DFB-Museum: Zwei Sieger

Da waren’s nur noch zwei: Von den drei verbliebenen Entwürfen für das DFB-Fußballmuseum in Dortmund sind zwei Sieger gekürt worden. Die Jury des Architekturwettbewerbs hat die Entwürfe der Architekturbüros HPP Hentrich-Petschnigg + Partner aus Düsseldorf und pmp Architekten aus München als gleichberechtigte Sieger ausgezeichnet. Laut OB Ullrich Sierau werden sich sich die beiden Entwürfe ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“ liefern.

Einer der prämierten Entwürfe: Das Modell der Münchner pmp-Architekten. Quelle: DFB-Fußballmuseum

Einer der prämierten Entwürfe: Das Modell der Münchner pmp-Architekten. Quelle: DFB-Fußballmuseum

Beide Entwürfe haben sich durch die Überarbeitung grundsätzlich verbessert, erklärte Sierau auf der Pressekonferenz nach der finalen Preisrichtersitzung und verwies auf die Vorteile der siegreichen Entwürfe: „Beide haben die Stärke, dass sie Hingucker sind.“ Manuel Neukirchner, Sprecher der Geschäftsführung der Stiftung DFB-Fußballmuseum GmbH, stimmte zu: „Die beiden Entwürfe sind städtebaulich sehr überzeugend, beide bieten die geforderte Transparenz. Sie ziehen die Besucher von außen nach innen in das Museum hinein und harmonieren ausgezeichnet mit dem Ausstellungskonzept.“

Vergabeverfahren beginnt im Juli

Als Verlierer geht der Entwurf der Dortmunder Arbeitsgemeinschaft Petersen BWM Architekten und Partner aus dem Rennen. Grund dafür: Der Entwurf war nicht so sehr ein Gebäude-, sondern ein Geländeentwurf. „In dem städtebaulichen Kontext ist das ein Wagnis. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass dieser Entwurf ein sehr erhebliches Mehrkostenrisiko trägt“, sagte Neukirchner.

Der Entwurf des Architekturbüros HPP Hentrich-Petschnigg + Partner aus Düsseldorf. Quelle: DFB-Fußballmuseum

Der Entwurf des Architekturbüros HPP Hentrich-Petschnigg + Partner aus Düsseldorf. Quelle: DFB-Fußballmuseum

Die Büros haben nun bis Mitte Juli Zeit ihre Entwürfe nochmals zu überarbeiten. Anschließend beginnen die Gespräche zum Vergabeverfahren. Welcher Entwurf schlussendlich gebaut wird, steht aber erst gegen Ende August fest. OB Sierau bekräftigte, dass sich die Stadt an die Kostenobergrenze halten werde. Beide Büros haben versprochen im Kostenrahmen zu bleiben, der für den Rohbau und die Ausstattung 14 Millionen Euro beträgt.

Die Kosten avancieren wohl auch zum entscheidenden Faktor für die Vergabe. „Das entscheide Zuschlagskriterium werden die Kosten sein, mit welchem Entwurf wir unsere Kostenziele letztendlich besser erreichen werden“, sagte Neukirchner im Anschluss an die Pressekonferenz.

2014 soll das Museum öffnen

Der Standort Dortmund hatte sich in einem Wettbewerb unter 14 Städten durchgesetzt, am Ende sogar gegen den königsblauen Erzrivalen aus Gelsenkirchen. Bereits im Januar 2011 hatte die Stadt Dortmund einen internationalen Architekturwettbewerb ausgerufen. Anfang Mai 2011 hatte das Preisgericht dann aus 24 Entwürfen drei prämiert und zur weiteren Ausarbeitung aufgefordert. Die 6000-quadratmetergroße Heimat des deutschen Fußballs soll ab dem 2.Quartal 2012 gebaut werden und im Jahr 2014 eröffnen. Das Fußballmuseum thront dann in bester Lage gegenüber dem Hauptbahnhof, auf dem Gelände des heutigen Busbahnhofs.

