Wie Austauschstudenten Weihnachten feiern

Von Alexandre de Terwangne und Joanna Pietryka

Jedes Jahr an Heiligabend sitzen ganze Familien zusammen am Tisch und essen  leckere Weihnachtsgerichte. Normalerweise wäre das auch bei unseren Protagonisten so, aber dieses Jahr sind sie Austauschstudenten und verbringen das erste Weihnachtsfest weit weg von zu Hause. Und was tun sie anlässlich des Weihnachtsfestes hier in Deutschland? Wir haben Studenten aus der ganzen Welt gefragt, wie sie zu Hause Weihnachten feiern und was ihre Pläne für das erste Weihnachtsfest im Ausland sind.

Ivan zum ersten Mal im Schnee. Der Brasilien wünscht sich weiße Weihnachten. Foto: Privat

Ivan zum ersten Mal im Schnee. Der Brasilien wünscht sich weiße Weihnachten. Foto: Bruno Waga, Teaser: flickr.com/Joanna Penn

Ivan: Warten auf den Schnee

„In Brasilien gibt es keinen Schnee“ – so beginnt die Geschichte von Austauschstudent Ivan Lopez. „In Rio de Janeiro, wo ich wohne, ist im Dezember Sommer. Tradition ist die Weihnachtsfeier an der Lagune, wo der höchste Weihnachtsbaum auf dem Wasser steht. Wir haben auch eine Feuerwerksshow an Weihnachten.“

In Deutschland mag Ivan am liebsten den Weihnachtsmarkt und die Tradition des Glühweintrinkens. Dies schafft eine Atmosphäre, die er besonders gern mag. „In Europa gibt es viele Lichter und weihnachtliche Dekorationen. Wir haben in Brasilien auch Lichter, aber ich finde, dass das warme Wetter zu Hause nicht gut zu Weihnachten passt. Dieses Jahr wird Weihnachten für mich ganz anders und wenn es schneien würde, könnte ich Weihnachten vielleicht erleben, wie ich es aus dem Film kenne. Bisher habe ich nur zwei Mal Schnee gesehen, als ich in Argentinien war.“

Ivan Lopez ist ein Brasilianer, der in Dortmund ein Praktikum im Technologiezentrum macht. Sein erstes Weihnachten außerhalb von Brasilien wird er in Amsterdam verbringen. Er wird aber nicht allein sein, weil Teile seiner Familie ihn besuchen werden. „Mein Vater, meine Stiefmutter und mein Bruder werden mit mir während der Ferien reisen. Wir haben schon einen Platz in einem Restaurant gebucht und wir werden ein spezielles Weihnachtsmenü bestellen. Ich werde meine Mutter, meine Großmutter und meinen Großvater nicht sehen, aber ich freue mich auf die bevorstehenden Feiertage, weil alles neu ist und ganz anders als in Brasilien.“

Ave: Weihnachten ohne Patenkinder

Auf den Philippinen dauert Weihnachten nicht nur zwei Tage. Das Fest beginnt Anfang Dezember, wenn die Menschen ihre Häuser und auch die Straßen dekorieren. „Wir haben auch Weihnachtsmärkte und viele Weihnachtspartys. Wir lieben feiern, deswegen gibt es überall Partys: in der Schule, bei der Arbeit, in der Familie“, erzählt Ave, der von den Philippinen ist und in Dortmund für ein Jahr studiert. „Sehr wichtig sind so genannte Morgenröte-Messen. Für neun Tage (ab dem 16. Dezember) gehen wir um 4.30 Uhr in die Kirche. Nach der Messe gibt es ein traditionelles Frühstück. Es ist nicht so einfach keine Messe zu verpassen, weil wir zur gleichen Zeit Weihnachtspartys am Abend haben. Aber wenn man alle neun Messen besucht, kann man einen Wunsch sagen“, erzählt Ave.

„Dieses Weihnachten werde ich nur mit meinem Bruder in Großbritannien verbringen. Am 24. Dezember am Abend werden wir zusammen ‚Noche Buena‘ essen. Wahrscheinlich verzichten wir auf das traditionelle Gericht und essen nur Steak.“ Wenn er auf den Philippinen wäre, würde er Cocoa trinken. Das ist das wichtigste Weihnachtsgericht und es wird mit speziellem Reiskuchen serviert. Ave würde auch Schweinebraten, viel gegrillten Käse und Schinken essen.

„Bei uns ist es Tradition, Geld für deine Patenkinder am 25. Dezember zu geben. Ein Trick ist, dass auf den Philippinen jeder bis zu 5 Pateneltern hat. Ich habe schon circa 100 Patenkinder und ich bin ein bisschen glücklich, dass ich Weihnachten nicht auf den Philippinen verbringen werde…“

Orlando: Ein paar Geschenke weniger

Der Mexikaner Orlando macht Weihnachtsscherze. Foto: Privat

Der Mexikaner Orlando macht Weihnachtsscherze. Foto: Oma Vacar Rodriguez

Orlando Vaca Rodríguez ist ein Student der Internationalen Beziehungen aus Mexiko. Er wird einen mexikanischen Heiligabend in München feiern. Orlando möchte an diesem Abend ein bisschen die Tradition bewahren. Deswegen werden sich nach dem Abendessen um Mitternacht alle zusammen etwas wünschen und sich umarmen.

