Zweiter Herd statt dritter Mitbewohner

Neulich wurden in meiner Dreier-WG zwei Zimmer frei. Erst beendete der eine Mitbewohner sein Diplom und nahm eine Vollzeitstelle in Köln an, fast zeitgleich wechselte der andere die Uni für ein interessantes Masterprogramm. Meine Wohnungssituation veränderte sich rapide und eine schnelle Lösung musste her. Ich stand vor der Wahl, mir eine kleine Wohnung alleine zu suchen, in ein Wohnheim zu ziehen oder mir neue Mitbewohner zu suchen.

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Als Ersti hatte ich in einem Wohnheim residiert. Damals war das finanziell und logistisch gesehen die beste Entscheidung. Das anonyme Leben von 18 Studenten mit einer Küche und zwei Duschen sowie zwei Toiletten war aber alles andere als entspannt. Kurz: viel zu wenige Quadratmeter für zu viel Östrogen.

Ein glücklicher Zufall brachte mich damals dazu, mir mit einer Kommilitonin aus meinem Fachbereich eine Wohnung zu suchen. Auch sie mochte das Wohnheimleben nicht sonderlich. Da sich die Suche nach Zweier-WG-Wohnungen als saisonal ungünstig erwies, fragten wir weitere Bekannte, wer mit uns zusammen ziehen wolle. Es fand sich ein Kommilitone und nach kurzer Suche renovierten wir eine geräumige Dreier-WG in der Innenstadt Bochums.

Als sich diese Anfangskonstellation auflöste, lernte ich schnell, dass manche Studienfächer WG-inkompatibel sind. Ein Philosoph und ein Wirtschaftswissenschaftler konkurrieren schnell um die Position des Alpha-Männchens. Der Konkurrenzkampf kann sogar mit blutigen Taschentüchern auf dem Küchenboden neben einer leeren Wodkaflasche enden.

Eine Schauspielschülerin hingegen verschiebt den kompletten Tagesrhythmus aller Bewohner. Erstis sind meistens partyfreudig und mit so vielen neuen Dingen beschäftigt, dass alles liegen bleibt – oder sie suchen eine Mutterfigur. Dennoch entschloss ich mich vor ein paar Wochen, weiter ein WG-Leben führen zu wollen. Doch dieses Mal wollte ich aus den bisher begangenen Fehlern bei der Suche nach Mitbewohnern lernen.

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Was in der Uni aushängt, ist auch in jeder WG ein "must have". Foto: Anne K. Dote

Aufgrund eines neuen Nebenjobs konnte ich es mir sogar leisten, nur einen Mitbewohner zu suchen. Ein Zimmer sollte zum Wohnzimmer werden. Fünf Jahre Dreier-WG ohne neutrales Terrain konnten endlich ein Ende finden. Aber wie sucht man den perfekten Mitbewohner? Komische Bewerbungsspielchen, die viele WGs als Ritual für Neue ansehen, kamen für mich nicht in Frage.

Wie es der Zufall so wollte, suchte ein Bekannter von der Uni eine neue Bleibe, weil sein Partner aufgrund des Jobs umziehen musste und er noch in Bochum gebunden ist. Nach einer Schnupperphase war die Sache geritzt: Thomas zog ein.

Da unklar ist, wer von uns länger in Bochum studieren wird, kam er mit Sack und Pack. Das bedeutet, dass wir im Moment zwei Küchen ausstatten können. Eine Herde Herde, Kühlschränke, Lemminge und Spülmaschinen beherbergen wir nun in unserer gemütlichen Bleibe mit Wohnzimmer. Und das Beste ist: Thomas ist kein Schauspielschüler – mein Tagesrhythmus bleibt der Alte.

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Anne K. Dote ist eine Studentin des N-Gebäudes an der Ruhr-Universität Bochum, die sich regelmäßig auch in anderen Buchstaben verirrt. In ihrer Kolumne gibt sie einen persönlichen Einblick in den Kosmos RUB - und das normalerweise monatlich. Grafik: F. Steinborn, Teaserfoto: pixelio.de / bbroianigo

5 Comments

  • Der ehemallige Mitbewohner mit der Vollzeitstelle :-) sagt:

    Sehr nette Kolumne, Anne 🙂 Ich habe mich natürlich wiedergefunden und dann kamen auch schnell ganz viele WG-Erinnerungen zu Tage.

    Hoffentlich bis bald mal wieder
    Grüße aus Kölle

  • Blubb sagt:

    Schade, aber danke!

  • Anne K. Dote sagt:

    Hallo Blubb!

    Leider nicht, da die WG sich vermutlich im Dezember runderneuern wird.
    Und es ist leichter, einen Teil der Herde einzulagern, als es sich in ein paar Monaten
    neu besorgen zu müssen…

    Viel Erfolg bei der Herdsuche!!!

  • Blubb sagt:

    Hi!

    Ihrlebt ja in ganz schönem Luxus 😉 Zufälligerweise ist unsere WG gerade auf der Suche nach einem Herd… wollt ihr einen loswerden?

  • Blubb sagt:

    Könnt ihr zufällig auf den Luxus zweier Herde verzichten? Unsere WG bräuchte da einen…

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