Science Slammer: Nerd oder Normalo?

Dienstagabend im Domicil in Dortmund. Auf der Bühne steht ein Mann. Mittelgroß, schlaksig, die langen, blonden, lockigen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Der Mann sagt etwas, das Publikum lacht. Ein Comedy-Programm? Nein, der 5. Dortmunder Science Slam. Und nein, der wie ein Hippie anmutende Mann ist kein Student der Rehabilitationswissenschaften, sondern Doktor der Physik. Genau genommen ist Nicolas Wöhrl, 37 Jahre, Doktor für Dünnschichttechnologie an der Universität Duisburg-Essen.

Angst vor großem Publikum? Überhaupt nicht. Nicolas ist eine kleine Rampensau

Angst vor großem Publikum? Überhaupt nicht. Nicolas ist eine kleine Rampensau. Foto: Sarah Teschlade; Teaser: flickr.com/Leung Yalin

Auf der Bühne scheint es jedoch eher, als sei Nicolas zum Entertainer berufen. Sein Thema „Wie man Diamanten in der Mikrowelle macht“ präsentiert er locker, reißt Witze am laufenden Band. Er slammt so gut, dass ihn das Publikum am Ende unter tosendem Applaus zum Sieger des Abends kürt. Als Vorbereitung auf diesen Erfolg war Nicolas jedoch nicht monatelang im Trainingslager. „Was ich gemacht habe? Ich habe ein paar Folien zusammengestellt und ein Bier getrunken“, sagt er. Ein Science-Slam Routinier? Wohl eher eine Rampensau.

Zur Vorbereitung ein Bier

Denn auch wenn er sagt, dass er Physik sexy findet und ihm die Forschung Spaß macht, ist er noch lange kein absoluter Nerd, der den ganzen Tag im Labor verbringt. In seinem Leben außerhalb der Universität avanciert Nicolas gar zum Rockstar. Er spielt Schlagzeug in einer Band. „Vor Jahren haben wir auch in solchen Jazz-Clubs gespielt – nur nie so erfolgreich“, erinnert sich Nicolas. Deshalb sei es besonders irre, jetzt mit der Naturwissenschaft auf die Bühne zurück zu kehren.

Wie es zu diesem Comeback kam? Ganz einfach: Nicolas, oder sollte man an dieser Stelle besser sagen: Dr. Wöhrl, wurde gefragt, ob er am Science Slam teilnehmen wolle. Und ließ sich nicht zweimal bitten. „Ich finde es einfach eine gute Idee, die Sachen, die an der Uni gemacht werden, für die breite Öffentlichkeit runter zu brechen und ein wenig lustig aufzubereiten.“

Erfolgreich gekämpft. Bei seinem zweiten Science Slam hat Nicolas den Sieg errungen. Foto: Sarah Teschlade

Erfolgreich gekämpft. Bei seinem zweiten Science Slam hat Nicolas den Sieg errungen. Foto: Sarah Teschlade

Suchtgefahr Science Slam

Und weil Nicolas vom Konzept Science-Slam so begeistert ist, war der vergangene in Dortmund auch nicht seine erste Teilnahme. In Duisburg ist er das erste Mal dabei gewesen. Dort hatte das Publikum ihn jedoch nicht zum Sieger gewählt. Mit gewecktem Ehrgeiz und überarbeiteten Power-Point-Folien sei er deshalb nach Dortmund gereist. „Wenn man so will, hatte ich sozusagen noch eine Rechnung offen“, meint Nicolas.

Obwohl er diese nun beglichen hat, denkt er jedoch nicht ans Aufhören: „Meinen Sieg will ich auf jeden Fall noch verteidigen.“ Wo genau, das weiß er auch schon. In die Hauptstadt soll es gehen. Ob da anders geslammt wird? Das weiß Nicolas nicht. Eines ist aber sicher: Auch in Berlin wird er über Diamanten sprechen. Denn das Thema sei so schön dankbar. Anders ausgedrückt: „Diamonds are the Publikums best friends.“

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