„Was noch speziell ist in Mexiko ist, dass wir viele traditionelle Spiele haben. Zum Beispiel muss Jeder zwei Geschenke zum Abendessen mitbringen: ein ernstes und ein lustiges. Wir werfen Würfel und der Gewinner kann ein Geschenk wählen. Danach haben wir noch drei Runden, in denen man den anderen Geschenke stehlen kann. Dann packen wir die Geschenke endlich aus und lachen dann wir zusammen. Die lustigen Geschenke sind manchmal sehr kreativ.“

Es gibt auch viele andere Traditionen, bei denen man Geschenke bekommt. Es gibt zum Beispiel ein Familienturnier mit kleinen Geschenken. Oder man muss vor dem Austausch von Geschenken die beschenkte Person imitieren.

„Dieses Weihnachten wird anders. Ich bin sicher, dass ich mich nach der mexikanischen Tradition sehnen werde, aber die deutschen Traditionen gefallen mir auch und dank ihnen fühle ich die festliche Atmosphäre. Aber ich denke, dass ich Geschenke verpassen werde!“

Wang: Die herzliche Atmosphäre genießen

Für Wang Yang, chinesischer Informatik-Student hier an der TU Dortmund, ist Weihnachten kein traditionelles Fest in seinem Heimatland. Obwohl die Leute dort keine Ferien haben zu diesem Zeitpunkt, informiert er uns, dass viele junge Studenten mehr und mehr diesen christlichen Feiertag feiern. Auch die Geschäfte dekorieren ihre Schaufenster wie in der westlichen Welt und benutzen das Ereignis um Geschenke, Kuchen usw. zu verkaufen.

Leider ist es schwierig für Yang an Weihnachten nach Hause zurück zu kehren, um die Weihnachtsfeiertage zu feiern. Er entschied sich mit anderen chinesischen Freunde, die auch Austauschstudenten in Deutschland sind, die herzliche Atmosphäre hier zu genießen. Tagsüber gehen sie in einer Station ein paar Stunden von Dortmund Ski fahren und nach der Rückkehr planen sie mit einem guten Weihnachtsessen zusammen Weihnachten zu feiern, um den Tag schön zu beenden.

Kate: Sparen, um zu reisen

Pflichtlektüre-Autorin Joanna Pietryka (Mitte) stimmt sich mit anderen Austauschstudenten auf Weihnachten ein. Der Weihnachtsmarkt-Besuch ist dabei ein besonderes Ereignis. Foto: Privat

Nicht der Weihnachtsbaum an der Fifth Avenue, aber dafür der in Dortmund: Austauschstudenten auf dem Weihnachtsmarkt. Foto: Sarah Kriedewulf

„Ich muss zugeben, dass ich die Atmosphäre von American Christmas ein bisschen vermisse. Ich sehe manchmal im Traum den riesigen Weihnachtsbaum am Ende der Fifth Avenue. Aber ich bin hier für ein Jahr und ich möchte nicht nach Hause gehen. Ich möchte mein Abenteuer gründlich zu Ende leben“, erzählt die Amerikanerin Kate, die in Dortmund International Business studiert. „Darüber hinaus ist das Ticket, um nach Hause zu gehen, sehr teuer in dieser Zeit des Jahres. Ich möchte lieber mein Geld sparen für Reisen, die ich hier in Europa machen möchte. Jetzt, wo ich hier bin, will ich alles sehen. Mit jeder neuen Städtereise, bin ich von der Vielfalt, die hier in Europa existiert, überrascht“, sagt uns Kate aus Washington in den Vereinigten Staaten.

Sobald die Kurse enden, fährt sie zum Beispiel mit dem Zug nach Österreich, um dort eine Freundin zu besuchen und um Weihnachten zu feiern. Wie Yang, hat auch sie beschlossen, den Schnee zu genießen und geht über Weihnachten ein paar Tage Ski fahren.

Nicht alle fahren über Weihnachten weg

Viele internationale Studierende sind also gut auf ihren Urlaub vorbereitet, um eine unvergessliche Erinnerung an Weihnachten hier im Ausland zu haben. Manche Studenten bleiben aber auch in Dortmund im Wohnheim, feiern dort mit ihren Freunden oder lassen Weihnachten einmal ausfallen.

Alle Austauschstudenten haben in Dortmund die Möglichkeit, bei deutschen Familien Weihnachten zu feiern. In einer E-Mail hat das Akademische Auslandsamt sie alle dazu eingeladen, sich für dieses Programm anzumelden. „Wir finden es eine sehr nette Idee. Auch wenn wir etwas anderes planen, ist es schön diese Möglichkeit zu haben und es ist nett von den Familien“, sagen unsere Autoren Joanna Pietryka aus Polen und Alexandre de Terwangne aus Belgien.

1 Comment

  • Jana sagt:

    Danke für den interessanten Bericht. Allen Lesern und natürlich allen Austauschstudenten ein fröhliches Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Bis zum Januar.

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