Soldaten bringen Brücke zum Schwingen

In einem ungewöhnlichen Experiment untersucht ein Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum die Schwingung von Brücken. Das Experiment findet auf einer Fußgängerbrücke im Olga-Park in der Stadt Oberhausen statt. 42 Bundeswehrsoldaten der Glückauf-Kaserne aus Unna-Königsborn nehmen daran teil.

Der Bochumer Forscher Michael Kasperski, der Leiter der Gruppe „Entwurfsgrundlagen im konstruktiven Ingenieurbau“ (EKIB) unterzieht die Brücke einer sogenannten „Gebrauchstauglichkeitsanalyse“. Dabei wird untersucht, ob die Brücke der Nutzung durch Fußgänger standhält. Die Gruppe um Kasperski arbeitet und forscht seit über zehn Jahren im Ruhrgebiet zur Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit im Bereich Bauingenieurwissenschaften.

Ein wissenschaftliches Experiment auf der Fußgängerbrücke im Olga-Park, Oberhausen. Foto: Ramesh Kiani

Ein wissenschaftliches Experiment auf der Fußgängerbrücke im Olga-Park, Oberhausen. Foto: Ramesh Kiani

Leichtbauweise

Im vergangenen Jahrzehnt seien im Ruhrgebiet viele architektonisch anspruchsvolle Fußgängerbrücken errichtet worden, heißt es in der Ankündigung des Experiments. Ihre besondere Bauweise, die sogenannte „Leichtbauweise“, bewirkt eine hohe Schwingungsempfindlichkeit durch gehende Personen. Laut Ceyhun Sahnaci, einem Mitglied des Forschungsteams, „können bereits kleinste Schwingungen zu einer Störung im Bewegungsprozess führen und Unwohlsein, Angst oder sogar Panik hervorrufen“.

Es gibt in Deutschland keine festgelegte Obergrenze für Schwingamplituden. In dem wissenschaftlichen Experiment geht es nicht darum, sich an die maximalen Belastungsgrenzen der Brücke heranzutasten. Ziel ist vielmehr herauszufinden, bis zu welchen Schwingamplituden normales Gehen noch möglich ist und ab wann sich Passanten unwohl fühlen.

Wahrnehmung der Schwingung

Nachdem das Forschungsteam zur Kaserne in Unna Kontakt aufnahm, seien die Soldaten bereit gewesen, bis zum Ende des Experiments mehrmals kostenlos mitzumachen.

Bundeswehrsoldaten der Glückauf-Kaserne arbeiten mit dem Forschungsteam zusammen.         Foto: Ramesh Kiani

Bundeswehrsoldaten der Glückauf-Kaserne arbeiten mit dem Forschungsteam zusammen. Foto: Ramesh Kiani

Am Tag des Experiments auf der Fußgängerbrücke im Olga-Park wurde überprüft, ab wann und wo die Schwingungen wahrgenommen werden. Dafür werden in einem bestimmten Abstand rote Streifen auf der Brücke aufgeklebt. Nun marschieren die Soldaten im Gleichschritt auf der Brücke und das Forschungsteam untersucht die Auswirkungen. Sensoren messen die Schwingungen in den so festgelegten Abschnitten und übertragen sie auf einen Computer.

Die Soldaten machen eine erste Runde über die Brücke. Man kann die Aufregung in ihren Gesichtern sehen. „Das war komisch! Ich hatte Angst“, sagt eine Soldatin. „Es war ungewöhnlich, man hat die ganze Zeit die Schwingungen nach oben und unten gespürt“, fügt ein anderer Soldat hinzu.

Das Experiment ist noch nicht abgeschlossen und es wird noch einige Zeit dauern, bis die Ergebnisse ausgewertet und veröffentlicht werden können.

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