Wissenswert: Bis zum Orkan

Foto: flickr.com/Karen Roe, Rafael Robles L, Lars Kasper, NASA Goddard Photo and Video; Montage: Marc Patzwald, Teaserfoto: flickr.com/poniblog

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Die Wetterphänomene, die zu Regenschauern oder gar Stürmen im Herbst führen, können ebenso in einem Orkan enden. Doch meistens kommt es dann doch nicht so weit. Wann wird also ein Sturm zum Orkan und was ist ein Orkan eigentlich genau?

Ein Herbststurm

Die Baumkronen legen sich schräg in den Wind, um dem Sturm stand zu halten. Foto: pixelio.de/tutto62. Teaserbild: pixelio.de/Falk Blümel

So stellen wir uns das Herbstwetter vor: einerseits sonnig golden, in bunten Farben, bevor die Bäume endgültig ihre Blätter verlieren – andererseits stürmisch, nass, an manchen Tagen gewittert es auch. Was den Herbststurm von einem Sommergewitter unterscheidet, ist, dass sich allmählich dicke Wolkendecken aufbauen und dass es langsam zu regnen beginnt. Meist hält dieser Niederschlag sehr lange an und baut sich immer wieder zu starken Schauern auf. Zu Gewittern kommt es dabei aber nur selten.

Das Wetterphänomen, das für Herbststürme verantwortlich ist, nennt sich Okklusion. Das kann man sich so vorstellen, dass sich eine Front mit kalter Luft hinter einer Front mit wärmerer Luft bewegt. Kalte Luft ist schneller und schwerer als warme Luft und somit überholt die Kaltfront irgendwann die Warmfront, indem sie sich unter jener herschiebt. Dabei gerät die Luft in eine Zirkulation um ein Zentrum. In diesem Zentrum herrschen schwache Winde, in dessen näherer Umgebung kann es hingegen zu starken Stürmen kommen.

Cirruswolken

Cirruswolken kündigen Herbstschauer an. Foto: pixelio.de/Uschi Dreiucker

Unseren mitteleuropäischen Herbst- und Winterstürmen liegt  immer eine sogenannte Warmfrontokklusion zugrunde. Dabei treffen sehr kalte und lediglich kühle Luft aufeinander – der Kontrast ist also nicht so groß und dementsprechend ändert sich das Wetter auch eher schleichend. Ein Vorzeichen für solche Schauer sind sogenannte Cirruswolken, die sich wie weiße seidene Fäden über den Himmel ziehen und an den Rändern etwas ausgefranst scheinen. Wenn jene also demnächst im Westen aufziehen, ist ein Schirm in der Tasche sicher kein unnötiger Balast.

Ist der Luftdruck dagegen besonders niedrig, können sich die Winde während der Okklusion zu einem Orkan entwickeln. Zur Gruppe der Orkanstürme zählen mitunter auch Hurrikane, Tornados und Windhosen. Die Grundvorraussetzung ist, dass Windgeschwindigkeiten ab etwa 120 Stundenkilometern auftreten müssen,  damit ein Sturm als Orkan klassifiziert wird. Zu diesen Windstärken kommt es allgemein bei Tropenstürmen.

Warum ein hierzulande auftretender Orkan dann nicht einfach Hurrikan genannt wird, liegt an seinem Entstehungsort. Hurrikane entstehen über Ozeanen. Wenn die Wassertemperatur 26 bis 27 Grad beträgt, entstehen Luftwirbel, die weiter heranwachsen und dann als Wirbelstürme mit mehreren hundert Kilometern Durchmesser auf Küstengebiete treffen.  Dort angekommen drehen sie entweder ab, zurück auf das Meer oder sie verlieren einen erheblichen Teil ihrer Energie bis sie zu Tiefdruckgebieten werden. Hurrikane haben nämlich auf dem Festland eine kürzere Überlebenszeit als auf dem Wasser, weil sie durch die Bodenreibung abgebremst werden und weil auf dem Wasser günstigere Luftdruckverhältnisse herrschen, von denen sie sich „ernähren“.

Entwurzelter Baum

Orkane können auch hierzulande stattliche Bäume entwurzeln. Foto: pixelio.de/Thomas Max Müller

Orkane, die auch in Europa auftreten, entstehen hingegen auf dem Festland. Das ist zunächst einmal ungewöhnlich für derart starke Winde, weshalb sie in unserer Region auch verhältnismäßig selten auftreten. Dennoch wird Europa und zuweilen auch Deutschland von heftigen Stürmen heimgesucht und das besonders im Herbst und Winter. Erst im Oktober diesen Jahres kam es in Skandinavien zu einem solchen Orkan, der aber wenig Schaden anrichtete und Deutschland gar nicht erreichte. Ein anderer hat jedoch gravierende Spuren hinterlassen: Der Orkan Kyrill bewegte sich im Januar 2007 nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes mit Spitzengeschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern über Deutschland hinweg, forderte 13 Todesopfer und verursachte Schäden in Milliardenhöhe.

Einem Frühwarnsystem und einer genauen meteorologischen Beobachtung der Wetterlage ist es zu verdanken, dass bei solchen Stürmen die Opferzahlen verhältnismäßig gering bleiben.

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