Champions-League-Shopping

Die Wirtschaftskrise war noch lange nicht überwunden, da rollten im Herbst 2009 die Bagger auf dem Thier-Gelände an. Zur gleichen Zeit beendete ECE am Limbecker Platz in Essen den letzten Bauabschnitt eines der bis dato größten innerstädtischen Einkaufszentren Europas. „Im Bereich der Shopping-Center-Entwickler hat sich durch die Krise die Spreu vom Weizen getrennt“, sagt ECE-Sprecher Stamerjohanns. Das Unternehmen zeigt sich selbstbewusst. In Bochum ist das nächste Projekt auf dem Weg. Die Begeisterung auf Seiten der Stadt hält sich in Grenzen. Es laufen konkrete Gespräche. Nach Angaben der „Ruhr Nachrichten“ sei eine Eröffnung erst 2015 realistisch.

Christa Reicher hat das Phänomen Einkaufszentren erforscht. Foto: Sebastian Schaal

Christa Reicher hat das Phänomen Einkaufszentren erforscht. Foto: Sebastian Schaal

Der selbstbewusste Projektentwickler ECE lässt sich mit der Thier-Galerie in Dortmund ab Herbst in einer Stadt nieder, deren Einzelhandel selbst blüht. Bis zu 215 Euro kostete im ersten Halbjahr 2010 ein Quadratmeter auf dem Westenhellweg, fand der Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle heraus. Das bedeutet seit 2000 einen Anstieg um 35 Prozent. Dortmund liegt im Deutschland-Vergleich damit auf Platz sieben, gleichauf mit Köln, knapp hinter Berlin. Eine Stadt im Höhenflug, nicht nur in der Bundesliga-Tabelle.  Stamerjohanns bedient sich gleich einmal im Fußball-Jargon: „Mit der Thier-Galerie spielt Dortmund in Zukunft in der Champions League der Einkaufsmetropolen.“

Wissenschaft sieht Thier-Galerie positiv

Das Berlet-Haus wird das Eingangsportal der Thier-Galerie am Westenhellweg. Quelle: ECE, Thier-Galerie Dortmund

Das Berlet-Haus wird das Eingangsportal der Thier-Galerie am Westenhellweg. Quelle: ECE, Thier-Galerie Dortmund

Professor Christa Reicher von der TU Dortmund, Dekanin der Fakultät für Raumplanung, betrachtet das Thema Einkaufszentren von der wissenschaftlichen Seite. Auch sie bestätigt den Trend, dass die Innenstädte wieder mehr gefragt seien. „Selbst in den USA ist das festzustellen“, sagt Reicher. Die Dimension eines solches Projektes hält die Professorin für entscheidend, in Dortmund sei man maßvoll geblieben, „anders als bei anderen Projekten“, womit Reicher auf den Limbecker Platz in Essen anspielt, der fast doppelt so groß ist wie die Thier-Galerie. Auf Nachfrage gab die Stadtgalerie Witten an, dass ihre Kunden wegen der großen Konkurrenz im Umland maximal 20 Minuten Anfahrtszeit in Kauf nehmen. Beim Bochumer Ruhrpark sind es bis zu 45 Minuten. Eine allzu hohe Erwartungshaltung an die Reichweite der Thier-Galerie findet Reicher deshalb nicht gerechtfertigt. Insgesamt sieht sie den Bau des Einkaufszentrums jedoch positiv. Von ihm könne „eine Impulswirkung auf das Umfeld“ ausgehen. „Ich glaube, es liegt eine Chance in diesem Projekt“, sagt Reicher.

Rund 800 Menschen werden in dem Einkaufszentrum arbeiten. Foto: Sebastian Schaal

Rund 800 Menschen sollen in dem Einkaufszentrum arbeiten. Foto: Sebastian Schaal

Letztendlich sind die Debatten über die Wirkung der Thier-Galerie auf den Dortmunder Einzelhandel natürlich reine Spekulationen. Fest steht, dass von vielen Seiten positiv in die Zukunft geblickt wird. Am Ende jedoch werden die Kunden entscheiden. ECE-Mann Stamerjohanns sagt: „Im Einzelhandel stimmen die Menschen jeden Tag mit den Füßen über den Erfolg oder Misserfolg von Konzepten ab.“

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