30 000 Liter Flüssigkeit machen Dortmunds Rollfelder sicher

Gut zwei Wochen nach dem Beinahe-Unglück läuft der Flugbetrieb auf dem Dortmunder Airport wieder normal. Trotz Schneegestöber und Eisglätte starten und landen die Maschinen problemlos. Doch wie halten Flugzeuge solch extremen Wetterbedingungen überhaupt stand? Ein Gespräch mit Andreas Weber vom Dortmunder Flughafen.

Andreas Weber von der Pressestelle des Dortmunder Flughafen: „Durch die Flüssigkeit auf der Rollbahn ist das Starten und Landen auch bei Glätte gar kein Problem.“

Andreas Weber von der Pressestelle des Dortmunder Flughafen: „Durch die Flüssigkeit auf der Rollbahn ist das Starten und Landen auch bei Glätte gar kein Problem.“


Am 3. Januar rutschte eine Air-Berlin-Maschine kurz vor dem Start vom Rollfeld. Der Fall sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Weiß man inzwischen, wie es dazu kommen konnte?

Der Pilot sah sich gezwungen den Startvorgang abzubrechen. Dazu fuhr er die Turbinen runter, lenkte den Gegenschub ein und wollte die Maschine auf der Bahn wieder zum Stillstand bringen. Das ist ihm leider nicht ganz gelungen. Stattdessen ist er über die Landebahn in das weitergehende Kiesbett, das die Landebahn abgrenzt, hinaus gerutscht.

Warum wollte der Pilot den Startvorgang denn überhaupt abbrechen?

Das können wir bis jetzt noch nicht sagen. Die Bundesstelle für Flugunfälle untersucht den Vorfall, spricht mit dem Piloten, interviewt die Mitarbeiter des Flughafens und wird dann ihren Bericht in einigen Wochen abgeben. Erst dann können wir sagen, was die Ursachen des Unfalls waren, und wen dafür die Schuld trifft.

Es wird spekuliert, dass die Bahn nicht komplett enteist war.

Da können wir bis jetzt nichts zu sagen. Die Start- und Landebahn war einwandfrei geräumt. Wir müssen abwarten, was die Untersuchungen der Bundesstelle ergeben.

Wie wird bei ungünstigen Wetterbedingungen, zum Beispiel bei Schnee, Glatteis oder Hagel, die Start- und Landebahn überhaupt frei geräumt?

Die Bahn wird mit Räumfahrzeugen von Schnee und Eis befreit. In Dortmund haben wir haben insgesamt 14 Fahrzeuge im Einsatz, die eine spezielle Enteisungsflüssigkeit auf die Bahn sprühen. Derzeit speichern wir 30.000 Liter auf Vorrat.

Und was geschieht bei Dauerschnee oder Eisregen?

Das ist kein Problem. Schwieriger wird es, wenn wie vor zwei Wochen, sehr kalter Wind die Rollbahn stellenweise vereist. Dann muss der Flughafen im schlimmsten Fall geschlossen werden. Alles andere ist für unsere Räumfahrzeuge dagegen kein Problem.

Soviel zur Bahn. Aber was geschieht mit den Flugzeugen?

Auch sie werden enteist. Die Tragflächen werden dann mit speziellen, gel-artigen Flüssigkeit enteist besprüht. Damit sind sie Startvorgang gerüstet.

Sie sagten gerade, dass es kein Problem sei, die Startbahnen und Flugzeuge zu enteisen. Warum kommt es im Winter trotzdem immer wieder zu Flugverspätungen oder kompletten Ausfällen?

Es gibt auch Situationen, da ist der Flughafen, oder die Fluggesellschaft einfach machtlos. Vor zwei Wochen schlug ein sehr starker Wind auf die Start- und Landbahn, die stellenweise vereiste. Für uns wird es dann sehr schwierig zu enteisen, da man nicht genau weiß, wo genau die glatten Stellen sind. Die Bahn muss dann kurzzeitig geschlossen werden. Das ist ein Grund für mögliche Verspätungen oder gar Ausfälle.

Eine startbereite Germanwings-Maschine. Kurz zuvor wurden die Tragflächen mit einer gel-artigen Flüssigkeit enteist, um für die extremen Temperaturschwankungen gerüstet zu sein.

Eine startbereite Germanwings-Maschine. Kurz zuvor wurden die Tragflächen mit einer gel-artigen Flüssigkeit enteist, um für die extremen Temperaturschwankungen gerüstet zu sein.

Von dem Vorfall am vergangenen Wochenende waren 4.000 Flugpassagiere betroffen. Welche Konsequenzen haben Flugausfälle und Verspätungen für den Airport Dortmund?

Den Flughafen betrifft das weniger – eher die Airlines. Bei einem Schneefall wie in den vergangenen Wochen handelt es sich jedoch um „höhere Gewalt“. Das heißt, auch die Fluggesellschaften trifft keinerlei Schuld oder Verantwortung. Schadensersatzansprüche können Passagiere in diesem Fall nicht geltend gemacht werden. Anders war es im Sommer, als im Sommer eine Maschine der „Nouvelair“ eingenverschuldet über die Bahn gerutscht ist. Am Wochenende, als die Air-Berlin-Maschine in den Graben gerutscht ist, können sich die Passagiere an die Air-Berlin werden. Sie wurden kostenfrei auf andere Flüge umgebucht.

Welche Konsequenzen hatte der Air-Berlin-Vorfall für die Passagiere und den Flughafen?

Für die Airline bestand natürlich die Problematik, dass die Maschine feststeckte, und niemand bis in den späten Abend wusste, was mit ihr genau passiert war. Für den Flughafen ergab sich das Problem, dass wir gesperrt waren von sieben Uhr morgens, bis 21 Uhr abends, und nichts in Dortmund starten und landen konnte – immerhin über 15 Flüge fielen aus. Im Laufe des Tages konnten die meisten Passagiere an anderen Airports in der Region ihre Reise antreten.

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