Traumjob Monster

Am 31. Oktober ist schon wieder Halloween. Im Movie Park Germany in Bottrop herrscht allerdings schon den ganzen Oktober lang schaurig schöne Stimmung. Jede Woche von Donnerstag bis Samstag werden die Besucher ab Einbruch der Dunkelheit von diversen Monstern gejagt und erschreckt. Unter den Masken und Kostümen sind meist junge Leute und Studenten, für die genau das der Traumnebenjob schlechthin ist. Sandra Sirrenberg und Adrian Raffenberg sind zwei von den Erschreckern und schon alte Hasen in der Monsterbranche. Die Pflichtlektüre hat sie einen Tag bei ihrer Arbeit begleitet.

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Psychoclown, Cowboy mit Kettensäge oder Zombie: 200 Gruselfreunde jagen bei Einbruch der Dunkelheit hilflose Besucher auf den Straßen und in Labyrinthen durch den Movie Park. Horrorschneewittchen Sandra und Schlachter Adrian (Bildmitte) haben genau daran riesen Spaß. Foto: Maren Bednarczyk

Ein blutverschmiertes Gummibein hier, eine Kettensäge da, furchteinflößende Gewänder und der Duft nach Theaterschminke: In einem großen Gebäude des Movie Parks Germany in Bottrop machen sich die rund 200 Monster zur großen Spuk-Action fertig. Horrormusik aus dem Ghettoblaster bringt sie schon bei der Vorbereitung in Gruselstimmung. Der Movie Park hat 1996 eröffnet und bereits seit elf Jahren gibt es dort jeden Oktober das Halloween-Horrorfest. Sandra Sirrenberg und Adrian Raffenberg sind zwei von der Horrortruppe und haben der harten Jury beim Casting bewiesen, dass sie das Zeug zum Gruseln und Erschrecken haben. Unter den Juroren war sogar schon mal Ross Antony, der die Monsteranwärter auf der Bühne begutachtet hat.

Geld ist Nebensache

Sandras Lächeln kann doch wirklich entzücken. Mit Hilfe von Zahnschwarz und roten Kontaktlinsen wird aus der netten Studentin das Horrorschneewittchen.

Sandras Lächeln kann doch wirklich entzücken. Mit Hilfe von Zahnschwarz und roten Kontaktlinsen wird aus ihr das Horrorschneewittchen. Foto: Maren Bednarczyk

Sandra Sirrenberg ist 20 Jahre alt und studiert im vierten Semester Soziale Arbeit an der evangelischen Fachhochschule in Bochum. Wenn sie nicht gerade im Hörsaal sitzt, hält sie als Horrorschneewittchen unschuldigen Besuchern ein Messer an die Kehle oder versetzt sie mit ihrem starren Blick in Angst und Schrecken. Früher war sie oft selbst Gast im Park, hatte dann aber irgendwann keine Angst mehr von den Monstern und fand deren Arbeit eher faszinierend. Als sie dann endlich 18 war machte sie beim Casting mit, bei dem sie sich auf der Bühne erstechen ließ und laut schreien musste. Das hat der Jury so gut gefallen, dass sie genommen wurde und in diesem Jahr schon das dritte Mal dabei ist.

„Für mich ist das eigentlich gar kein Job“, sagt sie. „Ich mache das auch nicht wegen dem Geld, sondern weil ich hier schauspielern kann, weil das Erschrecken Spaß macht und die Gemeinschaft hier so toll ist!“ Sie hat auch schon öfter Kommilitonen erschreckt, vor allem wenn sie ihre Freunde beim Namen ruft, sind die ganz schön überrascht. Aber die Arbeit ist nicht immer nur lustig und einfach, vor allem das lange Laufen durch den Park, aber auch die Kälte machen Sandra und ihren Kollegen schwer zu schaffen: „Die Füße tun immer ordentlich weh und die Requisiten sind auch ziemlich schwer. Sonntags, wenn ich dann nicht mehr monstern muss, schlaf ich dann auch gerne mal bis 14 Uhr!“

Doktor Fleischer kennt kein Pardon

Kette und Metzgerhandschuh liegen schon parat, schnell noch die Zombielinsen rein und dann gehts für Adrian raus zur Horrorschow. Foto: Maren Bednarczyk

