Götzes Papa: „Als Kind war ich vielleicht ein wenig Bayern-Fan“

Sein Büro ist unscheinbar. Schwarz-gelbe Dekoration sucht man vergebens – was angesichts der Euphorie in der Stadt verwunderlich ist. Jürgen Götze, Professor für Datentechnik an der TU Dortmund, hätte aber noch einen weiteren Grund, sein Büro in die Vereinsfarben von Borussia Dortmund zu tauchen: Er ist der Vater des Dortmunder Fußball-Talents Mario Götze. Ob das an der Uni eine Rolle spielt, warum sein Sohn das Fachabitur machen musste und wie er die Meisterschaft feiert, hat er der pflichtlektuere erzählt.

Foto: Lara Ernst

Jürgen Götze konnte sich nie selbst fürs Fußballspielen begeistern. Tennis lag ihm schon eher. Foto: Lara Enste

Herr Professor Götze, was machen Sie an diesem Sonntag?
Da gehe ich irgendwo auf die B1 oder zu den Westfalenhallen und guck mir mal an, wie das so abgeht in Dortmund.  Ich habe das bei der letzten Meisterschaft 2002 gar nicht in dem Maße mitbekommen.

Merken Sie jetzt, was für eine fußballverrückte Stadt Dortmund ist?
Natürlich fällt das jetzt besonders auf. Obwohl ich glaube, dass das in jeder anderen Stadt fast genauso wäre. Wenn eine Mannschaft in der Bundesliga auf dem ersten Platz steht, dann sind natürlich alle begeistert.  Aber was in Dortmund natürlich noch viel „schlimmer“ ist: Auch wenn es nicht läuft, sind ja viele Zuschauer im Stadion. Das wäre bei anderen Vereinen sicher nicht so. Fußball ist schon ein wichtiger Punkt hier!

Sind Sie Fußballfan?

Ich bin Fußballfan, oder sagen wir eher: Ich bin Sportfan. Ich hab mich immer für alle Sportarten interessiert, selbst habe ich Tennis gespielt, nicht Fußball.

Haben Sie auch einen Lieblingsverein?
Ich bin jetzt ein bisschen Borussia-Dortmund-Fan (lacht). Vorher habe ich immer gern Fußball geguckt, aber keinen bestimmten Verein gehabt. Als Kind war ich vielleicht ein wenig Bayern-Fan, aber wirklich nur ein wenig.

Foto: BVB

Mario Götze spielte im Finalspiel im offensiven Mittelfeld. Foto: BVB

Waren Sie denn schon mal mit einem Fan-Utensil an der Uni?
Nein, noch gar nicht. Aber ich habe jetzt überlegt, diesen neuen Schal „Deutscher Meister 2011″ hier ins Büro zu hängen. Das wird dann das erste gelb-schwarze Utensil sein, das hier bei mir an der Uni ankommt.

Sind Sie an der Uni schon auf ihren berühmten Sohn angesprochen worden?
Eigentlich noch nicht direkt. In der Vorlesung am Montag, nachdem sie deutscher Meister geworden sind, gab es da aber schon eine Reaktion. Oder wenn ich am Anfang in der ersten Vorlesung da stehe und sage „Mein Name ist Götze“. Dann kommt schon mal der ein oder andere Laut, der mehr mit Fußball als mit Uni zu tun hat (lacht).

Wie ist das außerhalb Dortmunds?
Wenn ich in Deutschland unterwegs bin, dann ist das schon bekannt. Komischerweise wird das ja in der Presse und im Fernsehen immer wieder erwähnt. Es scheint irgendwie nicht zu einem Fußballspieler zu passen, Sohn eines Professors zu sein.

Fahren Sie selbst auch zu den Heim- und Auswärtsspielen von Borussia Dortmund? Oder kollidiert das mit Reisen zu Kongressen oder anderen Uni-Pflichten?
Ich versuche das ohnehin immer aufzuteilen, bei allen drei Söhnen gucke ich gleich viel zu. (Mario Götzes älterer Bruder spielt in der zweiten Mannschaft des FSV Mainz, der Jüngere in der BVB-Jugend, Anm. d. Red.) Und da die Spiele ja alle am Wochenende sind, ist es eben manchmal so, dass ich bei meinem Kleinen gucke oder in Mainz  bin, wenn der BVB ein Spiel hat. Im Dezember war ich zwei Wochen in Taiwan, da habe ich dann versucht, Spiele über das Internet zu gucken. An normalen Wochenenden oder an Freitagen kann ich ja auch auf der Reise oder im Zug schon arbeiten. Das ist heute mit den Rechnern kein großer Unterschied mehr.

Foto: Lara Ernst

Mit Professor Götze zieht ein bissche mehr BVB-Flair an der TU Dortmund ein. Foto: Lara Enste

Eine viel diskutierte Frage ist ja: Sollten junge Fußballtalente die Schule abbrechen?
Ich habe immer, auch bei meinem Großen, der jetzt in Mainz spielt,  darauf bestanden, dass das Abitur gemacht wird. Mario war jetzt schon in der zwölften Klasse im Profikader. Und es sah so aus, als würde das klappen. Zum anderen wollte er das zu 100 Prozent unbedingt machen.  Und dann konnte ich mich –  unter der Bedingung, dass er ja mit Abschluss der 12. Klasse auch das Fachabitur hat –  dazu breitschlagen lassen, dass er die Schule vor dem Abitur abbricht.

Warum war Ihnen das Fachabitur wichtig? Soll doch noch eine akademische Karriere folgen?
Es ist ja Fußball: Da kann immer morgen was passieren, so dass er nicht mehr spielen  kann – und dann steht der Plan B. Er wollte das unbedingt machen, dann soll er es auch.  Aber eine spätere akademische Karriere habe ich nicht im Hinterkopf, im Gegenteil: Ich bin ja froh, wenn es so weitergeht.

Ist es eigentlich aus heutiger Sicht Glück gewesen, dass die TU Dortmund Sie berufen hat?
Ja, klar, im Nachhinein kann man sagen: Es war der beste Platz. Da hätte ich mir keine bessere Uni aussuchen können (lacht). Na gut, wenn man gut Fußball spielen kann, dann kann man das auch woanders schaffen. Aber das Umfeld ist gut hier. Alles ist mit kurzen Wegen zu erreichen: Schule, Training und Uni. Das ist schon wahnsinnig wichtig. Denn wenn man sich in der Jugendabteilung von Borussia Dortmund umguckt, welche langen Anfahrtswege manche Spieler haben, dann war das sicher ein großer Vorteil.

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