Studenten bringen Europa in die Schule

Im Haranni-Gymnasium in Herne machen Schüler und türkische Austauschstudenten von der Uni Dortmund gemeinsamen Unterricht. Das Programm wurde vom Projekt „Europa macht Schule“ organisiert. Es ermöglicht Studenten aus europäischen Ländern und deutschen Schülern, Informationen über ihre Länder auszutauschen.

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Die türkischen Studentinnen zeigen den Schülern die türkische Landkarte. Foto: Ramesh Kiani

Zwei Studentinnen aus der Türkei und zwei Lehrerinnen des Gymnasiums bereiten gemeinsam das Unterrichtsmaterial für sieben Schüler aus der sechsten Klasse vor – Leinwand, Overhead-Projektor und Bilder. Eine Studentin klebt ein paar Fotos von verschiedenen türkischen Städten auf die Landkarte. Ankara, Istanbul und andere Städte. Die Schüler gucken neugierig. Die Studentin zeigt ihnen die Fotos und nennt die Stadtnamen. Manche Städte kennen die Schüler, andere nicht. Danach bekommt jeder Schüler ein Blatt, auf dem eine Tabelle steht. Diese Tabelle sollen sie ausfüllen. Die Fragen beziehen sich auf Informationen über Deutschland und die Türkei. Zum Beispiel geht es um die Farbe der Flaggen, die Währung oder die Fläche von beiden Ländern. Danach setzen sich alle in einen Kreis und bekommen die Regeln für ein türkisches Spiel erklärt. Jetzt geht es los, alle sind laut und lachen fröhlich.

Bei dem Projekt „Europa macht Schule“ vertreten Austauschstudenten aus ganz Europa ihre Länder in deutschen Schulen. Sie nehmen an drei bis fünf Unterrichtsstunden teil und stellen kulturelle, politische und gesellschaftliche Aspekte ihrer Heimatländer vor. Ein bisschen Geschichte ist auch dabei. Was sie mit den Schülern machen, müssen die Studenten vorher mit den Lehrern besprechen. Das Projekt wird in einer Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Verein „Europa macht Schule“ organisiert.

Zweiseitiges Lernen

„Ich finde das Programm gut, weil die deutschen Kinder etwas Türkisch lernen und die türkischen Austauschstudenten lernen gleichzeitig etwas über Deutschland“, sagt Esin Karadeniz, eine Schülerin, die an dem Programm teilnimmt. Eine andere Schülerin namens Hale Ilhaner freut sich, dass sie durch das Programm ein türkisches Spiel gelernt hat und beim Ausfüllen der Tabelle etwas über die deutsche und die türkische Währung und die Einwohner erfahren hat.

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Deutsche Schüler und türkische Studentinnen lernen mit Spaß voneinander. Foto: Ramesh Kiani

Die Schüler haben von dem Projekt durch ihre Kunstlehrerin erfahren. „Sie ist zu uns gekommen und hat uns Beispiele gegeben, was typisch deutsch und typisch türkisch ist und uns über das Projekt informiert“, erzählt Esin Karadeniz. Die Studenten haben dagegen durch das Akademische Auslandsamt der TU Dortmund von dem Projekt erfahren. „Nachdem ich die Email mit den Informationen bekommen habe, habe ich mich sofort angemeldet“, sagt Buse Aydogan. Die 22-jährige Statistik-Studentin ist für ein Jahr als Austauschstudentin an der Uni Dortmund. Deniz Adar studiert auch Statistik. Die 22-Jährige meint, dass das Projekt sinnvoll ist, „weil viele Schüler wenig über die Türkei wissen und das Projekt eine gute Möglichkeit ist, mehr über die Türkei zu lernen und Deutschland und die Türkei zu vergleichen.“

Zeit und Sprache sind knapp

Lehrerin

Kirstin Stengel ist die Lehrerin am Haranni-Gymnasium, die bei dem Projekt "Europa macht Schule" mitmacht. Foto: Ramesh Kiani

Kirsten Stengel, eine der teilnehmenden Lehrerinnen des Haranni-Gymnasiums, sagt, dass sie in diesem Jahr zum ersten Mal bei dem Projekt mitmacht. Im Vorjahr hätte das Haranni-Gymnasium allerdings schon mit französischen Austauschstudenten zusammengearbeitet. Die beiden Lehrerinnen, die freiwillig an dem Projekt teilnehmen, haben ein Vortreffen mit den Studentinnen gehabt. „Wir haben geguckt, was sie vorhaben. Die Studentinnen haben alles selbstständig geplant und wir haben ihnen ein bisschen geholfen.“ Stengel glaubt, dass das Projekt den Schülern und Studentinnen an diesem Tag Spaß gemacht hat.

Gute Absprachen sind wichtig

Ob es einfach ist, mit ausländischen Studenten zusammenzuarbeiten oder nicht? Kirsten Stengel beantwortet das so: „Manchmal gibt es Schwierigkeiten mit der Sprache, aber die Studentinnen sind offen und sehr organisiert. Sie bemühen sich und es klappt gut.“ Manche Vorschläge der Studentinnen müsse man aber ein bisschen „stoppen“, weil sie zu schwierig und aufwändig seien oder zu langweilig für die Schüler. Kirsten Stengel meint, dass das Projekt in nächsten Jahren weiterhin in der Schule laufen könnte wie jetzt, „wenn sich jemand findet, der Zeit hat, weil die Lehrerinnen und Lehrer natürlich immer viel zu tun haben“. Wenn das Projekt länger dauern würde und regelmäßig stattfände, wäre das aus ihrer Sicht sinnvoller. „Das Problem sind der Ort und die Zeit.“ Auch dass die Austauschstudenten nicht lange in Deutschland bleiben, sei ein bisschen schwierig, denn dadurch sei die Stundenanzahl begrenzt.

Mehr Ziel bedeutet mehr Kontakt

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Lehrerinnen, Studentinnen und Schüler im Haranni-Gymnasium tauschen das Wissen über ihre Kultur in einer ungewöhnlichen Unterrichtsstunde. Foto: Ramesh Kiani

Dörte Gröger ist Koordinatorin des Projekts. Sie sagt, dass die Studenten und Schüler dann kein gutes Gefühl haben, wenn sie sich nicht vorbereiten. „Was die einzelnen Teilnehmer mitnehmen, ist ganz unterschiedlich. Für viele Studenten ist es ein interessanter Austausch und für die Schüler ist es eine Abwechslung oder eine Möglichkeit, mal was anderes im Unterricht zu machen“, erklärt Gröger. Sie glaubt, dass die Studenten positive Erfahrungen im Umgang mit den Deutschen gemacht haben. „Sie sind froh darüber, Deutsch zu sprechen und dabei in Kontakt zu kommen. Das ist für das Projekt auch wichtig“, sagt sie. Bei der Projektplanung gebe es manchmal Schwierigkeiten. Die Studenten müssen etwas beitragen. Das heißt sie können nicht einfach zur Schule kommen und dort passiert etwas, sondern sie müssen sich zu Hause hinsetzen, sich etwas ausdenken, etwas vorbereiten und Material sammeln, das den Lehrerinnen helfen kann. In diesem Fall gebe es manchmal Schwierigkeiten. Andere Probleme seien langfristiger. „Es ist eine Eigenart der Deutschen, dass sie gerne langfristig planen. Für die Austauschstudenten ist es aber schwierig, dass sie jetzt schon einen Termin festlegen sollen, der vielleicht in zwei Monaten ist.“

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