Senatswahl: Zusammen trotz Differenzen

Das Ergebnis der Gremienwahl der TU Dortmund steht fest. Vier Studenten aus vier verschiedenen Listen sitzen jetzt im Senat der TU Dortmund. Jeder hat seine eigenen Ziele und Vorstellungen, aber alle wollen dennoch versuchen zusammenzuarbeiten – obwohl es in der Vergangenheit einige Konflikte zu bewältigen gab.

Nina Wolf (Grüne), 211 Stimmen. Foto: Archiv/Kerstin Börß

Nina Wolf (Grüne) erhielt die meisten Stimmen. 211 Studenten machten bei ihr das Kreuz. Foto: Archiv/Kerstin Börß

Die meisten der insgesamt 1305 abgegebenen Stimmen gingen an Nina Wolf, die Vertreterin der Grünen Liste, die auch bei den StuPa-Wahlen im vergangenen Jahr die Vorreiterin war. Ihre Liste (Listen sind vergleichbar mit Parteien) erhielt 571 Stimmen, von denen 211 auf sie entfielen. Die weiteren Senatoren sind Lars Koppers von den Jusos (111 von 408 Stimmen seiner Liste), Philipp Sicking von der Liste Studierende im Senat (79 von 420) und Johanna van Elten von den Christlichen Demokraten (61 von 290).

Obwohl jeder einzelne von ihnen unterschiedliche Ideologien vertritt, sind sich alle vier einig: Nur wenn sie zusammenarbeiten, können sie auch etwas erreichen. „Wir haben zwar unterschiedliche Lösungsansätze, aber im Grunde wollen wir doch alle bessere Studienbedingungen“, meint Johanna van Elten, die Vertreterin der Christlichen Demokraten. Im Vergleich zum vergangenen Jahr hofft sie bei der nächsten Amtszeit auf mehr Konsens. Nach Ansicht der Grünen war im Jahr 2010 besonders die Arbeit mit den Linken schwer, da sie stark auf Konfrontation und Blockaden aus waren. Der Juso-Vertreter Lars Koppers hat dagegen mit den Christlichen Demokraten im vergangenen Jahr schlechte Erfahrungen gemacht. „Vielleicht hilft dieses Jahr der Personalwechsel“, so Koppers.

Lars Koppers (Jusos), 111 Stimmen. Foto: Privat

Lars Koppers (Jusos) bemängelt die Zusammenarbeit mit den Christlichen Demokraten im vergangenen Jahr. Foto: Privat

Konflikte vermindern Stärke

Die Senatoren dürfen im Senat der TU Ideen einbringen und haben Mitspracherecht. Außerdem muss der Senat über die meisten Entscheidungen des Rektorats ausführlich informiert werden – auf die endgültigen Beschlüsse hat der Senat aber kaum Einfluss. Der Senat setzt sich neben den vier studentischen Vertretern aus 13 Hochschullehrern sowie vier wissenschaftlichen und vier nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern zusammen. Die studentischen Stimmen haben also nur wenig Gewicht; gibt es sogar noch zwischen ihnen Konflikte, vermindert sich ihre Stärke noch mehr. Die studentischen Senatoren betonen deswegen den Zusammenhalt. „Ich denke, wir sind alle vernünftige Menschen und können fruchtbar zusammenarbeiten“, sagt Juso Lars Koppers voller Zuversicht.

Die Stimmenverteilung der Senatswahlen 2011: In Klamern hinter den Listen stehen die Anzahl der gewonnen Sitze. Grafik: Steffen Meyer

Die Stimmenverteilung der Senatswahlen 2011: In Klamern hinter den Listen stehen die Anzahl der gewonnen Sitze. Grafik: Steffen Meyer

Philipp Sicking (Studierende im Senat) will sich in seiner Amtszeit vor allem den Zulassungsvoraussetzungen widmen. Foto: Privat

Philipp Sicking (Studierende im Senat) will sich in seiner Amtszeit vor allem den Zulassungsvoraussetzungen widmen. Foto: Privat

Trotz der Überzeugung, dass man nur zusammen etwas bewirken kann, setzt jeder Kandidat entsprechend seiner Liste unterschiedliche Prioritäten und Schwerpunkte. Die Mitglieder der Liste Studierende im Senat – ein Zusammenschluss von Anwesenheitliste, Fachschaftenliste und Piraten/LSD – sehen vor allem beim Thema Zulassungsbedingungen für Studiengänge in den nächsten zwei Jahren großen Gesprächsbedarf. Denn besonders wegen der Abschaffung der Wehrpflicht und dem Doppeljahrgang im übernächsten Jahr kann es wegen der großen Bewerberzahlen zu Schwierigkeiten kommen, meint Sicking: „Dem müssen wir soweit es nur geht, entgegenwirken“. Die Grünen dagegen sehen in der Diskussion über die Finanzsituation der Universität ihre große Rolle. Da die Studiengebühren demnächst wegfallen, gibt es mittlerweile keine Studiengebühren-Kommission mehr. In diesem Gremium konnten die Studenten bisher über die Verwendung der Studiengebühren mitbestimmen (gesonderter Bericht dazu folgt).

Niedrige Wahlbeteiligung trotz Plakat-Aktion

Auf der Agenda der Christlichen Demokraten steht die Kritik am Bachelor-/Master-System: Sie wollen mehr Freiheit bei der Seminarauswahl erreichen. „Man soll das wählen können, was einem Spaß macht“, findet Johanna van Elten, die christlich-demokratische Senatorin, „und nicht, was man einfach nur muss.“

Was allen Senatoren und ihren Listen-Mitgliedern jedoch zu schaffen macht, ist die diesjährige Wahlbeteiligung. Nur 5,2 Prozent der TU-Studenten sind diesmal wählen gegangen. Das sind 0,6 Prozentpunkte weniger als im vergangenen Jahr. „Gerade bei der niedrigen Wahlbeteiligung, kann jede Stimme zählen“, ärgert sich Philipp Sicking von der Liste Studierende im Senat.

Johanna van Elten (Christliche Demokraten) fordert mehr Freiheit bei der Wahl der Seminare. Foto: Privat

Johanna van Elten (Christliche Demokraten) fordert mehr Freiheit bei der Wahl der Seminare. Foto: Privat

Auch Peter Gotzner, der Öffentlichkeitsbeauftragte des Dortmunder AStA, findet es sehr schade, dass so wenige die Chance ergriffen haben, etwas an ihrer Uni zu beeinflussen. Vor allem angesichts der diesjährigen Wahlkampagne des AStA „Gehör verschaffen – ganz legal“ gibt die niedrige Wahlbeteiligungszahl zu denken – auch wenn man nicht weiß, wie hoch die Zahl wäre, wenn der AStA die Kampagne nicht umgesetzt hätte. Dennoch sieht Gotzner die Plakat-Aktion auf keinen Fall als eine Verschwendung an, denn es sei auf jeden Fall sicher, dass die Wahlen ins Bewusstsein gerückt worden seien.

Über eine neue Kampagne für das nächste Jahr habe sich der AStA noch keine Gedanken gemacht. Erstmal steht ja auch die neue Amtszeit an – ein ganzes Jahr, in dem es viel zu besprechen gibt, sicherlich nicht nur im Senat.

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