Informatik: Trotz Rekord zu wenig Erstsemester

In Deutschland haben sich in diesem Studienjahr so viel Erstsemester an Unis und Fachhochschulen eingeschrieben wie noch nie zuvor. Trotzdem gibt es Studiengänge, die um ihre Studienanfänger kämpfen müssen – wie die Informatik.

Ab an den Computer!    Foto: Andreas Morlok/Pixelio

Ab an den Computer! Foto: Andreas Morlok/Pixelio

Am Mittwoch gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass sich im Studienjahr 2009 rund 423.400 Erstsemester eingeschrieben haben. Das sind knapp sieben Prozent mehr als im Jahr zuvor. Trotzdem gibt es Fächer, die über Studentenmangel klagen – zum Beispiel Informatik. Längere Zeit sanken die Studierenden-Zahlen in der Informatik. Zwar hat sich dieser Trend inzwischen geändert – in diesem Jahr haben sich vier Prozent mehr Studenten für Informatik entschieden als im Vorjahr – aber das ist für die Gesellschaft für Informatik noch nicht ausreichend. Obwohl die Zahl der Studienanfänger steigt, beklagt Stefan Jähnichen, Präsident der Gesellschaft, dass im Vergleich zur Gesamtzahl der Erstsemester noch immer zu wenige Informatik studieren.

Dabei stehen die Jobchancen in der Branche ziemlich gut. Trotz Wirtschaftskrise gibt es in der IT-Branche einen Fachkräftemangel, der derzeit durch ausländische Bewerber ausgeglichen werden muss. Jähnichen sieht sogar die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bedroht. Insbesondere in Schlüsselbranchen wie der Automobilindustrie und der Medizintechnik sei es wichtig ausreichend eigenen IT-Nachwuchs zu haben. Mit der derzeitigen Zahl der Informatik-Studenten sei das nicht gegeben.

An der TU Dortmund ist es um die Studienanfängerzahl in der Informatik besser bestellt. Hans Decker von der Fakultät für Informatik an der TU spricht von einer Steigerung von knapp 20 Prozent in diesem Jahr. Er blickt in eine positive Zukunft: „Wir erwarten noch mehr Studienanfänger in den nächsten Jahren“, sagt er. Die Fakultät ist darauf vorbereitet. Sie habe noch mehr Plätze anzubieten, so Decker. Der beste Anreiz für alle, die nach dem richtigen Studienplatz suchen, ist wohl, dass trotz der Finanzkrise der Arbeitsmarkt im Bereich Informatik positiv reagiert.

Informatik an der Schule - da muss noch mehr passieren. Foto: Dieter Schutz/Pixelio

Informatik an der Schule - da muss noch mehr passieren. Foto: Dieter Schutz/Pixelio

Informatik in der Schule

Trotz der positiven Entwicklung an der TU Dortmund, sieht auch Decker das Informatik-Problem. Es entsteht nach Deckers Meinung in den Schulen: „Ich glaube, dass Informatik in der Schule nicht gleichwertig zu anderen naturwissenschaftlichen Fächern vorgestellt wird.“ Er plädiert dafür, dass Informatik zusätzlich unterrichtet werden sollte. Die Schüler sollten informiert werden, wie wichtig das Fach ist und was man damit machen kann. Das wäre nach Deckers Meinung der Schlüssel dazu, dass sich Abiturienten für das Informatik-Studium entscheiden.

Ein weiteres Problem für die Informatik – schlechtes Image. „Die Meisten denken, dass sie in einer Ecke sitzen müssen und ihre Arbeit machen. Aber das ist eine falsche Vorstellung. Man soll mit anderen Menschen über Probleme sprechen, um es zu verstehen und eine richtige Lösung zu finden“, meint Hans Decker. Teamarbeit und Kommunikation sein zwei wichtige Faktoren für dieses Fach. Wer also dachte, dass man durch das Studium der Informatik als Einzelkämpfer und Eigenbrötler gehen kann und sollte, liegt schon mal falsch. Jetzt ist es den Informatik-Fakultäten nur noch ein Anliegen, dies auch an Abiturienten zu vermitteln. Laut Decker braucht es dafür vor allem die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Informatikern, die an der Uni arbeiten.

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