Kinokritik: Inception – Traumhaftes Actionkino

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Leonardo DiCaprio hat in seinem neuen Film „Inception“ einen Traumjob: Er arbeitet im Schlaf. Er wird dafür bezahlt, in die Träume anderer Menschen einzubrechen und ihre Geheimnisse zu stehlen.

Leonado DiCaprio hat einen Traumjob  Quelle: Warner Bros. Ent.

Leonado DiCaprio spielt Dom Cobb (Szenenfoto). Foto: Warner Bros. Ent.

Als Wirtschaftsspion und Sci-Fi-Bond hat sich Dominic „Dom“ Cobb (DiCaprio) ein Team fähiger Leute zusammengesucht, die ihm dabei helfen, für seine Auftraggeber in die Träume großer Wirtschaftsbosse einzusteigen, indem sie die Zielperson ausspionieren, um möglichst viele Informationen über deren Kontakte und Privatleben zu sammeln. Dann konstruiert der „Architekt“ im Team eine Traumwelt, die auf das Profil der Zielperson zugeschnitten ist.

DiCaprio als Traum-Spion

Da das menschliche Unterbewusstsein geheime Informationen automatisch an einem sicheren Ort ablegt, wird in der Traumlandschaft zum Beispiel ein Tresor angelegt, an dessen Kombination das Team um Dom Cobb nun mit Hilfe diverser Tricks zu gelangen versucht. Dafür müssen sie sich zusammen mit der Zielperson in einen künstlichen Schlaf versetzen lassen und schon kann’s losgehen.

Die architektonischen Besonderheiten einer Traumwelt  Quelle: Warner Bros. Ent.

Die architektonischen Besonderheiten einer Traumwelt (Szenenfoto). Foto : Warner Bros. Ent.

Agenten, die ins Unterbewusstsein anderer eindringen

Da eine Minute Echtzeit einer Stunde im Traum entspricht, haben die Agenten jetzt genug Zeit, um die Zielperson im Traum davon zu überzeugen, ihre Geheimnisse preiszugeben, bevor sie sich durch den „Kick“ – eine Schrecksekunde, die zum Beispiel auftritt, wenn wir im Traum meinen, wir würden irgendwo runterfallen – zurück in die Realität holen lassen. So weit so gut.

Der neue Auftrag ist allerdings eine Herausforderung, die diesen ohnehin komplizierten Arbeitsablauf noch erschwert. Cobb soll Robert Fischer Jr., dem Erben eines großen Unternehmers, einen Gedanken einpflanzen. Eine Idee, die den Mann dazu bringen wird, das Imperium seines Vaters nach dessen Tod zu zerschlagen. Dafür müssen mit Hilfe der „Architektin“ Ariadne (Ellen Page aus „Juno“) mehrere komplexe Traumebenen konstruiert werden, um die Gedankenschmiede in Gang zu setzen.

Auch der Held hat ein dunkles Geheimnis

Es geht darum, einen Gedanken zu erschaffen, der sich so parasitär im Unterbewusstsein einnistet, dass er langsam zu einer ausgereiften Idee im Kopf der Zielperson heranwächst und schließlich alle Handlungsalternativen dominiert. Dieser Masterplan ist nicht ganz ungefährlich, und der Held trifft neben diversen Komplikationen auf sein ganz persönliches dunkles Geheimnis. Eng verknüpft mit der Erscheinung seiner Frau Mal, gespielt von Marion Cotillard („La vie en rose“, „Public Enemies“), ist die Reise in eine fiktive Wirklichkeit für Cobb sowohl Ursprung als auch Ziel seiner Wanderung an der schmalen Grenze zum Jenseits.

Sie lässt Traum und Realität verschmelzen  Quelle: Warner Bros. Ent.

Marion Cotillard und Leonardo DiCaprio (Szenenfoto). Foto: Warner Bros. Ent.

„Dark Knight“-Regisseur Christopher Nolan hat mit „Inception“ einen wahnsinnigen, vielfach verstrickten und surrealen Action-Film erschaffen, der sich auf dem Weg in die vielschichtigen Untiefen menschlicher Psyche verirrt und sich in einer Sphäre zwischen Traum und Realität verliert. Gelegentlich erinnert die Geschichte an die Matrix Trilogie, die dem Zuschauer mit ähnlich bombastisch inszenierter Schlagkraft existentielle Zweifel an real oder fiktiv erlebte Wirklichkeitsentwürfen einflößt.

Der Film erzählt von Träumen und Hoffnungen, unterdrückten Ängste, menschlichen Unzulänglichkeiten und der Suche nach dem vollkommenen Glück. Damit ist „Inception“ ein Spiegelbild der menschlichen Suche nach absoluter Kontrolle. In einer Gesellschaft, die den Anspruch auf maximale Effizienz und maximierte Leistungsbereitschaft gleichsetzt mit persönlichem Glück, scheint die mangelnde Kontrolle des menschlichen Bewusstseins die letzte Hürde zu sein. Nolan bringt mit „Inception“  intelligente Science-Fiction auf die Leinwand, die die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt – und zeigt, wie leicht sich Träume in Albträume verwandeln.

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