Das Duell: Unternehmen als Retter der Bildung?

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Wenn der Staat nicht genug Geld für die Bildung hat, springt vermehrt die Privatwirtschaft ein: So hat die Deutsche Bank Sponsoren- und Kooperationsverträge mit der Berliner Humboldt Universität und der Technischen Universität Berlin geschlossen. Auch an anderen Unis unterstützen Unternehmen Studium und Lehre. Ist das in Ordnung?

PRO
CONTRA
Ja, es ist in Ordnung, wenn Unternehmen aus der Privatwirtschaft mit Hochschulen kooperieren. Traditionell ist das Geld knapp an Universitäten. Für vermeintlich banale Dinge fehlen oft die finanziellen Mittel. Die Staatsverschuldung ist auf einem historischen Höchststand angelangt; der Geldhahn für Wissenschaft und Forschung schon lange nicht mehr so weit geöffnet wie früher. Wo Vater Staat sich nicht mehr einbringen kann, springt die Privatwirtschaft in die Bresche. Zum Glück.

Denn Deutschland kann und wird auf Dauer kein bedeutender Standort für Wissenschaft bleiben, wenn die Unis nicht gut ausgerüstet sind. Und wie sieht es erst ohne Studiengebühren aus? Der Gedanke ist erschreckend. Im Gegensatz zum Staat sind die Unternehmen zahlungsfähig und -willig, berappen Millionen für Einrichtungen, Material und Professuren – für Dinge, die unverzichtbar sind. Ein paar Rechte haben sie dafür einfach verdient.

Der Fall in der Hauptstadt ist vielleicht grenzwertig. Dass ein Ausschuss der Deutschen Bank Einfluss auf die inhaltliche Arbeit der Unis nimmt, klingt als würde die Universität in ihren Freiheiten beschnitten. Doch das Kreditinstitut stellt im Gegenzug Daten zur Verfügung, die sonst unter das Geschäftsgeheimnis fallen würden. So ermöglicht die Kooperation, intensivere und bessere Forschung zu betreiben. Die Freiheiten der Unis werden also keineswegs beschnitten, sie werden ausgebaut.

Für manche ist es ein befremdliches Gefühl, wenn Unternehmen als Geldgeber für Hochschulen auftreten. Doch wir brauchen konkurrenzfähige und gut ausgestattete Unis. Im Zweifel mit der Hilfe von Unternehmen.

Nein, die Privatwirtschaft sollte sich weitgehend aus der Uni rauslassen. Grundsätzlich muss man zwar nicht jede Kooperation verteufeln, schließlich fließt über Drittmittel Geld in die Uni-Kassen, Stiftungsprofessuren erweitern die Lehre und Verträge mit Firmen bringen den Studenten praxisnahe Erfahrungen. Aber die Fremdmittel bergen eine Gefahr: Die Unis könnten abhängig von ihnen werden.

Denn wenn Hochschulen auf fremde Unterstützung angewiesen sind, stellen sich einige Fragen: Können sich Professoren wirklich noch offen zu Finanz- und Aktienmarkt äußern, wenn ihre Wirtschafts-Fakultät von großen Banken unterstützt wird? Werden Studenten wirklich noch kritisch unterrichtet, wenn Stiftungsprofessoren die Sichtweise ihrer Unternehmen in die Hörsäle tragen? Jede noch so kleine Privatisierung ist ein Ausverkauf der Bildungsfreiheit.

Da hilft auch kein Gejammer um das liebe Geld, das doch Kindergärten, Schulen, Universitäten, ja eigentlich allen wichtigen Institutionen in Deutschland, fehlt. Wenn Unternehmen die Mittel haben, sich in die Lehre einzukaufen, dann ist das Geld auch da: Es liegt im Privatvermögen.

Und dieses Privatvermögen ist der Schlüssel. Es sind ja gerade die großen Konzerne, die von gut ausgebildeten Arbeitssuchenden profitieren. Die Unternehmen sollten also die Bildung mitfinanzieren – aber eben ohne die Lehre maßgeblich beeinflussen zu können. Eine pauschale Gebühr für Bildung wäre etwa eine Möglichkeit. Die Gegenleistung dafür haben die Firmen jahrelang fast umsonst bekommen.

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Foto: stockxchng/ bizior, Montage: Falk Steinborn, Teaserfoto: pixelio.de / Rainer Sturm

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