Kinotipp: Der Große Gatsby

Die 20er-Jahre in New York: Die Welt der Superreichen dreht sich immer schneller. Geld, Alkohol, Frauen und Exzess. In dieser funkelnden Welt begegnet der mittellose Nick Carraway dem geheimnisvollen Millionär Gatsby. Das berühmte Buch von F. Scott Fitzgerald wurde von dem Macher von Moulin Rouge, Baz Luhrmann, verfilmt.

Der junge Aktienmakler Nick Carraway (Tobey Maguire) kommt nach New York, um Geld zu verdienen. Dort zieht er in ein kleines Gartenhäuschen neben der Villa des stadtbekannten Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio). Gatsby ist berühmt für seine ausschweifenden Partys, „zu denen man nicht eingeladen wird.“ Man geht einfach hin. Doch wer sich genau hinter dem Exzentriker verbirgt, das kann niemand Nick beantworten, bis er ihn persönlich kennen lernt und versteht, warum Gatsby das alles veranstaltet: Nur für die Frau, die er liebt.

Ein pompöses Knallbonbon

Musik, Alkohol, Frauen und Exzess. Quelle: Warner Bros.

Musik, Alkohol, Frauen und Exzess. Quelle: Warner Bros.

Wer jetzt aber mit einem spritzigen und leichten Liebesfilm rechnet, der wird enttäuscht. Denn was dem „Großen Gatsby“ vor allem fehlt, ist die Leichtigkeit. Gerade am Anfang des Films versucht Luhrmann mit viel Glitzer und rasanten Kamerafahrten die Roaring Twenties auferstehen zu lassen. Allerdings fühlte sich mein Kopf nach der ersten wilden Fahrt an wie eine explodierende Diskokugel. Die Bilder der großen Party in Gatsbys Haus sind zu funkelnd und zu schnell und wirken dadurch aggressiv. Der Zuschauer hatte danach nicht Lust mitzufeiern, sondern den Wunsch nach einer Tablette gegen Übelkeit.

Eine Tonne weiße Orchideen zum Mitnehmen, bitte!

Gatsby gesteht Nick nach kurzer Zeit, dass seine große Liebe Nicks Cousine Daisy ist. Unglücklicherweise ist diese bereits verheiratet mit dem ebenfalls reichen und untreuen Schnösel Tom Buchanan. Gatsby bittet Nick ein Treffen mit Daisy zu organisieren, bei dem er „zufällig“ vorbei kommen könne. Diese Szenen sind schön anzuschauen, weil der sonst so selbstsichere Gatsby völlig überfordert ist mit der Situation. Er weiß nicht, was er tun oder wie er mit ihr sprechen soll. Um Daisy zu überraschen, karrt er eine Tonne weiße Blumen und riesige Torten in Nicks Haus.

Zu viel des Guten: aus dem Wohnzimmer wird ein Gewächshaus.

Zu viel des Guten: aus dem Wohnzimmer wird ein Gewächshaus. Quelle: Warner Bros.

Von der Sturmflut in seichtes Gewässer

Wenn die ersten Partys jedoch überstanden sind, gewinnt der Film an Echtheit. Was vorher übertrieben künstlich gewirkt hat, wird natürlicher. Vor allem durch Daisy (Carey Mulligan), die als unschuldiger, blonder Fratz aus der versoffenen Partygemeine heraussticht. Langsam erfährt der Zuschauer, dass mehr hinter dem dekandenten Lebemann steckt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Nick selbst beschreibt Gatsby als Mann, der niemals seine Hoffnung verliert, der immer daran glaubt, dass er mit seiner großen Liebe vereint sein wird.

Ich geb dir gleich „alter Knabe“

Leonardo DiCaprio kommt als neureicher Millionär sehr charmant und souverän rüber. Allerdings ist er bei einigen Szenen zu tief in den Topf mit Selbstbräuner gefallen. Über den einen oder anderen Bräunungsfehler kann man noch hinweg sehen, aber nicht über seinen Tick, jeden Menschen mit „alter Knabe“ anzusprechen. Der Ausdruck stammt zwar aus dem Buch, wird aber im Film überproportional häufig verwendet. Nach gefühlten 200 Malen wünscht man sich, Herr Gatsby möge bitte keiner Menschenseele mehr begegnen.

„Will you still love me when I´m not longer young and beautiful?”

Alles nur für seine Große Liebe Daisy.

Alles nur für seine Große Liebe Daisy. Quelle: Warner Bros.

Was die Stimmung des Films anhebt, ist vor allem die Musik. So treten bestimmte Lieder immer wieder auf und ergänzen die Handlung. Wenn Lana Del Rey die oben genannte Frage ins Mikrofon haucht, weiß man als Zuschauer, dass nur einer der beiden Verehrer von Daisy diese Frage mit „Ja“ beantworten könnte.Baz Luhrmann spielt, wie schon in anderen Filmen davor, mit der Musik. So taucht Beyonces Lied „Crazy in Love“ als Swingversion auf und „Back to Black“ wird zu einer HipHop Nummer.

Kritik an der Zeit

F. Scott Fitzgerald und seine Frau Zelda waren das Glamour Pärchen in den 20er Jahren. Sie feierten, tranken zu viel und lebten über ihrem Budget. In der zweiten Hälfte der 20er konnten sie ihren verschwenderischen Lebensstil nicht mehr aufrecht erhalten. Zudem litt Fitzgerald unter Alkoholsucht und Zelda hatte psychische Probleme.

Der Roman „Der Große Gatsby“ ist daher zum Teil autobiografisch. Fitzgerald kritisiert darin vor allem den „American Dream“. Den Hauptcharakteren in dem Buch geht es nicht mehr um Glück oder Wohlstand. Es geht nur noch um oberflächliche Dinge wie Geld, Partys und Macht. Und davon immer mehr. Das ist auch der Grund für Gatsbys Einsamkeit.

Durchwachsener Film

Gerade die Oberflächlichkeit der Gesellschaft und die Kritik am Exzess bringt der Film gut rüber. Aber leider kommt dieser Teil, der zum Nachdenken anregt, erst gegen Ende des Films. Zu Beginn muss man sich durch Mengen von Glitzerkonfetti, schnelle Autofahrten und grell geschminkte Gesichter kämpfen. Danach kann man wieder Luft holen und sich auf die Handlung des Films konzentrieren ohne Risiken und Nebenwirkungen.

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