Das Duell: Besser feiern mit Facebook?

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Das soziale Internet-Netzwerk Facebook wirkt sich immer stärker auf die Realität aus – das wissen die meisten spätestens nach der Riesen-Geburtstagsfeier der Hamburgerin Thessa. Sie hatte die Einladung zu ihrer Geburtstagsfete versehentlich öffentlich zugänglich gemacht. Die Folge: Tausende Jugendliche meldeten sich an und feierten in Thessas Straße und Umgebung. Jetzt gibt es Nachzügler. Sie veranstalten weitere Facebook-Partys in ganz Deutschland, bleiben aber anonym. Ist dieser Trend gefährlich? Oder verbessert er unsere Party-Welt?

PRO
CONTRA
Ja, mit Facebook wird vieles beim Feiern besser – vor allem einfacher. Hast du Lust, spontan eine Riesen-Fete mit all deinen Freunden zu feiern? Sogar mit noch mehr Leuten? Einfach eine virtuelle Veranstaltung erstellen. Denn Facebook ist Mundpropaganda 2.0, für ein bisschen mehr vernetzte Spontaneität in der Gesellschaft.

Vorsicht ist geboten

Man sollte eben nur nicht vergessen zu bestimmen, dass die Veranstaltung privat ist und nicht jeder virtuelle Gast noch 300 Freunde einlädt, wenn man nicht will, dass die Nachbarschaft zur Partymeile umfunktioniert wird. Kreuzen dann trotzdem massenhaft ungewollte Gäste auf der Party auf, sollte man sich überlegen, ob der erlauchte Kreis der Eingeladenen wirklich gut gewählt war.

Denn die berühmte Party von Thessa aus Hamburg hat eines gezeigt: Im Internet ist Vorsicht das oberste Gebot. Denn genau Leichtsinn und mangelnde technische Kenntnisse führen letztendlich auch zu Polizeieinsätzen, um die Party in den Griff zu bekommen. Man darf nicht gut finden, dass sich dabei Gewalt entlädt, es auch nicht relativieren. Nur handelt es sich bei den Gewalttätigen immer um die gleichen Idioten, die im Suff auch Schlägereien in den Diskos anzetteln oder die sich bei Fußballspielen danebenbenehmen.

Facebook-Party = Staatsfeind Nr. 1

Auf die Idee, deswegen Fußballspiele abzusagen oder Diskos zu schließen, ist bisher noch niemand gekommen. Man wird auch die Facebook-Party als solches auch nicht verbieten können. Aber mit dem medialen Entsetzen im Rücken ist sie der neue Staatsfeind Nr. 1. Dabei können die Veranstaltungen, die eventuell glimpflicher abgelaufen sind als Thessas Geburtstagsfeier auch als Trotzreaktion verstanden werden. Ein modernes Echo gegen teure Eintritte und die immer seltener werdenden Möglichkeiten mit vielen Leuten im Freien zu feiern.

Klar ist, dass Facebook mit der Option „Veranstaltungen“ das (Party-)Rad nicht neu erfunden hat. Denn Flashmobs gibt es in dieser Republik auch schon seit ein paar Jahren. Und ob jetzt 1600 Jugendliche die Geburtstagsparty einer 15-Jährigen zelebrieren wollen oder zu Tausenden in großen Fast-Food-Ketten einfallen, um diese leer zu kaufen, ein Unterschied existiert nicht. Einen Veranstalter gibt es in beiden Fällen nicht, somit auch niemand, der aufräumt. Und die Polizei muss sonst ja auch auf den Plan treten, wenn sich Menschenmassen irgendwo versammeln. Fakt ist: Partys im öffentlichen Raum wird man auch nie ganz verbieten können, außer die Jugend wird komplett im Keller eingesperrt.

Nein, das Feiern mit Facebook wird nicht besser, sondern gefährlicher. Thessa aus Hamburg ist mit ihrer unfreiwilligen Massen-Geburtstagsparty gerade noch mit dem Schrecken davon gekommen. Doch aus diesem Malheur scheint sich ein beunruhigender Trend zu entwickeln. In immer mehr Städten steigen Facebook-Partys in aller Öffentlichkeit – und nicht immer gehen diese glimpflich aus. In Wuppertal stürmten zuletzt Hooligans eine friedliche Facebook-Sause und randalierten. Die Bilanz: 16 Verletzte und drei Strafanzeigen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Auch ich bin ein Freund von Spontaneität und Feiern unter freiem Himmel, doch irgendwo hört für mich der Spaß auf – und zwar genau dort, wo andere belästigt oder gefährdet werden. Ich stelle mir folgendes Szenario vor: Ich bin nach einem langen Tag auf dem Weg nach Hause und spüre schon den Geschmack des Feierabend-Bierchens auf der Zunge. Doch in meinem Vorgarten erwarten mich 800 fremde Leute, die dort lautstark feiern, in die Geranien pinkeln und jede Menge Müll hinterlassen. Lustig ist was anderes.

Die Kosten trägt der Steuerzahler

Noch unlustiger wird’s, wenn die Partytruppe beispielsweise von gewaltbereiten Schlägern aufgemischt wird. Dann gesellen sich zu der Ruhestörung und dem Sachschaden auch noch jede Menge Verletzte. In einem solchen Fall müssen Polizei und Rettungsdienst anrücken, um für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Die meisten Anwesenden, die vielleicht gar nicht wussten, worauf sie sich einlassen, werden es ihnen danken. Die Kosten für den ganzen Spaß trägt am Ende der Steuerzahler – einen verantwortlichen Veranstalter gibt es nicht.

Zuständigkeiten sollten geklärt werden

Die Facebook-Partys müssen deswegen noch lange nicht verboten werden. Immerhin sind sie Teil der Jugendkultur. Doch wer zu einer solchen Veranstaltung einlädt, sollte Verantwortungsbewusstsein zeigen, die Party anmelden und vielleicht einen großen, öffentlichen Platz wählen. Damit wären die Zuständigkeiten geklärt und kein Anwohner dürfte sich gestört fühlen. Es wäre auch mal eine Überlegung wert, die Einladung zur spontanen Freiluft-Fete nicht allen Facebook-Nutzern zugänglich zu machen, sondern auf die Zahl derer zu reduzieren, die man mehr als zwei Mal in seinem Leben gesehen hat. Erstens weiß man dann genau, wer kommt, und man kann sich sicher sein, nicht einen auf die Zwölf zu bekommen. Zweitens würde Facebook damit seinem ursprünglichen Zweck dienen: Leute zusammenzubringen, die sich mögen.

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Foto: stockxchng/ bizior, Montage: Falk Steinborn, Teaserfoto: pixelio.de / Rainer Sturm

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