Eine Woche ohne Plastik

Plastik regiert die Welt: Fast alle Haushaltsgeräte, Verpackungen und sogar Kleidungsstücke bestehen aus Kunststoff. Dabei haben Studien sowie der Film „Plastic Planet“ eindrucksvoll gezeigt, dass  Plastikmüll nicht nur der Umwelt, sondern auch uns selbst schadet. Wie schwer ist es, darauf zu verzichten? Unsere Autorin Lea von der Mosel hat eine Woche lang versucht, im Alltag ohne Plastik auszukommen.

Montag:

Sieben Tage ohne Plastik verbringen – ist das überhaupt möglich? Bereits am ersten Tag ist mir klar, dass ich Kompromisse eingehen muss, wenn ich diese Woche überstehen will. Ich entscheide mich für die bürokratische Methode und verfasse für die nächsten sieben Tage erst einmal die Regel: “Vermeide Plastik im Alltag zu nutzen und schaffe kein neues an! Das hieße auch auf das heißgeliebte Handy und den Laptop zu verzichten. Ganz so einfach funktioniert das dank Uni und Arbeit leider nicht – die technischen Begleiter dürfen bleiben.

Plastik ist überall, doch für sieben Tage befreie ich mich von dem allumgebenden Kunststoff. Fotos und Teaserbild: Christine Müller

Plastik ist überall, doch für sieben Tage befreie ich mich von dem allumgebenden Kunststoff. Fotos und Teaserbild: Christine Müller

Der Tag beginnt wie gewohnt – mit dem nervenden Weckruf des Handys, der mindestens zehnmal ertönen muss, bis ich tatsächlich aufstehe und mich ins Bad begebe. Das Plastik erwartet mich bereits: Shampoo, Duschgel und Kosmetiksachen – sie alle scheinen gute Freunde des Kunststoffs zu sein. Auch der anschließende Blick in den Kleiderschrank lässt mich nach nur 20 Minuten seit Beginn des Selbstversuchs verzweifeln: Strumpfhosen, Kleider, T-Shirts und zahlreiche andere Kleidungsstücke enthalten Polyester. Auch hier muss ich also wieder Kompromisse eingehen – das fängt ja gut an.Den Weg zum Kühlschrank hätte ich mir sparen können: Gestern wurden die letzten Reste verwertet und nun blickt mich die gähnende Leere an. Immerhin ist der Kühlschrank plastikfrei.

Mit leerem Magen mache ich mich auf den Weg zur Universität und bereite mich mental schon auf eine langweilige Busfahrt vor. Schließlich musste der MP3-Player zu Hause bleiben, da spätestens die Plastik-Kopfhörer und -Schutzhülle durch meinen Plastik-TÜV fallen. Das heißt für mich: Eine Woche Busfahren ohne Musik durchstehen und mir zwangsweise die neuesten Berichte der mitfahrenden Schulkinder über die anstehenden Klausuren anhören. Aussichten, die sich negativ auf meine Laune auswirken.

Ohne Plastik hat man kaum Auswahlmöglichkeiten

In der Uni angekommen bestelle ich mir mein morgendliches Aufputschmittel: einen Kaffee. Den gibt es plastikfrei im Pappbecher – mein Überleben ist gesichert. Auf den gewohnten Obstsalat muss ich dafür verzichten: Plastikbecher und Plastikgabel machen mir einen Strich durch die Rechnung. Stellt sich die Frage: Kann ich überhaupt irgendetwas Essbares bestellen? Sandwiches, Joghurt und Brötchen sind alle in Plastik verpackt. Ich bin kurz davor aufzugeben, da sehe ich, dass Franzbrötchen in normalen Papiertüten landen. Sofort gekauft – was ein Krampf. Spätestens jetzt ist mir bewusst, dass mit dem Plastik auch meine Auswahlmöglichkeiten verschwinden.

Vor Seminarbeginn fällt bereits der erste Fauxpas auf: Ein Gummi-Armband baumelt noch immer an meinem Handgelenk. Unwillig landet das Erinnerungsstück in der Tasche, der ausgepackte Kugelschreiber verabschiedet sich kurz darauf. Nach zwei Seminaren in einem stickigen Raum schreit mein Körper nach einem Erfrischungsgetränk. Ein Mango-Smoothie aus dem Uni-Café klingt bei der Wärme verlockend. Schade, die werden auch nur in Plastikbechern verkauft. Ich möchte mich noch nicht geschlagen geben und frage die Verkäuferin,  ob ich den Smoothie auch im Pappbecher bekommen kann. Stirnrunzeln und ein hilfesuchender Blick zur Kollegin sind mir bereits Antwort genug. „Das geht nicht, der Pappbecher weicht durch“, bestätigt die Kollegin meine Vermutung. Ich resigniere – die Leute in der Schlange hinter mir sehen auch schon genervt aus.

In dem Uni-Restaurant „Galerie“ komme ich zum Abschluss des Tages doch noch an eine warme Mahlzeit – obwohl die meisten Zutaten wahrscheinlich vor der Zubereitung eine Plastiktüte von innen betrachten durften. Jegliche Bedenken kann mein Magengrummeln mittlerweile jedoch übertönen. Erleichert stelle ich noch fest, dass in der Galerie auch Metallbesteck ausliegt, dann geht es ans Essen.

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