Wissenswert: 30 Jahre künstliche Befruchtung

Foto: flickr.com/Karen Roe, Rafael Robles L, Lars Kasper, NASA Goddard Photo and Video; Montage: Marc Patzwald, Teaserfoto: flickr.com/poniblog

Foto: flickr.com/Karen Roe, Rafael Robles L, Lars Kasper, NASA Goddard Photo and Video; Montage: Marc Patzwald, Teaserfoto: Universitätsklinikum Heidelberg

Die Geburt von Oliver W. war eine Sensation. Vor 30 Jahren, im April 1982, kam er per Kaiserschnitt in Erlangen zur Welt. 53 Zentimeter groß, 4150 Gramm schwer. Das sind die Daten des ersten so genannten „Retortenbabys“, das in Deutschland geboren wurde. Das von einem Ärzteteam der Frauenklinik Erlangen „in vitro“ (im Reagenzglas) gezeugte Baby, löste in Deutschland aber nicht nur großes Medieninteresse aus. Die Geburt des „Wunderkindes von Erlangen“ war ein Durchbruch im Bereich der humanen Reproduktionsmedizin und gab damit Hoffnung für kinderlose Paare.

Etwa jedes sechste bis siebte Paar hat einen unerfüllten Kinderwunsch. Die Gründe dafür sind bei Männern und Frauen fast gleich verteilt. „Bei 40% der Paare liegt die Ursache bei der Frau, bei 40% beim Mann und bei 20% sind gemeinsame Ursachen der Grund“, sagt Dr. Jan-Steffen Krüssel, Oberarzt der Uni-Frauenklinik Düsseldorf. Dabei können die eingeschränkte Spermienqualität, Eierleiterverschlüsse, Hormonprobleme oder aber auch der häufig unterschätzte Faktor des Alters der Frau Gründe für die Kinderlosigkeit sein.

In-Vitro-Fertilisation – „Befruchtung im Glas“

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Im Jahr 2010 sind 7860 Kinder durch künstliche Befruchtung lebend zur Welt gekommen. Foto: flickr.com / Carl Zeiss Microscopy

Einen möglichen Ausweg bietet die In-Vitro-Fertilisation (IVF), die „Befruchtung im Glas“. Dabei hat sich die Methodik in den letzten 30 Jahren kaum verändert. „Bei der IVF werden etwa 150.000 Spermien mit einer Eizelle zusammengebracht. Dann wartet man einfach ab, dass eines der Spermien es schafft in die Eizelle einzudringen und die Befruchtung auszulösen“, sagt Krüssel.

Seit 1994 gibt es eine neue Methode der künstlichen Befruchtung im Labor – die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). „Wir haben die Möglichkeit, im Labor einzelne ausgesuchte Spermien direkt in Eizellen zu injizieren“, erklärt Krüssel. Das mache man insbesondere dann, wenn die Spermienqualität vermindert sei. Weil die ICSI-Methode zuverlässigere Befruchtungsraten hat, wird diese Möglichkeit mittlerweile häufiger durchgeführt als die ursprüngliche IVF.

Erfolgsquote bei etwa 30 Prozent

Bis zum 35. Lebensjahr der Frauen bleiben die Erfolgswahrscheinlichkeiten bei der künstlichen Befruchtung relativ konstant bei etwa 30 Prozent. Ab 35 nehmen die Chancen für eine Schwangerschaft ab, das Risiko für Fehlgeburten steigt hingegen. Der Grund: Die verringerte Qualität der Eizellen. „Wir klären die Paare sehr genau über Wahrscheinlichkeiten, Aufwand und Risiken auf. Entscheiden müssen sie es letztendlich selbst“, sagt Krüssel. „Aus meiner Sicht macht eine künstliche Befruchtung etwa bis zum 43. Lebensjahr Sinn.“

Rechtliche Regelungen

Immer wieder entfachen ethische Diskussionen um die Verfahren der künstlichen Befruchtung. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob der Mensch Leben künstlich erzeugen darf. Rechtlich gesehen regelt und beschränkt das Embryonenschutzgesetz die Möglichkeiten der Forschung. Demnach ist es beispielsweise in Deutschland verboten, überzählige Embryonen abzutöten oder für Forschungszwecke zu benutzen. Erlaubt ist die Konservierung in flüssigem Stickstoff. Auf diese Weise können die Embryonen für spätere Behandlungen aufbewahrt werden.

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