Kette und Metzgerhandschuh liegen schon parat, schnell noch die Zombielinsen rein und dann gehts für Adrian raus zur Horrorshow. Foto: Maren Bednarczyk

Auch der 24-jährige Adrian Raffenberg liebt und lebt den Job als eines der Monster im Bottroper Freizeitpark, dieses Jahr ist er schon das sechste Mal dabei. Der junge Dortmunder hat bereits in Disney World in Orlando/Florida gearbeitet und reist ansonsten, wie er selbst sagt „gerne durch die Weltgeschichte“. Im Oktober macht er aber so gut wie jedes Jahr Station im Movie Park und freut sich, dort alte Bekannte wiederzutreffen. Die Besucher im Park hingegen freuen sich wahrscheinlich nicht wirklich, wenn Adrian ihnen über den Weg läuft. „Viele meinen ich wäre ein Zahnarzt, oder Notarzt. Ich selbst sehe mich aber eher in der Schlachter- und Fleischerbranche.“ Im Gegensatz zu Horrorschneewittchen Sandra, rennen vor Adrian deutlich mehr Besucher weg. „Ich habe einfach etwas sehr Aggressives an mir, vor allem, wenn ich direkt auf die Leute zugehe.“, erzählt das Profimonster. Da fangen sogar gestandene Kerle an zu zittern. „Man glaubt es gar nicht, sogar die Männer haben teilweise Angst und springen weg, wenn ich mich von hinten anschleiche.“

Für Notfälle gerüstet

Kein Vergleich zu vorher: Adrian erkennt man nach dem Schminken und Verkleiden nicht mehr wieder. Foto/Bannerfoto/Teaserfoto: Maren Bednarczyk

Kein Vergleich zu vorher: Adrian erkennt man nach dem Schminken und Verkleiden nicht mehr wieder. Foto: Maren Bednarczyk

Bei so viel Grusel und furchterregenden Monstern kommt es auch schon mal vor, dass manche, vorwiegend junge Besucher, dem Spektakel nervlich nicht gewachsen sind. Aber dafür gibt es im Movie Park an jeder Ecke Ersthelfer, aber auch Sanitäter und Rettungswagen stehen bereit. „Größtenteils benötigen die Leute Hilfe, weil sie durch das plötzliche Erschrecken hyperventilieren oder einen zu hohen Blutdruck haben“, erzählt Marcel Patalon, Pressereferent des Movie Parks. „Wir haben aber zum Glück noch niemanden gehabt, der bei unserem Horrorfest umgekippt und nicht wieder aufgestanden ist!“

Auch Monster haben Regeln

Damit es auch nur bei diesen kleinen Unfällen bleibt, sind den Monstern strenge Grenzen aufgelegt. „Auch wenn es lustig klingt ist es so, dass keine Körperöffnungen der Besucher von den Monstern bedient werden dürfen, Ohren, Nasenlöcher, Augen und Mund sind ein absolutes Tabu!“, erklärt Marcel Patalon. Allerdings können die Monster gut abschätzen, welchen Besucher sie leicht berühren können und wer lieber in Ruhe gelassen werden will. Aber auch im umgekehrten Fall gilt: Wenn ein Besucher ein Monster anpöbelt, oder gar schlägt, der fliegt aus dem Park. Angegriffen wurden Adrian und Sandra zum Glück noch nie und sie lieben ihren Job. „Man muss einfach sich selbst mitbringen und ein bisschen verrückt und durchgeknallt sein“, rät Sandra den Studenten der Ruhr-Unis, die auch mal als Monster im Park arbeiten möchten.

3 Comments

  • Maren Bednarczyk sagt:

    Vielen Dank, Sandra! Hat mir auch riesen Spaß gemacht, euch mal bei der Arbeit zu begleiten. Wünsche dir ein schönes Halloweenfest 😉

  • Jimbo sagt:

    Ihr durftet DAS Schneewittchen interviewen? Ihr glücklichen. Wäre froh mal in ihrer zu sein…Sie ist das beste Monster *__*

  • Sandra Sirrenberg sagt:

    Bis auf den konkurrierenden Vergleich, ein sehr netter Artikel 🙂

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