Winter adé

Ein Beitrag von Lena Kalmer
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„Liebe Sonne, scheine wieder, Schein‘ die düstern Wolken nieder!“ (Hoffmann von Fallersleben, Beim Regen)
Wie schon Hoffmann von Fallersleben wünschen wir uns den Frühling herbei: Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint und endlich darf das Lieblings- T-Shirt wieder aus dem Schrank gekramt werden. So viel Glück hatten wir zwar nicht am ersten Frühlingswochenende in diesem Jahr, dafür sind die Temperaturen aber immerhin auf bis zu 15 Grad geklettert.
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Viele wissen gar nicht, dass jedes Jahr am 1. März auf der Nordhalbkugel der Erde der meteorologische Frühling beginnt. In der Wissenschaft zählen zum meteorologischen Frühling die Monate März, April und Mai.

Warum der 1. März?

Foto: Lena Kalmer
Der „phänologische Frühlingsanfang“ hat direkt mit Blumen zu tun. Foto: Lena Kalmer

Das hat ganz einfach statistische Gründe, denn so können zum Beispiel die Monatsmittelwerte der Temperaturen besser erfasst werden. Festgelegt hat das die WMO, die Weltorganisation für Meteorologie. Besser bekannt ist der astronomische oder auch kalendarische Frühlingsanfang, der am 20. bzw. 21. März jeden Jahres beginnt. Dieses Jahr fällt der astronomische Frühlingsanfang auf den 20. März, und zwar genau um 18:32 MEZ, wenn die Sonne im Zenit über dem Äquator steht. Der Tag ist dann genauso lang wie die Nacht, die Tage auf der Nordhalbkugel werden ab jetzt immer länger. Auf der Südhalbkugel passiert genau das Gegenteil, die Tage werden immer kürzer. Zu guter letzt gibt es noch den phänologischen Frühlingsanfang, der sich auf insgesamt drei Entwicklungsstadien der Pflanzen bezieht: Der Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling.

Die Dortmunder erleben die ersten Frühlingstage in diesem Jahr ganz unterschiedlich:

Sylvia Rüsing Blumenladen Sanders&Sanders, Dortmunder Innenstadt. Foto: Lena Kalmer
Für Sylvia Rüsing bedeutet Frühling Hochkonjunktur. Foto: Lena Kalmer

Sylvia Rüsing ist Verkäuferin im Blumenladen Sanders&Sanders in der Dortmunder Innenstadt und sagt, dass der Frühlingsanfang eine ganz besondere Bedeutung für sie hat: „Ich freue mich, dass es endlich wieder Frühling wird. Die Leute kaufen wieder mehr Blumen und gehen raus an die frische Luft. Vor allen Dingen die Frühlingsblumen, wie zum Beispiel Tulpen und Nelken sind jetzt wieder sehr beliebt. Tulpen werden seit letzter Woche wieder vermehrt in allen Farben und Variationen gekauft. Das ist jetzt die Zeit, denn bald trauern wir dem Frühling wieder hinterher. Die Kunden wissen das und nutzen den Frühlingsbeginn, um sich mit bunten und frischen Blumen den Tag zu verschönern.“

Hanka wartet noch auf das Gefühl von Frühling. Foto: Lena Kalmer
Hanka wartet noch auf das Gefühl von Frühling. Foto: Lena Kalmer

Auch Hanka, Studentin der Sonderpädagogik an der TU Dortmund, freut sich auf den Frühling: „Für mich ist der Frühlingsbeginn einfach ein wahnsinnig tolles Gefühl. Ich rieche den Frühling und vor allen Dingen fühle ich den Frühling. Dieses Jahr habe ich das Gefühl noch nicht gehabt. Aber das kommt noch, da bin ich mir sicher.“

Frau Lembke arbeitet im Café "Sonnendeck". Foto: Lena Kalmer
Frau Lembke arbeitet im Café „Sonnendeck“. Foto: Lena Kalmer

Für Hanka ist der Frühling noch nicht gekommen und auch Frau Lembke vom Café Sonnendeck an der TU Dortmund weiß, dass es noch dauern wird, bis die Studenten sich wieder nach draußen setzen. Die Sonnenschirme stehen zwar schon seit ein paar Tagen draußen, bisher sei das aber leider nur auf wenig Resonanz gestoßen. Frau Lembke ist aber guter Hoffnung, denn sie weiß, dass wenn erstmal die ersten Sonnenstrahlen wieder rauskommen, die Studenten ihre Bücher liegen lassen und sich draußen in die gemütlichen Strandstühle legen, um einen Kaffee zu genießen. Das passiere aber meistens erst gegen Anfang April, wenn das Semester wieder beginnt.

Das "Sonnendeck" im letzten Frühjahr. Foto: Lena Kalmer
Das „Sonnendeck“ im letzten Frühjahr. Foto: Lena Kalmer

In den Semesterferien genießt Miguel, Maschinenbaustudent an der TU Dortmund, gerne einen Kaffee im Sonnendeck. Allerdings hat sich auch für ihn der Frühling noch nicht bemerkbar gemacht: „Draußen ist es noch sehr trüb und ich muss noch für meine Abschlussklausuren lernen. Ich sitze jetzt auch gerade drinnen im Sonnendeck, auch wenn ich zum Frühlingsanfang natürlich ganz gerne draußen sitzen würde. Aber dafür ist es einfach noch nicht sonnig genug.“

Mit dem fehlendem Sonnenschein haben auch die Mitarbeiter der Gaststätte „Zum alten Markt“ zu kämpfen: „Die Woche nach Karneval fangen wir an frühlingshaft zu dekorieren. Draußen haben wir auch schon Blumen auf die Tische gestellt. Die Leute setzten sich aber erst raus, wenn es um die 15 Grad warm ist und die Sonne scheint. Wir haben jetzt letzte Woche unsere Tische rausgestellt. Aber es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis die Leute sich raus setzen.“ (Avni, Mitarbeiter der Gaststätte „Zum alten Markt“).

Tong, Martina und Avni, Mitarbeiter der Gaststätte "Alter Markt". Foto: Lena Kalmer
Tong, Martina und Avni, Mitarbeiter der Gaststätte „Alter Markt“. Foto: Lena Kalmer

Florian (23), Student der Medienwissenschaften, freut sich allerdings jetzt schon über die frühlingshaften Temperaturen, denn das bedeutet für ihn als Raucher, dass er endlich wieder ohne das ständige „Jacke an und aus“ seine Zigarette abends draußen genießen kann.

Ronny an seinem Obststand. Foto: Lena Kalmer
Ronny an seinem Obststand. Foto: Lena Kalmer

Auch Nils und Ronny freuen sich über die milden Temperaturen am ersten Frühlingswochenende. Die beiden verkaufen Obst und Gemüse in der Dortmunder Innenstadt und wissen, dass der Frühling die Leute dazu bringt, wieder gesünder einzukaufen: „Die Leute kaufen wieder mehr Obst und die Erdbeerzeit hat jetzt wieder begonnen. Im Winter kaufen die Menschen vermehrt Orangen und Zitronen.

Seit letzter Woche verkaufen wir wieder mehr Erdbeeren. Wenn die Sonne rauskommt, haben die Menschen wieder mehr Lust auf was Frisches und Gesundes.“ Bis der Frühling also wirklich bei uns ankommt, heißt es also wohl Kaffee trinken, Blumen kaufen und einfach ein wenig geduldig sein.