Christliche Demokraten – Ein Name stiftet Verwirrung

Seit Juni 2010 sitzen sie im Studierendenparlament der TU Dortmund, und auch bei den Gremienwahlen stellen sie Kandidaten: die Christlichen Demokraten. Immer wieder werden Vorwürfe laut, ihr Name sei nur eine Taktik, um Stimmen zu ergattern. Die Mitglieder selbst stehen zu ihrer Bezeichnung.

Viele Studenten wählen einfach nach dem, was sie schon kennen. Foto: Rolf van Melis/pixelio.de

Viele Studenten wählen einfach nach dem, was sie schon kennen. Foto: Rolf van Melis/pixelio.de

Im Grunde geht es nur um zwei Wörter. 21 Buchstaben, die im Studierendenparlament (StuPa) der TU Dortmund seit einiger Zeit für Aufsehen sorgen: Christliche Demokraten. Seit acht Monaten existiert dieser Zusammenschluss von Studenten, der sich im Juni 2010 für die Wahlen zum StuPa aufstellen ließ und seitdem mit vier Vertretern im Gremium vertreten ist. Dabei hätten sie nicht mit offenen Karten gespielt, werfen ihnen andere StuPa-Mitglieder vor. Hinter dem eher konservativ klingenden Namen „Christliche Demokraten“ verberge sich eine Gruppe linker Studenten, die sich zuvor am Bildungsstreik beteiligt hätten.

„Die Christlichen Demokraten setzen darauf, dass die Studenten sich oft nicht informieren und einfach das wählen, was sie kennen“, sagt der Grünen-Vertreter Florian Feldhaus. Es sei klar, dass viele den Namen „Christliche Demokraten“ mit der CDU verbinden. „Wir als Grüne versuchen ja auch, grüne Inhalte zu vermitteln und den Erwartungen der Studenten gerecht zu werden.“ Im StuPa allerdings vertrete die Liste weder konservative noch besonders religiöse Standpunkte, meint Feldhaus.

Gute Beziehung zu anderen Listen der Opposition

„Wir stehen hinter den christlichen Werten“, sagt hingegen Aleksandre Piranishvili, Vertreter der Christlichen Demokraten im StuPa. „Wichtig sind für uns zum Beispiel Nächstenliebe, Solidarität und Hilfsbereitschaft.“ Für ihn spiegelt der Name seiner Liste (Listen sind quasi die Parteien im StuPa) vollkommen die Arbeit der Mitglieder wieder. Auch wenn nicht nur Katholiken, Protestanten und orthodoxe Christen, sondern auch Muslime zur Liste gehören. Auch streitet Piranishvili nicht ab, am Bildungsstreik beteiligt gewesen zu sein – das wären schließlich viele andere StuPa-Mitglieder auch gewesen. „Wir haben auch eine gute Beziehung zu den linken Listen der Opposition, aber das ist doch nichts besonderes“, sagt er.

Andere StuPa-Mitglieder sehen in dem Namen allerdings ein Problem, weil er bei den Studenten falsche Erwartungen wecken könnte – auch bei den aktuellen Gremienwahlen. Vor den letzten StuPa-Wahlen wurden deshalb Flyer ausgelegt, die die Christlichen Demokraten als ehemalige Mitglieder der Liste Bildungsstreik outen sollten. „Während der StuPa-Wahlen hatte die Liste kaum klare Forderungen“, erinnert sich Grünen-Vertreter Feldhaus. Er hatte das Gefühl, es sei nur darum gegangen, möglichst viele Kandidaten aufzustellen und viele Sitze im Parlament zu erlangen, um später einen linken Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) zu stellen.

Mittige Koalition im Stupa

Der AStA wird von der größten Koalition im StuPa gestellt. Diese besteht zurzeit aus den Listen der Grünen, der Jusos, der Anwesenheitsliste, der Fachschaftenliste sowie der Piraten/Liberalen Studierenden Dortmund. Die Christlichen Demokraten bilden gemeinsam mit den Listen Bildungsstreik, Linke Liste, Multikulti und Apfel die Opposition. Florian Feldhaus bezeichnet seine Koalition und somit auch den AStA als eher mittig. „Der Plan der eher linken Listen ist also nicht aufgegangen.“

Aleksandre Piranishvili versteht die Aufregung um den Namen seiner Liste nicht. „Wir machen nur unseren Job“, sagt er. Die Christlichen Demokraten seien eine Liste, die viele verschiedene Meinungen vereint. „Zwar haben wir dieselben Grundprinzipien, aber wir diskutieren viele Themen lange aus. Bei uns entscheidet nicht einfach der Chef“, erzählt Piranishvili. „Und genauso offen sind wir auch für Gespräche mit den anderen Listen.

Mit vier Sitzen sind die Christlichen Demokraten im Stupa vertreten. Grafik: Stupa

Mit vier Sitzen sind die Christlichen Demokraten im Stupa vertreten. Grafik: Stupa

4 Comments

  • Diderot sagt:

    „Anwesenheitsliste“ – Touché! Nichts verdeutlicht die Nutzlosigkeit studentischer Parlamente wie dies…

  • Klaus sagt:

    Bei allen anderen Listen stimmen die Namen doch wesentlich mehr überein, als bei den Christlichen Demokraten!
    Die Grünen setzen sich sehr wohl für die typischen Themen ein, aber das sieht man erst, wenn wirklich politisch aktiv ist!
    Das die Piraten FDP nah sind, liegt vielleicht auch daran, dass es als Liste die „Piraten/LSD“ gab!
    Ähnlich ist es mit der Anwesenheitsliste. Wer sich mal die Protokolle der StuPa-Sitzungen anschaut bzw. die Anwesenheitslisten, der wird feststellen, dass sie fast immer vollzählig anwesend ist, im Gegensatz zu einigen anderen Listen, die noch nicht einmal mit der Hälfte der Mandate im StuPa erscheinen.

    Über negatives der Christlichen Demokraten möchte ich hier jetzt gar nicht erst anfangen, aber die Pflichtlektüre darf natürlich gerne mal selbst nachschauen, in wie weit die schon bei der letzten StuPa-Wahl veröffentlichten Beschuldigungen stimmen!

  • Olga sagt:

    Das die Grünen sich für grüne Ziele einsetzen wäre mir neu.
    Auch die Piraten sind ja eher FDP als irgendwas anderes.
    Und die Anwesenheitsliste kann sich eigentlich RCDS nennen, das würde zu den Inhalten passen, denn selten sind sie sind sie im StuPa vollständig anwesend, was ihr Name verspricht.

    Schade, dass sich die Pflichtlektüre für persönliche (aussichtslose), populistische Interessen einspannen lässt und nicht kritisch hinterfragt.

    Viel problematischer ist doch, dass die Studis sich wohlmöglich nicht mit den Zielen der Listen auseinandersetzen und nur nach dem „Aussehen“ wählen.

  • Aleksandre sagt:

    Ich würde gerne alle interessierte zu STUPA sitzung einladen, um mit eigene Augen zu sehen, wer macht was und welche interesse die Listen vertreten.

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