Bochum. Die Kampagne gegen den rechtsextremen Jurastudenten an der Ruhr-Uni Bochum (RUB) geht weiter. Nach dem öffentlichen Outing des polizeibekannten Kopfes der Partei „Die Rechte“ durch Antifa-Aktivisten in der vergangenen Woche haben zahlreiche Studierende der RUB nun eine E-Mail vom „antifaschistischen Infodienst der RUB“ erhalten. Ob die Linksextremen die Nachricht im Namen der Uni versendet haben, ist noch unklar. Die RUB hat bereits Strafanzeige gegen Ausspähung von Daten erhoben.
(Teaserbild: Archiv/Ruhr Uni Bochum)
Michael Brück – der Name des RUB-Studenten, welcher der rechtsextremen Szene in Dortmund angehört, ist lange kein Geheimnis mehr. Er prangt auf den Plakaten und Handzetteln, die Antifa-Aktivisten in der vergangenen Woche am Campus der Ruhr-Uni Bochum angebracht und verteilt haben. Und nun steht er auch in einer E-Mail: „Michael Brück ist kein Mitläufer, sondern gehört zum harten Kern der rechtsextremen Szene“, heißt es in der Nachricht, die am Sonntagmorgen im Unimail-Postfach einiger Studierenden der Ruhr-Uni eingegangen ist. Wie viele E-Mails genau verschickt wurden, kann die Hochschule noch nicht sagen. „Eine große Anzahl an Studierenden“ hat die Nachricht in jedem Fall erhalten, schätzt Pressesprecher Jens Wylkop auf Nachfrage von pflichtlektüre.
Kein Hack-Angriff auf zentrales Mail-System
Unterzeichnet ist die E-Mail vom „antifaschistischen Infodienst der RUB“, die Senderadresse lautet rub-nazifrei@riseup.net. Ob die linksextremen Aktivisten dahinter stecken, die seit der vergangenen Woche die Outing-Kampagne gegen Brück an der Uni Bochum fahren, ist nicht bekannt. Wie genau die Nachricht ihre Adressaten über den offiziellen Unimail-Account erreicht hat, kann sich die Uni ebenfalls noch nicht erklären. „Dass unser zentrales Mail-System gehackt wurde, können wir aber definitiv ausschließen“, sagt Wylkop. Strafanzeige gegen Ausspähung von Daten hat die Universität bereits gestellt.
Die E-Mail enthält die selben Informationen wie auch die Handzettel und Plakate der Antifa-Aktivisten. Sie beschreiben den Dortmunder Brück darin als gewalttätigen Organisator und Teilnehmer von „zahlreichen (…) Neonazi-Aktionen im In- und Ausland.“
Der Inhalt der E-Mail:
„Sehr geehrte Angehörige der RUB,
Wir möchten Sie hiermit darüber informieren, dass seit Oktober ein militanter Neonazi Rechtswissenschaft an der RUB studiert. Der 23-Jährige Michael Brück ist kein Mitläufer, sondern gehört zum harten Kern der rechtsextremen Szene. Er war einer der führenden Köpfe der Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO), die für zahlreiche Aufmärsche und Übergriffe verantwortlich zeichnet. Seit dem Verbot des „NWDO“ durch das Innenministerium 2012 treibt er maßgeblich den Aufbau der Nachfolgeorganisation, der Partei „Die RECHTE“ voran, in der er den Posten des NRW-Vizevorsitzenden inne hat.Michael Brück organisiert zusammen mit seinen Kameraden regelmäßig Aufmärsche zu denen Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet anreisen, zuletzt am 01.05. sowie am 31.08.2013 in Dortmund. Er tritt auf zahlreichen Aufzügen, Kundgebungen und anderen Neonazi-Aktionen im In- und Ausland als Anmelder oder Redner in Erscheinung.Auch schreckt Brück nicht vor Gewalttaten zurück. So überfiel er zusammen mit 400 anderen Neonazis die Demonstration des DGB am 1. Mai 2009 in Dortmund, bei der es zahlreiche Verletzte gab. Zuletzt beteiligte er sich am 19.10.2013 in Duisburg bei einem Angriff auf Fußballfans die sich gegen Diskriminierung engagierten. Darüberhinaus betreibt er den Internet-Versandhandel mit dem eindeutigen Namen „antisem.it“, in welchem er Gleichgesinnten Musik und Aufkleber mit faschistischen Inhalten sowie Sturmhauben und Pfefferspray zum Kauf anbietet.Die Wahl des Studienfachs dürfte für Brück kein Zufall gewesen sein. Da er und seine Kameraden sich für eine Vielzahl von Straftaten vor Gericht verantworten müssen und sich mit der Partei „Die RECHTE“ am Rande der Legalität bewegen scheint die Entscheidung Jura zu studieren nur logisch. Die an der RUB erworbenen Kenntnisse erleichtern Brück, seine menschenverachtende Einstellung frei von strafrechtlichen Konsequenzen in die Gesellschaft zu tragen.Es ist nicht hinnehmbar, dass ein aktiver Neonazi an der RUB für das Vorantreiben der Ideologie des Nationalsozialismus ausgebildet wird.Weitere Informationen zur Person Michael Brück finden Sie unter folgendem Link: https://naziouting.noblogs.orgEin/ Video, welches den Ablauf einer Outing-Aktion am Montag und die Eskalation seitens Prof. Borges zeigt, finden Sie unter folgendem Link: http://www.youtube.com/watch?v=8wESii2GmXY
Mit freundlichen Grüßen, Antifaschistischer Infodienst der RUB“
Angefangen hat das Outing des RUB-Studenten in der vergangenen Woche. Eine Gruppe linksextremer Aktivisten war, teils als Weihnachtsmänner verkleidet und maskiert, in einen Hörsaal gestürmt und hat mit einem großen roten Pfeil auf den Jura-Erstsemester gezeigt. Dabei kam es auch zu Handgreiflichkeiten zwischen dem Dozenten und einigen Aktivisten.
Weil die Hochschule mit dieser Methode des Bloßstellens nicht einverstanden ist, planen Rektorat und Allgemeiner Studierendenausschuss (Asta) für das Sommersemester 2014 eine Aufklärungskampagne um das Thema Rechtsextremismus. In Ringvorlesungen und Beratungsangeboten sollen Studierende den richtigen Umgang damit lernen. “Es ist notwendig, die Diskussion auf eine sachliche und breite Basis zu stellen“, äußert sich Pressesprecher Jens Wylkop dazu.
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