Unwort des Jahres: “Lügenpresse”

Das Unwort des Jahres 2014 ist der Begriff „Lügenpresse“, der von vielen Anhängern der Pegida-Bewegung skandiert wird. Das gab eine Jury von Sprachwissenschaftlern in Darmstadt bekannt. Auch die Begriffe „Putin-Versteher“ und „Erweiterte Verhörmethoden“ standen zur Auswahl.

„Lügenpresse“ als Schlagwort sei bereits im Ersten Weltkrieg ein „zentraler Kampfbegriff“ gewesen und habe auch den Nationalsozialisten „zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien“ gedient, so die Begründung der Jury. Gerade der Blick auf die anti-islamische Pegida-Bewegung mache klar, dass die meisten Menschen, die den Begriff „Lügenpresse“ auf Demonstrationen benutzten, gar nicht um die geschichtliche Aufladung des Begriffs wüssten. Diese Tatsache mache den Begriff zu einem besonders perfiden Mittel derjenigen, die ihn gezielt einsetzten.

Folter verharmlosen

Die Jury rügte neben „Lügenpresse“ auch die Begriffe „Putin-Versteher“ und „Erweiterte Verhörmethoden“. „Putin-Versteher“ sei vor allem ein Unwort, weil es das positive Wort „Versteher“ diffarmierend verwende. Der Begriff „Erweiterte Verhörmethoden“, der seit der Veröffentlichung des CIA-Folterberichts populär ist, verharmlose lediglich das Wort „Folter“.

Mit dem Unwort des Jahres möchte die Jury „Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung“ fördern. Die Jury aus Darmstadt besteht aus acht Sprachwissenschaftlern, die seit 1991 jährlich ein Unwort küren.

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