Wissenswert: Atommüll-Endlager

Foto: flickr.com/Karen Roe, Rafael Robles L, Lars Kasper, NASA Goddard Photo and Video; Montage: Marc Patzwald, Teaserfoto: flickr.com/poniblog

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Bis 2022 sollen in Deutschland alle Kernkraftwerke vom Netz gehen. Über den Atomausstieg besteht seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima politischer Konsens, aber die Debatte über einen geeigneten Ort für tausende von Brennstäben ist aktuell intensiver denn je. Tief unter der Erde wird dieser Ort liegen – und sonst? Die Anforderungen ein Endlager sind vielfältig, die Risiken enorm. Dabei weiß niemand, ob es den optimalen Standort überhaupt gibt.

Für schwach- und mittelradioaktiven Abfall gibt es bereits Lösungen. Haben die Elemente eine Halbwertszeit von wenigen Jahren, klingen sie in Zwischenlagern ab, bis sie auf konventionelle Weise entsorgt werden können. Halbwertszeit ist dabei vereinfacht gesagt die Zeitspanne, in der die Radioaktivität einer Substanz um die Hälfe abnimmt. Enthalten die Stoffe nun jedoch Atomkerne mit Halbwertszeiten von mehreren Jahrzehnten, müssen sie in ein Endlager gebracht werden.

Physikprofessor Wolfgang Rhode

Professor Wolfgang Rhode kann sich vorstellen, dass ein geeignetes Endlager gefunden werden kann. Foto: Daniel Moßbrucker

Auch dafür sind die Kriterien eigentlich simpel. „Es muss ein massiver Steinklotz sein, der über eine sehr lange Zeit kein Wasser durchlässt und so die Umwelt vor der Verteilung des radioaktiven Materials schützt“, sagt Wolfgang Rhode. Doch auch dem Physikprofessor der TU Dortmund ist klar, dass es in der Praxis so einfach nicht ist. Weltweit sind nur drei Endlager in Bau, keines ist in Betrieb.

Infrage kommen beispielsweise tiefe Schächte oder Stollen in Salz-, Ton- oder Granitschichten. Gorleben etwa ist ein Salzstock, der seit 1979 als Endlagerstätte geprüft wurde. Ob Gorleben aber die Anforderungen erfüllt, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) an ein Endlager stellt, wird unter anderem von Politikern bezweifelt. So muss etwa bewiesen werden, dass der Standort eine Million Jahre den Atommüll sicher aufbewahren würde. Konkret muss zumindest gewährleistet sein, die ausgebrannten Brennstäbe im Störfall noch 500 Jahre nach Schließung des Lagers zurückholen zu können. „Das sind Zeiträume, die wir mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung und technischen Messungen abschätzen können“, erläutert Rhode. Weitere Kernforderungen des BfS sind, dass das Endlager mehrere, voneinander unabhängige Sicherheitssysteme hat, um beim Ausfall einer sogenannten Barrierestufe trotzdem noch handeln zu können. Auch regelmäßige Kontrollen müssen laut BfS möglich sein.

Das Endlager als Zwischenlösung?

Optimal wäre es indes, wenn das Endlager grundsätzlich nochmals zu öffnen wäre. Denn es gibt Hoffnungen, die Halbwertszeit von radioaktiven Abfällen mit physikalischen Verfahren deutlich zu verkürzen. In solchen Methoden werden die Atomkerne mit einem Protonenstrahl beschossen. Ein so starker Protonenstrom, dass dieser Prozess in angemessener Zeit abgeschlossen werden könnte, kann bisher allerdings nicht erzeugt werden. „Es gibt diese Verfahren bereits in Ansätzen, sie sind aber wirtschaftlich noch nicht tragbar“, weiß Rhode.

Ob das passende Endlager für Deutschland bald gefunden wird, vermag freilich auch der Wissenschaftler nicht zu sagen. Aber eine vorsichtig-optimistische Vermutung hat Professor Rhode: „Ob es gleich mehrere Millionen Jahre sind, weiß ich nicht. Aber es ist durchaus vorstellbar, ein geeignetes Endlager für vielleicht einige hundert Jahre zu finden.“

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