Beate Berrischen vom Bund der Steuerzahler NRW kritisiert die Beteiligung der Stadt Dortmund und des Landes NRW. Foto: BdSt NRW

Beate Berrischen vom Bund der Steuerzahler NRW kritisiert die Beteiligung der Stadt Dortmund und des Landes NRW. Foto: BdSt NRW

Nicht alle jedoch stehen dem Projekt positiv gegenüber. Bereits im Jahr 2009 hatte der Bund der Steuerzahler NRW (BdSt NRW) die Finanzierung des DFB-Museum kritisiert. Der BdSt NRW hält die Kritik weiterhin aufrecht und möchte im Zuge des Entwurfsvergabe seine kritische Berichterstattung fortsetzen. „Zum einen den hohen Anteil des Landes NRW, der bei 18,5 Millionen liegt“, erklärt Sprecherin Beate Berrischen.

Die Fakten zur Finanzierung

Das Gesamtinvestment für das DFB-Fußballmuseum beträgt 36 Millionen Euro. Davon trägt das Land NRW 18,5 Millionen Euro. Der DFB steuert aus Eigenmitteln 7,9 Millionen bei, das entspricht dem wirtschaftlichen Gewinn der WM 2006. Dazu kommen noch Sponsorengelder in Höhe von 9,6 Millionen Euro.

Neben dem hohen Anteil des Landes NRW ist Berrischen auch die Rolle der Stadt ein Dorn im Auge. Die Stadt stellt das geplante Grundstück kostenlos zur Verfügung, ein „Filet-Grundstück“, betont Berrischen. Dazu entstehen noch Kosten für die notwendige Verlegung des Busbahnhofs, auf dessen Fläche das Museum gebaut werden soll.

Auch an den Betriebskosten des Museums ist die Stadt beteiligt. Kommen zu wenige Besucher, teilen sich der DFB und die Stadt die Defizitkosten. Der Anteil des DFB ist aber auf 250.000 Euro gedeckelt, der Anteil der Stadt nicht. „In NRW gibt es aber kein einziges Museum in öffentlicher Trägerschaft, dass keine Defizite einfährt“, sagt Berrischen. All das gehe zur Lasten der hochverschuldeten Stadt Dortmund. Nach Meinung des BdSt NRW kann sich das die Stadt nicht leisten. Seine Forderung: Der DFB solle mehr von den Kosten übernehmen.

Land zeigt auf Vorgängerregierung

„Das Land NRW hält sich an einmal getroffene Zusagen und Verpflichtungen“, sagt Daniel Moritz von der Pressestelle des Finanzministeriums NRW. Denn die grundlegende Entscheidung den Bau des DFB-Museums finanziell zu unterstützen, fiel unter die Regierungsära von Jürgen Rüttgers (CDU). Die erste Etatisierung von Zuwendungen fand für das Haushaltsjahr 2010 unter der alten Regierung statt.

Das DFB-Museum soll in die entstehende Kunst- und Kulturmeile eingebettet werden. Quelle: Stadt Dortmund

Das DFB-Museum soll in die entstehende Kunst- und Kulturmeile eingebettet werden. Quelle: Stadt Dortmund

Die Stadt Dortmund weist darauf hin, dass das Grundstück weiterhin im Eigentum der Stadt bleibt. „Es wird ein Erbbaurechtsvertrag mit der Vereinbarung entsprechender Rechte und Pflichten geschlossen, wie er bei derartigen Projekten gängige Praxis ist“, so Dagmar Papajewski von der Pressestelle der Stadt Dortmund. „Die Folgekosten durch die Verlagerung des ZOB sind Bestandteil der jeweiligen Haushaltsberatungen und unterliegen somit dem Budgetrecht des Rates der Stadt.“

DFB-Museum als Standortfaktor

Auch Manuel Neukirchner, Sprecher der Geschäftsführung der Stiftung DFB-Fußballmuseum GmbH, sieht keinen Grund für Kritik. Er hält die Vorwürfe des BdSt NRW für einen Versuch, sich auf Kosten des Fußballs in der Öffentlichkeit zu profilieren. „Das DFB-Museum bringt harte und weiche Standortfaktoren für die Stadt und die ganze Ruhrregion.“ Dabei seien der positive Imageeffekt für Dortmund fast noch höher zu bewerten als die wirtschaftlichen Faktoren.

