Von den Plattenbauten zur Chartspitze

Für die Hiphop-Szene ist das Jahr 2013 bislang ein äußerst erfolgreiches Jahr: Schon neun Rap-Longplayer haben die Top Five der deutschen Albumcharts gekentert. Und Rap aus dem Ruhrpott hat dabei so viel Anteil am Erfolg wie seit langer Zeit nicht mehr. Denn mit Fard und KC Rebell haben gleich zwei Ruhrpott-MCs beinahe die Chartspitze erklommen. Aber was steckt eigentlich genau hinter dem Erfolg der beiden?

Härte. Straßen-Geschichten. Dicke Eier. Weder KC Rebell noch Fard lassen sich dem gutbürgerlichen Alternativ-Rap zuordnen, den Acts wie Casper, Marteria oder, jüngst, Prinz Pi in den Mainstream transportierten. KC Rebell und Fard stattdessen als 08/15-Gangster-Rapper zu bezeichnen, würde ihnen jedoch nicht gerecht werden. Etwa findet sich auf einem KC Rebell Album neben jeder knallharten Angeber-Nummer immer auch ein tiefsinniger Thementrack, sei es über KCs verstorbene große Liebe (“Rosen“) oder über die Hoffnungslosigkeit in den Gossenmilieus seiner Heimatstadt (“Geschichten Aus’m Block“).

Fotos: Offizielle Pressefotos

Rapper KC Rebell. Foto: Banger Musik.

Zwischen Brachialität und Nachdenklichkeit

Diese Zweigleisigkeit macht KC Rebell aus. Einerseits bezeichnet er sich als “Gänsehaut-Rapper“, anderseits gibt er den radikalen Unruhestifter und liebt es dem Rapper-Kollegium mit provozierenden Aufschneider-Lines auf der Nase herumzutanzen. Die Kampfansagen an andere MCs sollten allerdings nicht zu ernst genommen werden: Die ironisch-humorvollen Frontalangriffe des Mittzwanzigers folgen stets dem traditionellen Competition-Gedanken des Hiphops. Trotzdem dürften sie der Grund dafür sein, warum KC Rebell jüngst bei „Banger Musik“ unterschrieben hat, dem Label des stets angriffslustigen und erfolgsgekrönten „Stiernackenkommando“-Rappers Farid Bang.

Eine Entscheidung, die KC nicht so schnell bereuen wird: Mit der Unterzeichnung bei „Banger Musik“ hat ein neues Erfolgskapitel bei dem Deutsch-Kurden begonnen. Zwar musste er die Pläne verwerfen, ein eigenes Hiphop-Label mit seinem Blutsbruder PA Sports aufzubauen, mit dem KC seit Tag Eins Musik macht. Allerdings genießt KC bei „Banger Musik“ laut eigenen Angaben absolute künstlerische Freiheit und gleichzeitig immense wirtschaftliche Möglichkeiten, wie etwa immense Budgets für Musikvideos.

KC Rebells aktuelles Album "Banger Rebellieren"

KC Rebells aktuelles Album "Banger Rebellieren". Foto: flickr/alexklein

Protzige Videos, vielseitige Songs

So rattert KC im Video zu seiner Single „Kanax in Paris“ mit einem Hubschrauber durch die Capitale de la France oder mietete für sein Action-Video zu „Anhörung“ Räumlichkeiten des Wuppertaler Landgerichts. Dank der Freiheiten, die man ihm bei seiner Musik ließ, konnte er obendrein seine Vorliebe für einen vielseitigen Sound ausleben: KC spielt einerseits auf clubbigen Synthie-Songs mit seiner verrauchten Stimme, rappt an anderen Anspielstationen zu orientalischen Klängen über die Liebe.

Ein Sound für jede Lebenslage, protzige Videos, prominenter Label-Chef: So hat KC Rebell sich mit seinem  dritten Album in dieser Woche auf Platz Zwei der deutschen Charts positioniert. Aber „Banger Rebellieren“ ist auch ein beispielloser Erfolg für die heutige Bedeutung von Social Media im Musik-Business. Ohne Verschnaufpause drücken KCs Facebook-Anhänger auf „Teilen“ und „Gefällt mir“, egal ob es um KCs Video-Blogs oder die Amazon-Vorbestellseite seines Albums geht. Keiner hat seine Facebook-Anhänger so stark an sich gebunden wie KC Rebell. Keiner, bis auf vielleicht Fard.

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