Streit um die Schnäppchenjäger

In den USA gibt es sie schon lange. Nun öffnen auch in unseren Gefilden immer mehr Outlet Center. Jetzt wurde bekannt, dass in Nordrhein-Westfalen das zweite Outlet entstehen soll. Einzelhandelsexperten betrachten diese Entwicklung kritisch – Schnäppchenjäger aber dürften sich freuen. 

In der NRW-Stadt Bad Münstereifel siedelt sich ein Factory Outlet Center an. Das bestätigte jetzt der Handelsverband Nordrhein-Westfalen. Der Investorengemeinschaft „Bad Münstereifel Immobilien Management“ zufolge soll die Eröffnung noch im August dieses Jahres sein. Nach Ochtrup im Münsterland wird dieses Outlet das zweite in NRW sein. Hersteller locken dort mit Restposten aus der Vorsaison und B-Ware mit Schönheitsfehlern. Die Artikel sind stark reduziert.

Outlet Foto: Andreas Hermsdorf/pixelio.de

Kritiker befürchten: Das Geld, das im Outlet Center ausgegeben wird, fehlt in den Innenstädten. Foto: Andreas Hermsdorf/pixelio.de

Der Euro wird nur einmal ausgegeben

Nach wie vor leisten viele Kommunen, in deren Nähe ein Outlet entstehen soll, Widerstand. Sie haben Angst, ihre Innenstädte könnten durch die Konkurrenz in den Outlets veröden. Outlet-Kritiker befürchten aufgrund der Center einen noch härteren Wettbewerb im Textilhandel, der letztlich zu Lasten der Einzelhändler in den Innenstädten geht. Sie fragen sich, woher die Kaufkraft der Kunden noch kommen soll. Denn: Der Euro wird nur einmal ausgegeben. Entweder in der Innenstadt oder im Outlet.

Großer Widerstand ist seit Jahren in dem 32.000-Einwohner-Städtchen Werl in NRW zu beobachten. Werl, gelegen am Rand des Sauerlands, soll zu einem Einkaufs-Magneten werden. Seit November 2011 diskutiert die Stadtverwaltung ihr Outlet-Konzept mit einem Investor. Bis zu 80 Shops sollen Menschen aus NRW, Hessen und Niedersachsen locken. Die Stadtverwaltung Werl steht hinter dem Projekt – benachbarte Kommunen hingegen befürchten einen Abfluss der Kaufkraft. 20 größere Städte aus Westfalen haben sich im Jahr 2011 in einer spektakulären Aktion gegen das Outlet Center zusammengeschlossen. Ob das fruchten wird, bleibt abzuwarten. Eine endgültige Entscheidung, ob das Outlet gebaut wird, steht nämlich noch aus.

Ein Outlet mitten im historischen Stadtkern

Outlet Foto: Romelia/pixelio.de

In Bad Münstereifel soll das Outlet in die Stadt integriert werden. Foto: Romelia/pixelio.de

In Bad Münstereifel hingegen scheint alles schon beschlossene Sache zu sein. 40 Shops sollen der Investorengruppe zufolge auf 12.000 Quadratmetern entstehen. Auf der Verkaufsfläche soll Bekleidung unters Volks gebracht werden, außerdem Sportequipment, Schuhe und andere Lederwaren, Accessoires sowie Wohnartikel. Die Investoren schmücken sich mit der Tatsache, dass das Outlet nicht, wie anderswo üblich, auf der „grünen Wiese“ entsteht, sondern in den historischen Stadtkern integriert wird. Das sei bislang einmalig in Deutschland. Die Investoren sind fest überzeugt vom Erfolg des Outlets – zumal es mit der direkten Lage an der Autobahn 1 gut gelegen sei.

Neben dem geplanten Outlet in Bad Münstereifel gibt es bislang nur eines in NRW – und zwar in Ochtrup. Das Center war erst im August 2012 nach zweijähriger Umbauzeit wiedereröffnet worden. Jetzt zählt das Center im Münsterland mit seinen 17.000 Quadratmetern zu den größten Shopping-Dörfern in Deutschland. Im Münsterland ist das Outlet bis heute umstritten. Die NRW-Landesregierung und die umliegenden Gemeinden hatten es immer wieder kritisiert, weil auch sie den Einzelhandel in Gefahr sehen. Um die Vergrößerung zu erreichen, mussten sich die Betreiber bis zum Bundesverwaltungsgericht klagen.

 

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