Für Neukirchner ist das DFB-Museum keine Subventionierung in den Fußball, sondern in den Standort mit positiven wirtschaftlichen Effekten. Demnächst soll es auch eine Studie von „Dortmund Tourismus“ geben, die diese Effekte belegen soll. Auf Anfrage konnte Dortmund Tourismus noch keine genauen Angaben dazu machen. Die Studie soll im Sommer erscheinen.

Manuel Neukirchner: "Fußball ist meiner Meinung nach mittlerweile ein ganz starker Faktor der Alltagskultur." Foto: DFB-Fußballmuseum / Carsten Kobow

Manuel Neukirchner: "Fußball ist meiner Meinung nach mittlerweile ein ganz starker Faktor der Alltagskultur." Foto: DFB-Fußballmuseum / Carsten Kobow

Andreas Peppel vom „Einzelhandelsverband Westfalen-Münsterland“ erwartet in der Tat einen positiven Effekt, allerdings in Grenzen: „Die vielen Besucher werden sicherlich auch in die Dortmunder City gehen und dort einen -wenn auch begrenzten Einfluss- auf den Umsatz des Dortmunder Einzelhandels haben“. Profitieren würden insbesondere Händler, die fußballspezifische Waren anbieten.

Keine Zweifel an der Wirtschaftlichkeit

Auch die Kritik an den Betriebskosten und dem Grundstück weist Neukirchner zurück. „Die Deckelung möglicher Verluste hatte der DFB zur Bedingung gemacht. Da der DFB ein hohes Investment eingeht, muss das Risiko an andere Stelle begrenzt werden.“ Der DFB habe Mittel in Millionenhöhe eingebracht und zusätzliche Sponsorengelder generiert. Insofern sei „der Anteil des DFB sehr beachtlich“.

In Sachen Grundstück betont Neukirchner erneut die positiven Effekte für die Stadt Dortmund, die im Gegenzug für sie herausspringt. „Das Deutsche Fußballmuseum wird mit dem Dortmunder U die Riesenattraktion der Stadt werden. Schließlich habe die Stadt niemand gezwungen, sich als Standort anzubieten. Er zweifelt auch nicht an der Wirtschaftlichkeit des Museums: „Wir rechnen mit rund 300.000 Besuchern jährlich.“

Der Original-Ball aus dem WM-Endspiel 1954 kommt nach Dortmund. Quelle: DFB-Fußballmuseum

Der Original-Ball aus dem WM-Endspiel 1954 kommt nach Dortmund. Quelle: DFB-Fußballmuseum

Damit würden die Betriebskosten auf jeden Fall gedeckt werden. Auch die Stadt beruft sich auf eine vom DFB im Vorfeld beauftragte Studie eines unabhängigen Instituts. Diese hatte für den Standort Dortmund „eine vollumfängliche Kostendeckung auch unter Berücksichtigung prognostizierter Besucherzahlen ermittelt.“ Beate Berrischen vom BdSt NRW glaubt trotzdem: „Eine Meisterschaft vom BVB zieht bedeutend mehr Fans an, als ein Fußballmuseum je erreichen kann.“

Was für eine mögliche Realisierung der angestrebten Besucherzahlen sprechen könnte: Im Jahr 2000 lockte die DFB-Ausstellung „Der Ball ist rund“ in Oberhausen über 200.000 Besucher an – innerhalb von fünf Monaten.

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