Duell am Donnerstag: YouTuber – Coole Vorbilder oder völlig überschätzt?

Formate wie „Tutorials“, „Pranks“ oder „Follow me Arounds“ sind durch sie überhaupt erst populär geworden: YouTuber. Sie lassen Hunderttausende Menschen an ihrem Leben teilhaben, mittlerweile spielen einige von ihnen sogar in Filmen mit oder bringen eigene Produkte auf den Markt. Aber ist dieser Hype gerechtfertigt? Darüber streiten sich unsere Autorinnen.

Deutsche YouTuber greifen in ihren Videos wichtige Themen auf,

findet Alexandra Domanski.

Schwierigkeiten in der Schule, komplizierte Freundschaften, die große Liebe – viele YouTuber befassen sich mit diesen Themen und somit mit alltäglichen Problemen ihrer Zuschauer. Sie teilen in ihren Videos Erfahrungen und geben Ratschläge. Besonders für Jüngere kann das ziemlich hilfreich sein, um ihre eigenen Konflikte zu bewältigen.

Klar, es gibt durchaus Videos, deren Inhalte einfach nur der Unterhaltung dienen und wenig mit einer Vorbildfunktion zu tun haben, aber das ist nicht die Regel. Der Großteil der YouTuber versucht zumindest, immer eine bestimmte Message zu vermitteln.

Mit YouTubern kann man sich viel besser identifizieren, als mit Hollywood-Sternchen

Dadurch, dass die Personen vor der Kamera meist im selben Alter oder nur wenige Jahre älter sind als ihre Zielgruppe, fällt es leicht, sich mit ihnen auf Augenhöhe zu sehen. Zudem handelt es sich nicht um internationale Berühmtheiten aus reichen und einflussreichen Familien, sondern um durchschnittliche Personen mit einem ganz normalen Alltag, die sich das Videodrehen einfach zum Hobby gemacht haben. Sie wirken dadurch viel greifbarer als Schauspieler oder Rockstars, die sich in einem völlig anderen Umfeld bewegen – und sind so auch viel bessere Vorbilder.

Hinzu kommt, dass YouTuber ihre Zuschauer direkt ansprechen und ihnen so das Gefühl geben, unmittelbar gemeint zu sein. So eine Ebene ist in meinen Augen Voraussetzung, wenn man mit einer großen Menschenmenge kommuniziert und als Person des öffentlichen Lebens etwas bewegen möchte.

Dazulernen und Kreativität sind die Folgen

Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind wie eine effektivere Lernmethode oder ein neues Kochrezept – durch YouTube-Videos kann man eine Menge Neues lernen. Das regt nicht nur die kreative Ader an, sondern animiert auch dazu, ungewöhnliche Dinge einfach mal auszuprobieren. Und bei der Vielzahl an deutschen YouTubern, die es mittlerweile gibt, findet bestimmt jeder das eine oder andere coole Vorbild.

YouTuber werden völlig unnötig gehypt,

findet Aurora Lushtaku.

Wenn ich so auf YouTube blicke und insbesondere auf „YouTube Deutschland“, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Nicht etwa lachen, weil jemandem tatsächlich ein guter Witz gelungen ist, sondern lachen, weil die erfolgreichsten YouTuber in Deutschland mit den einfallslosesten Inhalten das schnelle Geld machen.

Alles nur geklaut

Zunächst einmal ist der größte Teil des Contents aus dem englischsprachigen Bereich übernommen. Die meisten kopieren einfach Trends und lassen sich selbst nichts Kreatives einfallen. Es geht gar nicht mehr darum, herauszustechen oder zu unterhalten. Clickbaiting soll für möglichst viele Aufrufe und dementsprechend mehr Geld sorgen. Zum Glück lassen sich noch YouTuber finden, die mit Herzblut dabei sind, aber das scheint wie eine bedrohte Art.

Die Fans sind Kunden

Und die Zuschauer? Das sind meistens 13-jährige pubertierende Teenies, die BibisBeatyPalace und Dagi Bee ganz, ganz toll finden. Neben „total unauffälligen“ Product-Placements und den unnötigsten Tipps fürs Leben weiß man am Ende nicht mehr ganz so genau, was überhaupt echt ist und was nicht. Das Beste ist dann natürlich immer, wenn Titel und Thumbnail des Videos etwas versprechen, was im Video gar nicht vorkommt. Viele Fans werden ausgenutzt und meiner Meinung nach als Kunden gesehen. Wenn ich dann noch an völlig sinnlose Produkte wie das BibiPhone denke, dann möchte ich doch lieber weinen und nicht lachen.

Standard-Content funktioniert

Und wenn wir schon bei der Community sind: Die trägt zu solchen Inhalten zudem noch bei. Denn der Grund, warum die YouTuber den einfallslosen Standard-Content so sehr lieben, ist, weil er eben funktioniert. Wenn fast drei Millionen Leute den „VERLOBUNGS PRANK an FREUNDIN!!“ vom wohl bekannten YouTuber Simon Desue anklicken, dann wird es wohl auch so lächerlich mit seinen Videos weitergehen.

Also bitte: Erst nachdenken, dann klicken.

das-duell-feeder

Foto: stockxchng/bizior, S. Hofschlaeger/pixelio.de, Montage: Brinkmann/Schweigmann 
Teaserfoto: Aurora Lushtaku

2 Comments

  • Mihael sagt:

    Die Kiddies sind doch gar nicht so dumm. Habe schon Teenies über das verantwortungslose Verhalten von Bibi in ihren Videos diskutieren gehört. Das hat mich als älteren Semester dann doch gefreut.

  • Gamino sagt:

    Warum sollen die Formate neu sein?

    Pranks = Versteckte Kamera
    Tutorials = Erinnert sich noch jemand an die Hobbythek?

    YouTube ist die im Moment höchste Form des Trash-TVs. Übrigens, hinter den meisten großen Tubern stehen Produktionsfirmen der Privatsender.

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