TU Dortmund schließt „Raum der Stille“

Ein Kommentar von Riem Karsoua

Der Universität war schon lange bekannt, dass aufgrund des rituellen islamischen Gebets insbesondere Muslime den Raum häufiger als alle anderen besuchten. Einer Universität, die sich in ihrem öffentlichen Schreiben positiv auf die Vielfältigkeit innerhalb ihrer Studierendenschaft bezieht, sollte eigentlich auch bekannt sein, dass Muslime während des rituellen Gebetes grundsätzlich in weiblich und männlich aufgeteilten Reihen stehen. So ist es nicht nur im Islam –  auch in sehr vielen jüdischen Gemeinden ist es ähnlich. Eine Trennung im Gebet und der Wunsch nach Rückzugsorten ist erst einmal so wertfrei zu beurteilen wie die Trennung von Toiletten nach Geschlechtern, solange diese aus freien Stücken praktiziert wird. Diese gängige und bekannte Praxis während des islamischen Gebets hat die Universität allerdings kurzerhand selbst als in Gänze „frauenfeindlich“ bewertet und medial gestreut.

Das Rektorat erhielt Beschwerden

Innerhalb von drei Jahren soll das Rektorat insgesamt 16 Beschwerden erreicht haben. Weil Nutzer einen gewissen Raumteil zugewiesen bekommen haben sollen oder Flyer ausgelegt wurden, die Belehrungen enthielten, wie Frauen sich zu kleiden und zu verhalten haben. Doch niemand weiß, wer diese Platzverweise getätigt oder Material verteilt hat. Der Asta hat das Problem aber bereits 2012 gelöst. Und nun wird das untolerierbare Verhalten einiger Einzeltäter der gesamten muslimischen Studierendenschaft der TU angelastet. Das geht sogar schon so weit, dass die Initiatoren der Petition zur Erhaltung des Raumes in Verbindung mit frauenfeindlichen Positionen gebracht wurden.

Die Sache wird genau dann sehr ernst, wenn Menschen egal welchen Geschlechtes, welcher Herkunft oder Religion das Recht auf Selbstbestimmung genommen wird. Dies ist dann der Fall, wenn. Menschen allein aufgrund ihres Geschlechtes Vorschriften seitens Dritter gemacht werden.

Das ist aber auch dann der Fall, wenn einer Minderheit ihr Recht für ihre Belange einzutreten und zu streiten genommen wird. Muslime leben und arbeiten seit Generationen in Deutschland und gestalten die Demokratie mit. Für mich hat es einen bitteren Nachgeschmack, wenn die Universität speziell ihren muslimischen Studierenden aus dem Grundgesetz zitiert – so als ob sie diese Belehrung besonders nötig hätten.

Nutzer bekamen keine Gelegenheit einen Dialog zu führen

Auch über den Wortlaut und den Inhalt des ersten Briefes der Studierenden kann man sehr gut streiten. Man merkt einfach, dass er nicht wie der öffentliche Brief der Universität eine professionelle PR-Abteilung durchlaufen hat. Ihr Brief war trotz Medienanfragen aber nicht an die Öffentlichkeit gerichtet, denn ihr grundsätzliches Ziel war es, das Gespräch mit der Universitätsleitung zu suchen. Mit den gesammelten Unterschriften wollten sie die Bedürfnisse einer Studierendenschaft vertreten und auf gar keinen Fall die „Partei der Frauenfeinde“ ausrufen.

Die Universität kann auf mächtigere Ressourcen zurückgreifen. Ressourcen, mit denen man sich in den Medien Gehör verschaffen kann. Recht und Unrecht wurde dadurch klar zugeteilt. Die Studierendenschaft zum Schweigen gebracht, der Dialog abgebrochen. Doch war wirklich kein anderer Weg möglich? Soll das jetzt etwa demokratisch gewesen sein?

3 Comments

  • Peter Pauli sagt:

    „Eine Trennung im Gebet und der Wunsch nach Rückzugsorten ist erst einmal so wertfrei zu beurteilen wie die Trennung von Toiletten nach Geschlechtern, solange diese aus freien Stücken praktiziert wird.“

    So mag das im Islam sein. Aber der Raum war nunmal religionsNEUTRAL und nicht Islam-only. Und damit haben diese dämlichen Raumtrenner da nichts zu suchen, Punkt.

  • William Weismann sagt:

    Denke die größten Probleme hier sind das die Gesamtheit der Muslime als homogenes Gebilde angesehen wird. Hier ist ein gravierendes Missverständnis zu finden eine Minderheit unter den Muslimen begeht blinden Aktionismus und versucht sich als Musterfromm zu präsentieren komme was da wolle. Dann gibt es die Mehrheit aller Muslime die in Lethargie und Lustlosigkeit den anderen nichts mehr entgegen zu bringen haben in sich gekehrt nichts mehr richtig wahrnehmen was die Hitzköpfe fabrizieren. Dem Rektorat möchte ich zu gute halten das es auf seine vorliegenden Beschwerden so reagiert hat wie sein Wissenshorizont ging. Trotzdem offensichtlich Reaktionär. Tatsächlich aber hat die Ausrichtung des Raumes ohne einen Verantwortlichen zu benennen es geradezu heraufbeschwört den Raum von einzelnen Individuen zu missbrauchen. Wie an fasst jeder Universität in Deutschland gibt es organisierte muslimische Studierenden Gemeinden, die von den Studierenden gewählt werden und die sehr gut vom Rektorat oder vom AStA bei auftauchenden Problemen mit einzelnen zumindest zu rate gezogen werden könnten. Das wird immer wieder Versäumt. Man kann letzenendes religiöse Praxis nicht verbieten und die Pflicht zu 5täglichen Gebeten im Islam ist ein Bedürfnis dem man nicht Einhaltung Gebieten kann in dem man dieses auf den gesamten Campus verlagert. Die Beschwerden werden sich sicher noch häufen weil betende Menschen die es in Treppenhäusern, Bibliotheken und auf Freiflächen verrichten für viele in der Uni viel größeres Hindernis als das beten in einem dafür ausgerichteten Raum. Würdevoll sollten wir jeden Menschen behandeln und jeder Mensch sollte dazu animiert werden auch alle so würdevoll zu behandeln.

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