Grippeimpfung: Nur für Risikopersonen sinnvoll

Impfung

 

Mit der 40. Kalenderwoche 2015 hat die neue Wintersaison 2015/2016 begonnen und damit der wöchentliche Berichtsrhythmus. Das ist nicht die Ankündigung einer Sportsaison, sondern der Willkommensgruß auf der Website der Arbeitsgemeinschaft Influenza. Mit der Kälte kommen die Erkrankungen: Erkältungen und Grippe. Und jedes Jahr beginnt die Diskussion über Grippeimpfungen. Der Grund: Die Wirksamkeit der Impfung ist jedes Jahr anders und die Suche nach dem richtigen Impfstoff im Voraus nahezu wie Lottospielen.

Anfang Oktober ist die Lage laut der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) stabil. Die AGI stellt Informationen über die aktuelle Lage der Grippe zusammen. Auf der Webseite der AGI ist in der Grippesaison ein wöchentlicher Bericht zu finden, sowie eine Karte, die die aktuelle Erkrankungsraten in Deutschland zeigt. Für Mitte Oktober ist die Karte noch blau und nur leicht grünlich verfärbt. Das bedeutet, dass die Erkrankungsrate nicht erhöht ist. Demnach ist das Risiko, jetzt an einer Grippe zu erkranken, relativ gering. Viele Leute verwechseln jedoch oft eine Grippe mit einer starken Erkältung.

Eine Erkältung entwickelt sich langsam. Dagegen äußert sich eine Grippe mit plötzlichen Symptomen. Zusätzlich zu den typischen Erkältungssymptomen, wie Kopfschmerzen und eine verstopfte Nase, kann es zu Muskel- und Gelenkschmerzen oder hohes Fieber kommen. Daher ist eine Impfung gegen Grippe, damit sich niemand mehr anstecken kann, sehr sinnvoll. Leider funktioniert die Impfung gegen Grippe nicht so gut wie andere Impfungen.

Problematik der Grippe-Impfung

Die Grippeviren verändern sich ständig. Ein Impfstoff muss genau auf den Virus abgestimmt sein, damit er funktioniert. Auf der Oberfläche von Viren haften Eiweiße, die zum Beispiel dafür verantwortlich sind, dass Viren in unsere Zellen eindringen können. Bei Grippeviren ändern diese Eiweiße relativ schnell ihre Struktur. Daher wissen Wissenschaftler im Voraus oft nicht genau, wie der Virus aussieht und kennt daher auch dessen Taktik nicht. Einen Impfstoff herzustellen, der gegen alle Typen von Grippeviren schützt, ist daher nahezu unmöglich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) legt vor jeder Saison drei Virentypen vor, gegen die in der kommenden Saison geimpft werden soll, da die WHO davon ausgeht, dass diese Virustypen vorherrschen werden.

Die Grippe-Impfstoffe müssen jedes Jahr neu entwickelt werden.

Die Grippe-Impfstoffe müssen jedes Jahr neu entwickelt werden. Foto: https://www.flickr.com/photos/worldbank/

2014 hat das nicht gut funktioniert. Im Saison-Nachbericht ist dazu festgehalten: „Geprägt war die Saison durch einen Gendrift der zirkulierenden Viren, die deshalb nicht gut von der entsprechenden Komponente im Influenzaimpfstoff abgedeckt waren.“ Gendrift bedeutet, dass die Viren ihre Struktur änderten, noch während die Grippe grassierte. So konnte sich eine Grippewellen aufbauen, die zu den stärksten überhaupt gehörte.

Wer sollte geimpft werden?

Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist eine zentrale Einrichtung des Bundes, das Krankheiten erkennen, verhüten und bekämpfen soll. Dazu bewertet, analysiert und erforscht es Krankheiten, die besonders gefährlich oder weit verbreitet sind, wie die Grippe. Am RKI arbeitet die Ständige Impfkommission (STIKO), die sich zwei mal jährlich trifft und empfiehlt, gegen welche Krankheiten sich die Menschen impfen lassen sollten. In der aktuellen Impfempfehlung wird die Impfung gegen Grippe nur eingeschränkt empfohlen. Menschen über 60 Jahren sollten demnach zum Arzt gehen und sich impfen lassen. Jüngere sollten sich nur impfen lassen, wenn sie einer Risikogruppe angehören, zum Beispiel Schwangere ab dem zweiten Drittel ihrer Schwangerschaft. Menschen, die an Asthma leiden, chronische Herz-Kreislauf, Leber- oder Nierenkrank sind, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten haben, sollten sich ebenfalls impfen lassen. Eine Empfehlung gilt auch für Personen, die im medizinischen Sektor arbeiten, Personen die umfangreichem Publikumsverkehr ausgesetzt sind sowie Bewohner von Alters- und Pflegeheimen. Eine detaillierte Aufstellung, wer sich impfen lassen sollte, ist in der aktuellen Impfempfehlung der STIKO aufgeführt. Für gesunde Erwachsene unter 60 Jahren hat die STIKO keine Impfempfehlung gegen Grippe ausgesprochen, da diese Gruppe eine Grippeerkrankung meist ohne große Komplikationen übersteht.

Impfung gegen Grippe nicht immer sinnvoll

Da sich die Grippeviren oft ändern, schützt eine Impfung nicht so umfassend vor einer Erkrankung wie es nötig wäre. Daher würde eine Grippewelle auch nicht dadurch verhindert, wenn sich alle Menschen in Deutschland impfen lassen würden. Das internationale Forschungsnetzwerk Cochrane Collaboration hat Studien zur Wirksamkeit der Grippeimpfung analysiert und ausgewertet. Das Ergebnis: Die Wirksamkeit einer Impfung ist für die kommende Saison nie genau vorhersehbar. Daher macht es keinen Sinn, alle Menschen zu impfen, da eine Impfung auch immer eine Belastung für den Körper ist. Bei der Grippeimpfung kann diese Belastung unnötig gewesen sein, wenn der Impfstoff nicht zu den in dieser Saison grassierenden Viren passt. 

Eine Impfung gegen Grippe macht nicht immer Sinn.  Foto:https://www.flickr.com/photos/danielpaquet/

Eine Impfung gegen Grippe macht nicht immer Sinn.
Foto:https://www.flickr.com/photos/danielpaquet/

In der Saison 2013/2014 erkrankten 25 Millionen Menschen in Deutschland an einer Grippe. Das Risiko an einer Grippe zu erkranken sollte somit ernst genommen werden. Jedes Jahr können auch Menschen an einer Grippe sterben. Allerdings schwankt die Zahl der Todesfälle während der Grippewelle sehr stark und kann laut RKI nur geschätzt werden. Für 2009 gibt das RKI 253 Todesfälle durch Grippe an. Die meisten Verstorbenen gehörten einer Risikogruppe an: 90 Prozent der Verstorbenen seien über 65 Jahre alt gewesen. Andere könnten zuvor chronisch erkrankt sein oder gesundheitlich geschwächt, zum Beispiel durch eine Operation. Daher ist es besonders wichtig, dass diese Menschen aus der Risikogruppe sich nicht nur gegen Grippe impfen lassen, sondern die Impfung auch regelmäßig auffrischen lassen, da sich die Viren zu jeder Saison ändern können und die Impfung wirksam bleiben muss. In den letzten Jahren rollte die Grippewelle ab Januar heran und hatte ihren Höhepunkt meistens im Februar. Daher empfiehlt das RKI den Personen, die sich impfen lassen sollten, im Oktober oder November zum Arzt zu gehen, damit sie ausreichend geschützt sind.

Vielen jüngeren Menschen geht es während einer Grippe sehr schlecht, jedoch verläuft Krankheit bei den aller meisten ohne Komplikationen und ist kein Grund sich extra impfen zu lassen.

 

Beitragsbild: https://www.flickr.com/photos/danielpaquet/

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