Dortmunder Protestcamp gibt sich geschlagen

„Ich bin müde und fahre jetzt nach Hause“, sagt eine junge Studierende, schwingt sich auf ihr Fahrrad und lässt das Dortmunder Protestcamp hinter sich. „Wir wollten den Protest des Bildungsstreiks aufrecht erhalten“, erklärt Lehramtsstudentin Charlotte die Aktion. Gegen Studiengebühren, mehr Demokratie an den Hochschulen, weniger Leistungsdruck für Schüler und Studenten. Diese und andere Forderungen prangten in den letzten Tagen von Bannern, die an dem großen Aktionszelt angebracht waren. Jetzt kommen die Plakate weg, die Zelte werden abgebaut, die Grillecke und die Bierbänke verschwinden.

Die Zelte im Protestcamp werden abgebaut.

Die Zelte im Protestcamp werden abgebaut. Fotos: Klingemann (3)

Elektrotechnikstudent Michael hat die vergangenen Nächte auf dem Campus übernachtet und nachts Besuche von Betrunkenen bekommen, morgens von Dozenten und Studierenden. „Eine richtige Diskussion über die Probleme kam aber nicht auf. Nach wenigen Minuten waren sie wieder weg“. Dabei hätten sich die Studierenden der verschiedensten Fachrichtungen gerne mit ihren Kommilitonen über die Probleme des Studiums unterhalten. „Bachelor und Master, der Leistungs- und Zeitdruck haben aber wohl dazu geführt, dass viele Studierende keine Zeit haben zu protestieren“, vermutet Imke, die im zweiten Semester Grundschullehramt studiert. „Die laufen mit einem Tunnelblick über den Campus, von einem Termin zu nächsten.“ Auch Imke selbst hat während des Protestcamps den Zeitdruck gespürt: „Das Studium ist auf jeden Fall zu kurz gekommen.“

Wir haben auch richtig  Krach gemacht

So voll war es im Protestcamp selten

So voll war es im Protestcamp selten

Dass das mangelnde Interesse am Protestcamp auch selbst verursacht sein kann, glauben die Studierenden nicht. „Zu harmlos? Nein, wir haben auch richtig Krach gemacht und zum Beispiel die Treppenaufgänge gesperrt“, sagt Imke. Im Protestcamp sei es darum gegangen, die Meinung der Studierenden zu hören und mit ihnen zusammen weitere Protest zu besprechen.


Treffen mit Rektorin Gather


Elektrotechnikstudent Aleksandre ärgert sich über alle, die resigniert haben. „Ob im Senat oder auf dem Campus, alle sagen: Daran kann man nichts ändern, aber das will ich nicht akzeptieren“. Aleksandre  hofft, dass er bald mit der Rektorin der TU Dortmund, Ursula Gather, sprechen kann. „Uns ist ein Gespräch für nächste Woche in Aussicht gestellt worden“. Dann wird es vor allem um Themen wie „Verwendung von Studiengebühren“ und „mehr Demokratie an der TU-Dortmund“ gehen. Und auch Michael sieht doch noch etwas Positives am Protestcamp: „Einige wenige wollen sich an den Protesten beteiligen und auch Schüler der Dortmunder Schulen sind auf uns aufmerksam geworden“.

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