Duell am Donnerstag: Lohnt eine Grippeschutzimpfung?

DAS DUELL - Kevin vs. Karsten

Die TU Dortmund ruft ihre Mitarbeiter zur Impfung gegen die Grippe auf. Doch die präventive Spritze ist unter Medizinern ähnlich umstritten wie bei unseren Autoren: Ist sie ein adäquater Schutz gegen die Virenwucht – oder ein ineffektiver Angriff auf unsere Abwehrkräfte?

„Die Impfung schützt nicht, sie gefährdet uns“
sagt Kevin Barth

20 Millionen Menschen in Deutschland lassen sich jährlich gegen Grippe impfen. Seit 1990 ist die Zahl der Grippeschutzimpfungen um das Achtfache gestiegen. Die allgemeine Hysterie rund um die Schweinegrippe 2009 hat diese Tendenz noch kräftig verstärkt, selbst unter Ärzten. Trotzdem ist die Anzahl der Grippetoten über die Jahre nahezu gleich geblieben, die grippebedingten Klinikaufenthalte sind sogar deutlich gestiegen. Die Zahlen zeigen: Es spricht wenig dafür, sich impfen zu lassen.

Grippe frei Haus statt Virenschutz

Die Wirkung der Spritze vom Hausarzt wird völlig überschätzt. Die Grippeschutzimpfung mag einen gewissen Nutzen für die Risikogruppen haben, also vor allem für Menschen über 60, Kinder, chronisch kranke und schwangere Menschen. Ihnen wird eine Impfung jährlich empfohlen. Doch die Impfung bekämpft nur die so genannte „Influenza“, die nur etwa zehn Prozent aller Grippeviren abdeckt, nicht aber den großen, überwiegenden Rest.

So ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man nach einer Grippeschutzimpfung trotzdem krank wird, weil unsere Abwehrkräfte durch die Impfung angegriffen werden. Zumal die Nebenwirkungen einer Grippeschutzimpfung – Müdigkeit, Gliederschmerzen oder Frösteln – schon einen gewissen Vorgeschmack auf das liefern, was uns mit einer Grippe erwarten würde. Erst Geld für die Spritze auszugeben, nur um dann eine Probe-Grippe frei Haus zu bekommen – ein ziemlich schlechtes Geschäft.

Besser: Mehr Vorsicht im Alltag

Gegen die Gefahr, sich eine Grippe einzufangen, helfen stattdessen vor allem einfache Maßnahmen im Alltag. Sich gesund zu ernähren und gewisse Hygienemaßnahmen zu beachten, hat einen viel größeren Nutzen. Sich regelmäßig die Hände zu waschen und in die Armbeuge anstatt in die Hand zu niesen, kann die Spritze schon mehr als überflüssig machen. Eine Impfung, die viel verspricht, aber wenig hält, braucht kein Mensch.

„Die ‚echte‘ Grippe wird unterschätzt“
sagt Karsten Kubow

Wenn es gegen Verkehrsunfälle eine Impfung gäbe, würdet ihr euch impfen lassen, oder? Gegen Grippe impft sich aber nicht einmal jeder dritte Deutsche, dabei sterben durch die Grippe jedes Jahr in Deutschland mehr als 7000 Menschen – deutlich mehr als im Straßenverkehr.

Schnell und einfach

Eine Grippeschutzimpfung geht wirklich schnell: Zum Arzt gehen, es piekst einmal kurz im Arm, das war’s. Es dauert keine zehn Minuten und die Krankenkasse bezahlt – bequemer geht es wirklich nicht. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt die Impfung für alle Menschen über 60 und chronisch Kranke. Der typische Student fällt nicht in diese Zielgruppe. Trotzdem macht eine Impfung Sinn oder kann zumindest nicht schaden.

„An einer Grippe werde ich schon nicht sterben“, sagen viele, wenn es um Argumente gegen die Impfung geht. Dabei verwechseln sie eine richtige Grippe mit einem grippalen Infekt. Eine Grippe ist fies und schwächt das Immunsystem so stark, dass oft Folgeerkrankungen wie eine Lungenentzündung drohen. Und gerade die Kombination aus der Grippe, dem schwachen Immunsystem und Folgekrankheiten kann tödlich enden. Eine Impfung würde vorbeugen. 

Wenn die Welle kommt, ist es zu spät

Die Vorsorge müsste frühzeitig geschehen. Wenn die Welle ausbricht, ist es zu spät für eine Impfung, denn der Wirkstoff benötigt mehrere Tage bis er schützt. Szenarien wie 1996, als sich zwei Millionen Deutsche mit dem Grippevirus ansteckten, können vermieden werden. Damals starben 30.000 Menschen in Deutschland. Jährlich gibt es in Deutschland nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zwischen 7.000 und 15.000 Grippetote pro Jahr.

Außerdem entlastet die Grippeimpfung das Gesundheitssystem. Nach Angaben von Bio-CSL, das sich mit der Erforschung und Herstellung von Influenza-Impfstoffen beschäftigt, kam es im Winter 2002/2003 durch die Grippe zu 4,5 Millionen zusätzlichen Arztbesuchen und 25.000 zusätzlichen Krankenhausaufenthalten in Deutschland. Das zahlen am Ende alle über die Beiträge ihrer Krankenversicherung. Da ist es deutlich günstiger, sich impfen zu lassen. Wenn schon nicht für die eigene Gesundheit, dann wenigstens für den eigenen Geldbeutel.

 

das-duell-feeder 

Foto: stockxchng/bizior, Teaserfoto: S. Hofschlaeger / pixelio.de, Montage: Steinborn/Schweigmann 

Teaserfoto: Ich-und-Du /pixelio.de

 

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