ADHS: Wie die wilden Kerle lernen

Sind ADHS-ler die kreativeren Menschen?

Albert Einstein Denkmal

Überall auf der Welt werden Kinder und Erwachsene mit ADHS diagnostiziert. Auch Albert Einstein soll ADHS gehabt haben. Andere bekannte Persönlichkeiten mit der Störungen sind angeblich Schauspieler Will Smith, Sänger Adam Levine oder Schwimmer Michael Phelps. Foto: Sören Meng / pixelio.de

Die besondere Art, wie Menschen mit ADHS denken und Sinneseindrücke verarbeiten, kann auch Stärken mit sich bringen. Zu sagen, dass ADHS-ler ein absolutes Aufmerksamkeitsdefizit haben, ist eigentlich nicht korrekt. Denn wenn sie etwas interessiert, können sie sich besonders intensiv und kreativ mit diesem Thema beschäftigen. Dann kann die Aufmerksamkeit ist nahezu unbegrenzt sein.

„Den ADHS-Betroffenen sagt man besondere Kreativität und großes Ideenreichtum nach, das bringt die Hyperaktivität mal hier, mal dort, mit sich. Schlechtem Durchhaltevermögen als Symptom steht als positives Korrelat hohe Flexibilität und Improvisationsfähigkeit gegenüber“, erklärt Dr. Wessel. „Je nach Kontext, kann man so aus der Not eine Tugend machen.“ Das bedeutet dann wieder: Wenn die sozialen, beruflichen Rahmenbedingungen angepasst sind, kann zwar die Symptomatik vorhanden sein, aber nicht störend oder behandlungsbedürftig.

Für mehrere Stunden ganz in seinem Tun zu versinken – das passiert auch Konstantin. „Wenn ich mich erst einmal in ein Thema eingearbeitet habe und es schafft, mein Interesse zu wecken, dann beschäftige ich mich gerne und lange damit. Das kann auch ein beliebiger Bereich sein. Hauptsache ich finde einen Einstieg, der mir Spaß macht“, erzählt er. Exzessive Urlaubsplanung oder stundenlange Fotobearbeitung werden so schnell zum Zentrum seiner Aufmerksamkeit.

So weit es sein muss, hat Konstantin seinen Alltag auf seine Störung eingerichtet. Durch die vielen Jahre Therapie und Medikation kennt er sich und seinen Körper und weiß, dass er in viele Bereiche besonders viel Energie investieren muss. „Vieles klappt nicht gleich beim ersten Mal, weil ich immer wieder Strategien zur Bewerkstelligung finden muss. Ich werde anders gefordert als Menschen ohne ADHS. Bei Langeweile oder Stress fühle ich mich schnell unter- oder überfordert. Es ist nicht immer einfach, die richtige Balance zu finden. Sicherlich ist es aber auch meiner überschüssigen Energie zu verdanken, dass ich bestimmte Dinge besser oder anders bewältige. Ich war immer ein lebensfroher Mensch. Daran hat meine ADHS nichts geändert.“

Motiviert schaut er jetzt auf seinen Bachelorabschluss, den er nächstes Jahr in der Tasche haben will. Doch das ist ihm nicht genug. „Für mich ist klar, dass ich auch meinen Master machen möchte. Ich weiß, dass ich das schaffen kann.“

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