Die Bundeswehr als Familienunternehmen

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist keine vier Woche im Amt, da hat sie sich schon ihr erstes spektakuläres Projekt geangelt. Die CDU-Politikerin will die deutsche Bundeswehr umbauen – zu einem familienfreundlichen Unternehmen. Sie fordert: mehr Teilzeitarbeit, bessere Kinderbetreuung, weniger Versetzungen. Ist das eine wirklich realistische Zukunftsvision, oder entwickelt sich von der Leyens Vorhaben zu einer „Mission Impossible“? Ein Kommentar von Rebecca Hameister.

Es stellt sich die Frage, warum sich die Ministerin schon nach so kurzer Zeit auf dieses Thema stürzt. Ein Blick in ihre Vita schafft Klarheit: Von der Leyen nimmt sich als erstes eine Aufgabe vor, mit der sie sich auskennt. Immerhin war sie Familienministerin und Arbeitsministerin, bevor sie ins Verteidigungsministerium wechselte.

Soldat in Teilzeit? Auf Schiffen oder Auslandseinsätzen wohl kaum möglich. Foto: Ich und du / pixelio.de

Soldat in Teilzeit? Auf Schiffen oder Auslandseinsätzen wohl kaum möglich. Foto: Ich und du / pixelio.de; Teaserphoto: Bundeswehr/Bienert / flickr.com/augustinfotos

Soldat als Teilzeitjob – geht das überhaupt? Es gibt Bereiche, in denen das nicht denkbar ist. Für einen Soldaten im Auslandseinsatz kommt eine halbe Stelle nicht in Frage. Aber viele andere Tätigkeiten ließen das durchaus zu. Rechtlich ist es den Soldaten möglich, ihre Arbeitszeit zu verkürzen. Die wenigsten aber machen davon Gebrauch: Mitte 2012 waren es nur 786 von knapp 200.000 Soldaten.

Ministerin von der Leyen sollte sich nun jeden Schritt gut überlegen. Denn: Eine Armee ist kein Großkonzern, der sich beliebig umkrempeln lässt. Die Armee hat eine wichtige Aufgabe: Sie schafft Sicherheit für die Bundesrepublik Deutschland und deren Bürger. Seitdem der Wehrdienst freiwillig ist, muss die Bundeswehr allerdings noch mehr mit anderen Arbeitgebern konkurrieren. Daher muss sie attraktiv wirken, um nicht auf diejenigen angewiesen zu sein, die woanders keine Chance haben. Daher kann man von der Leyen nur viel Erfolg wünschen, wenn sie abschreckende Merkmale des Soldatenberufs anfasst: ständige Versetzungen, familienunfreundliche Arbeitszeiten.

Ein wichtiges Thema, dessen Umsetzung der Ministerin gelingen kann – nicht zuletzt aufgrund der Erfahrung, die sie hat.

Neben der Familienfreundlichkeit sollte von der Leyen nicht weitere wichtige Dinge aus den Augen verlieren: Sie steht vor der Aufgabe, die problematische und emotional aufgeladene Drohnen-Debatte zum Thema zu machen – und nicht einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Denn ebenso wichtig ist, dass von der Leyen den Männern und Frauen, die auf lebensgefährlichen Missionen im Ausland unterwegs sind, Sicherheit verschafft. Jüngst reagierte von der Leyen zurückhaltend auf die Forderung aus den Reihen der Bundeswehr nach einer Anschaffung von Drohnen: „Es wäre falsch, das Unbehagen der Bevölkerung gegenüber unbemannten Waffensystemen einfach zu ignorieren.“ Mögen nicht wenige die Kampfdrohnen mehr als kritisch betrachten – dem möglichen Missbrauch steht ein immenser Vorteil gegenüber: Bei Feindkontakten bestimmter Art wird nicht das Leben deutscher Soldaten aufs Spiel gesetzt.

Familienfreundlichkeit ja, aber bitte verlieren Sie nicht die Sicherheit der Soldaten aus den Augen, Frau von der Leyen!

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