Hobbys 2.0

Amanatios Tsakaridis steht allein in seinem Café Creme in Dortmund Westerfilde. Er strahlt zufrieden und reibt sich die Hände. Gerade hat der griechische Kneipenwirt mit einem gekonnten Wurf eine hochspannende Darts-Partie für sich entschieden. Sein Gegenspieler steht rund 1.900 Kilometer weiter südlich. An einer Dartscheibe in Spanien – genauer in Sevilla.

Kneipenwirt Amanatios Tsakaridis ist einer von zwei Radikal Darts-Besitzern in Dortmund

Kneipenwirt Amanatios Tsakaridis ist einer von zwei Radikal Darts-Besitzern in Dortmund. Foto: Jonas Strohschein

Möglich macht dieses ungewöhnliche Duell quer durch Europa eine spanische Erfindung, der Radikal Darts-Automat: „Der ist mit dem Internet verbunden. Man kann also von hier gegen Leute aus Amerika, Australien, Portugal oder Spanien spielen“, erklärt Tsakaridis.

Darten reloaded

Über 200 solcher Radikal Darts-Automaten stehen allein in Deutschland. Die Spieler registrieren sich mit Namen und Foto, bevor sie eine Chipkarte erhalten. Das kostet einmalig zehn Euro. Der Automat legt dann ein persönliches Spielerprofil an, und schlägt automatisch einen ungefähr gleich starken Gegenspieler vor – in irgendeiner Kneipe der Welt. „Da kann man auch gar nicht bescheißen“, weiß Tsakaridis. „Da sind zwei Kameras am Automaten, man kann also nicht an die Seite gehen und einfach auf die Scheibe drücken.“ Eine Laserlinie garantiert außerdem den korrekten Abstand zur Scheibe.

Auch Turniere können beim Radikal Darts interaktiv gespielt werden. Foto: flickr.com/sig.

Auch Turniere können beim Radikal Darts interaktiv gespielt werden. Foto: flickr.com/sig.

Aus einem einfachen Spiel mit Korkscheibe und zwei Stahlpfeilen ist so im Zeitalter des Internets ein hochkompliziertes und interaktives System entstanden. Eine Entwicklung, die sich nicht nur an der Dartscheibe beobachten lässt. Die amerikanische Website ipetcompanion.com bietet beispielsweise in Kooperation mit verschiedenen Tierheimen eine außergewöhnliche Alternative zum eigenen Haustier an.

Mit Katzen spielen und Wildschweine jagen vom Schreibtisch aus

Der "interaktive Wollknäuel" scheint für alle Beteiligten ein Gewinn zu sein. Foto: ipetcompanion.com.

Der "interaktive Wollknäuel" scheint für alle Beteiligten ein Gewinn zu sein. Foto: ipetcompanion.com.

Vom heimischen Rechner aus können User kostenfrei mit den Katzen im Tierheim spielen. Über die Computertastatur steuert man einen Stoffball oder anderes Spielzeug im sogenannten „Katzenspielraum“, eine Webcam überträgt Bilder der tobenden Katzen nach Hause. Die Innovation scheint gut anzukommen: Nach Angaben der Oregon Humane Society haben sich die Katzen-Adoptionen seit Einführung der interaktiven Spielmöglichkeiten um rund 15% gesteigert. Spendengelder für das Tierheim stiegen sogar um fast 300%.

Weniger tierfreundlich erscheint dagegen die Geschäftsidee des texanischen Unternehmers John Lockwood. 2005 versuchte er, aus den scheinbar unendlichen Möglichkeiten des Internets Gewinn zu ziehen – wenn auch auf recht makabre Art und Weise: Per Mausklick gab er Usern die Möglichkeit, auf Steinböcke, Antilopen und Wildschweine auf seiner Farm in San Antonio zu schießen. Er wolle so körperbehinderten Jägern die Möglichkeit zur Jagd bieten, rechtfertigte Lockwood seine Geschäftsidee. „Das Jagen über die Homepage meines Jagdreviers ist nichts anderes, als bezahlte man für eine geführte Jagdtour auf meinem Revier. Seit die Menschheit aufgehört hat, bei der Jagd hinter Tieren herzurennen und die Beute mit bloßen Händen zu töten, hat sich das Jagen immer weiter vom Tier distanziert und ist effizienter geworden“, rechtfertigte er seine Idee damals. Durchsetzen konnte er sich damit nicht: Nach wenigen Monaten verbot die amerikanische Regierung seine Homepage wegen Tierquälerei.

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