das, aber als Musikdatenbank wird er nicht genutzt. Mit ihm werden Simulationen und die Auswertung großer Messdaten durchgeführt. Ab sofort geht das noch schneller, denn Lido ist für 1,4 Millionen Euro aufgerüstet worden.

Weltweiter Datenfluss: Genf, La Palma, Dortmund

Jörg Gehrke tauscht ein Teil des Superrechners Lido aus

Jörg Gehrke tauscht ein Teil des Superrechners Lido aus. Fotos: Klingemann (3)

Finanziert wir das Projekt aus Bundes-, Landes- und Unimitteln. Lido gehört zu den 200 schnellsten Rechnern der Welt und muss sich in NRW nur hinter dem Forschungszentrum Jülich verstecken. So profitieren nicht nur die Forscher der TU Dortmund von dem neuen Rechner, sondern auch internationale Projekte. Lido wertet zum Beispiel die Daten aus, die vom Forschungszentrum Cern bei Genf ermittelt werden. Dort versuchen mehr als 3000 Forscher aus 20 Ländern mit Hilfe des Teilchenbeschleunigers die Zusammensetzung der Materie zu erforschen. „Auch wir in Dortmund bekommen die Daten aus Cern und der Rechner sucht dann nach dem Superteilchen. Wenn wir das finden, bekommen wir den Nobelpreis und Lido wird weltbekannt“, erzählt Jörg Gehrke, Abteilungsleiter Zentrale Server beim ITCM. Auch die Daten des größten Gammastrahlenteleskops der Welt, MAGIC, das auf der Kanareninsel La Palma steht, werden von Lido ausgewertet. Ein siebenköpfiges Team der TU-Dortmund arbeitet daran.  (Mehr dazu könnt ihr in der pflichtlektüre lesen)

Jedes grüne Licht ist eine Festplatte

Jedes grüne Licht ist eine Festplatte

Lido ist praktizierte Universitätsallianz Metropole Ruhr

Aber die Daten, die in den Dortmunder Rechner gelangen, legen nicht immer so weite Wege zurück. Mehr als 100 Wissenschaftler aus Dortmund, Essen, Duisburg und Bochum lassen den Rechner komplizierte Simulationen und Rechenaufgaben ausführen. Die Bochumer Mediziner haben zum Beispiel detaillierte Modelle von Blutgefäßen erstellt, Chemiker und Physiker aus Duisburg und Essen simulieren verschiedene chemische Reaktionen. „Was man früher im Experiment gemacht hat, macht jetzt Lido“, sagt Gehrke.

Wasser kühlt den Rechner

Mit 384 Festplatten und 256 Terrabyte Speicherplatz kann man hier eigentlich nicht von „einem“ Rechner reden. Vielmehr ist das, was sich auf fünf große Schränke verteilt, eine große Computeranlage, die mit modernster Technik vernetzt ist. „Was bei uns 30 Minuten dauert, würde an einem normalen Computer im Büro 30 Jahre dauern“, macht Jörg Gehrke die Vorteile von Lido deutlich.

Mit Wasser wird der Superrechner Lido gekühlt

Mit Wasser wird der Superrechner Lido gekühlt

So viele Technik erzeugt natürlich eine unheimliche Hitze. Deshalb muss Lido ständig gekühlt werden. Klimaschränke, die mit Wasser betrieben werden, erledigen diese Aufgabe. Pro Minute laufen 20 Liter Wasser durch die Rohre.

Als mp3-Player wäre Lido also denkbar ungeeignet und Studenten dürfen den Rechner eh nicht nutzen, es sei denn ihre Professoren beantragen für ein Forschungsprojekt einen Zugang.

Text und Fotos: Michael Klingemann

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