Elektroautos: Sicher, sauber, sparsam

Mehr als 50 Wissenschaftler, vier Partner und ein Projekt: Elektroautos im Raum Köln testen und entwickeln – im Rahmen von colognE-mobil mit einer Fördersumme von 15,2 Millionen Euro. Und die Uni Duisburg-Essen ist mittendrin.

Köln - in ein paar Jahrzehnten vielleicht eine Elektroautostadt?

Köln - in ein paar Jahrzehnten vielleicht eine Elektroautostadt? Foto: Marc Patzwald

In der Stadt ist es fast still. Ein paar Menschen reden, ein paar Fahrräder fahren über die Straße und der eine oder andere Hund bellt. Doch es gibt keinen Autolärm und keine Abgase – nur ein sehr leises Surren – manchmal auch etwas lauter, je nachdem wie gut die Straße ist. Die Idee hinter dieser Stadt ist keine autofreie Zone, sondern eine Stadt voller Elektrofahrzeuge. Bis es soweit ist, wird es noch einige Zeit dauern – bis 2020 möchte die Bundesregierung erst einmal eine Million dieser Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen haben. Wie gering der Anteil der E-Autos damit auf den Straßen sein wird, wird deutlich, wenn man sich die aktuellen Zahlen „normaler“ Fahrzeuge ansieht: knapp 45 Millionen sind in Deutschland unterwegs.

Bisher lief die Forschung in diesem Bereich eher unstrukturiert. Das Bundesverkehrsministerium (BMVBS) hat jedoch Modellregionen ins Leben gerufen, in denen Forscher sich gezielt mit Elektromobilität auseinander setzen. In acht Regionen gibt es solche Forschungsprojekte zum E-Auto. Das BMVBS fördert sie mit insgesamt 115 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II. Ein Projekt hat seinen Sitz in Köln: Bei colognE-mobil arbeiten die Uni Duisburg-Essen, der Autobauer Ford, der lokale Energieversorger RheinEnergie und die Stadt selbst zusammen.

Ein Feldversuch, der den Alltag zeigen soll

Für Volker Oelrich vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Köln war das Thema Elektromobilität lange Zeit ein Dilemma: „Wir haben eine Art Henne-Ei-Problem gehabt. Es wurde gesagt, dass uns auf Deutschlands Straßen die Infrastruktur fehlt oder man hat gesagt, wenn wir die Infrastruktur errichten und es sind keine Fahrzeuge da, dann hilft uns das auch nicht weiter.“ Bei colognE-mobil handle „es sich um einen breit angelegten Feldversuch, bei dem die Elektromobilität in all ihren Facetten unter Alltagsbedingungen getestet werden soll“, erklärt Ford-Sprecher Isfried Hennen. Das heißt, sie testen unter anderem die Batterieleistung, die Sicherheit, die Nutzerfreundlichkeit und das Interesse in der Bevölkerung ein Elektroauto zu kaufen.

Solche Elektroautos fahren zur Zeit durch Köln.

Solche Elektroautos fahren zur Zeit durch Köln. Foto: Marc Patzwald

Zur Zeit fahren zehn Kleintransporter durch Köln, die unter anderem Transportunternehmen, aber auch die Stadt Köln nutzen. 15 PKW kommen dann im nächsten Jahr dazu. Die Uni und Ford bekommen unter anderem über Fragebögen Rückmeldungen der Fahrer, die RheinEnergie sorgt für den Strom und stellt Tanksäulen auf. „Köln ist nicht nur der Standort dieses Modellversuchs, sondern wir wollen ihn auch intensiv begleiten. Zum Beispiel bei zügigen Genehmigungsverfahren für entsprechende Stromversorgungsanlagen, aber auch bei der Einbindung dieses Modellversuchs in unsere eigene Sicherheits- und Umweltpolitik“, erklärt Oberbürgermeister Jürgen Roters die Aufgabe der Stadt.

25 Autos entsprechen 25.000 Autos

Bernhard Mattes

Bernhard Mattes, Vorsitzender der Ford-Geschäftsführung. Foto: Marc Patzwald

Wie die Fahrzeuge wo fahren wird erfasst. Jedes Auto habe einen sogenannten Datenlogger, erklärt Bernhard Mattes, Vorsitzender der Ford-Geschäftsführung. Die Daten, die während des Projekts zusammen kommen, landen in Fahrsimulatoren der Uni Duisburg-Essen. Die Forscher vor Ort rechnen die Daten hoch: „Also wir tun so, als würden statt 25, 25.000 Fahrzeuge in NRW fahren“, erklärt Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte der Uni Duisburg-Essen. Die Aufgaben der einzelnen Partner gingen somit wie „LEGO-Bausteine“ ineinander über. Sie würden sich immer zu festen Terminen treffen, um Ergebnisse auszutauschen. „Denn das Ergebnis vom Einen ist im Prinzip die Startgrundlage für den anderen, um dann weiterzuarbeiten“, sagt Dudenhöffer.

Mehr als 50 Wissenschaftler der Uni arbeiten an diesem Projekt mit – und das aus den unterschiedlichsten Fakultäten. Die Betriebswirte untersuchten beispielsweise Leasingmodelle und die Ingenieure und Mechatroniker programmierten die Fahrsimulatoren, führt Ferdinand Dudenhöffer aus: „Die Fahrzeuge fahren in Computern und dabei berücksichtigen wir die Bedingungen von Staus.“ Dabei gehe es dann unter anderem darum, wie lange die Batterien halten. Es sei auch wichtig herauszufinden, was die Kunden über die Autos denken. Dafür lassen die Forscher zum Beispiel Leute Elektroautos fahren und fragen sie danach, was sie bereit wären für dieses Auto auszugeben.

Keine Gefahr für Blinde

Ferdinand Dudenhöffer, Foto: privat

Ferdinand Dudenhöffer, Foto: privat

Dudenhöffer bekomme öfters E-Mails von Blinden, für die Elektroautos eine neue Gefahr darstellten, da sie nahezu geräuschlos sind. Der Forscher beruhigt die Sorgen jedoch, da sie auch in diesem Bereich über mehrere Möglichkeiten nachdenken und diese ausprobieren würden. Eine Möglichkeit sei, dass die Autos sich mit einer Art elektronischer Hupe bemerkbar machen würden, wenn es nötig sei oder die Forscher würden Zebrastreifen aufrauen, so dass dadurch Geräusche entstehen. Aber auch multinationale Probleme sollen durchdacht werden, erklärt NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben: „Man braucht auch eine Technologie der Stecker, die europaweit anerkannt und angewandt wird.“ Ein anderer Aspekt sei auch, wie denn der Strom europaweit bezahlt werden könnte.

Bis 2011 haben sich die Projektteilnehmer viel vorgenommen. Die Universität Duisburg-Essen werde die Forschungsergebnisse in den nächsten Jahren auch in Lehrveranstaltungen einfließen lassen, so Dudenhöffer. Momentan würden aber noch keine Studenten mitarbeiten, sondern nur wissenschaftliche Mitarbeiter. Eine Vorlesung colognE-mobil könne es zum jetzigen Zeitpunkt somit noch nicht geben.

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