Von wegen „Heilige Drei Könige“

Ein Beitrag von Lara Eckstein

„Stern über Bethlehem“ singen sie, sammeln Spenden und segnen die Häuser. Sternsinger sind in der Zeit um den 6. Januar überall im Ruhrgebiet unterwegs. Sie erinnern damit an die Geschichte der Heiligen Drei Könige, die einem Stern nach Bethlehem zum Jesuskind folgten. Diese drei Herren waren allerdings keine Könige – und auch nicht heilig.

David, Ilia und Ilias aus der Gemeinde St. Franziskus als Caspar, Melchior und Balthasar. Fotos: Lara Eckstein

David, Ilia und Ilias aus der Gemeinde St. Franziskus als Caspar, Melchior und Balthasar. Fotos: Lara Eckstein

Eigentlich ist der 6. Januar der Tag der „Epiphanias“, das ist griechisch und bedeutet „Offenbarung“. „Als die drei Weisen vor dem Kind standen, ist ihnen klar geworden, dass ein Heiland vor ihnen liegt“, erklärt Rudolf Geuchen, Pfarrer der Gemeinde St. Martin in Dortmund. „Das ist für uns Katholiken natürlich ein Grund zu feiern.“ Die legendären Ausschmückungen rund um diesen Festtag seien aber erst später dazugekommen.

Auch die Bezeichnung „Heilige Drei Könige“, wie der Tag heute heißt, ist zumindest nicht bibeltreu. Dort ist von „Weisen aus dem Morgenland“ die Rede, von Sterndeutern – nicht von Königen. Heilig gesprochen wurden die drei auch nie. Nach ihren Namen sucht man in der Bibel vergeblich – die erhielten sie erst im 8. Jahrhundert.

Kinder werden zu Königen

Sophie und Nele ziehen als Sternsinger durch Dortmund.

Sophie und Nele ziehen als Sternsinger durch Dortmund.

Heute aber kennt sie jeder: Caspar, Melchior und Balthasar. Früher verkleideten sich arme Leute am 6. Januar als Heilige Drei Könige, um Geld oder Essen zu erbetteln. Heutzutage sind es Kinder wie die aus der Gemeinde St. Franziskus-Xaverius in Dortmund, die mit Kronen und Sternen durch die Straßen ziehen.

Dort sammeln die Sternsinger den ganzen Tag über Spenden für brasilianische Straßenkinder. „Außerdem segnen sie die Häuser mit dem Segensspruch C + M + B“, erklärt Iris Springer von der Gemeinde. Das steht für „Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“. Passenderweise stimmt es aber auch mit den Anfangsbuchstaben der Namen der drei „Könige“ überein.

Heute Student, früher Sternsinger

So mancher Student war früher als Sternsinger unterwegs. „Bei mir im Dorf haben das alle Kinder gemacht – ich natürlich auch“, erzählt Steffen Hoverstadt. Er studiert Maschinenbau an der TU Dortmund. „Das hat auch immer Spaß gemacht, vor allem, wenn wir Süßigkeiten bekommen haben.“

Doch nicht alle haben so gute Erinnerungen an die Sternsinger: „Mich haben diese Nervensägen schon ein paar Mal aus dem Bett geklingelt“, sagt Lehramtsstudent Dominik Driessen. Da kann man nur hoffen, dass die Sternsinger von St. Franziskus nicht bei ihm vorbei kommen.
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