TU: Die Halbzeitbilanz des AStA

Vor genau sechs Monaten wurde der jetzige AStA der TU Dortmund ins Amt gewählt. Das Team um Marc Hövermann hatte sich für diese Amtszeit einiges vorgenommen. Im Interview mit pflichtlektüre-Online sprechen der AStA-Vorsitzende und sein Stellvertreter, Horatiu Dancu, über ihre bisherige Arbeit – und über ihre Pläne für die Zukunft.

pflichtlektüre: Ihr seid jetzt ein halbes Jahr im Amt – wie fällt eure persönliche Halbzeitbilanz aus?

Marc Hövermann: Wir sind zufrieden, obwohl wir vor einige unvorhersehbare Probleme gestellt wurden. Die Kapazitätsengpässe zu Semesterbeginn haben uns beispielsweise ziemlich überrumpelt. Die Hochschule und der vorherige AStA waren der Ansicht, dass es keine Probleme geben wird. Wir haben diese Probleme dann relativ schnell, auch in Zusammenarbeit mit der Hochschule, so gut wie möglich auffangen können.

pflichtlektüre: Wie oft stoßt ihr bei derartigen Problemen an eure Grenzen? Eure Macht ist ja auch nur begrenzt.

Horatiu Dancu: Das kommt immer wieder vor. Es gibt manche Situationen, die man als studentischer Vertreter am Anfang schwer einschätzen kann.

Marc Hövermann: Gerade bei so großen Problemen wie mit dem BAföG-Amt merken wir schnell, dass wir nur eine von vielen Schnittstellen an der Uni sind. Beim BAföG-Problem beispielsweise liegt es daran, dass das Ministerium nicht genügend Geld zur Verfügung stellt. Da sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Auf höheren Ebenen werden unsere Probleme teilweise sogar weggelächelt.

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Marc Hövermann ist der Vorsitzende des AStA. Der 28-Jährige studiert Wirtschaftswissenschaften. Foto: Christopher Ophoven

pflichtlektüre: Wie seht ihr eure Rolle in diesem Fall?

Marc Hövermann: Ich denke, dass wir das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht haben. Wir werden auch weiterhin alles dafür tun, damit sich die Situation verbessert, indem wir die Arbeitsabläufe für die Studierenden und das  BAföG-Amt erleichtern. Wir arbeiten derzeit beispielsweise daran, dass es ein Formular geben wird, das den Studierenden die Abgabe Ihres Antrages bestätigt.

pflichtlektüre: Wird sich die Situation beim BAföG aus eurer Sicht künftig verbessern?

Marc Hövermann: Wir hoffen es, aber realistisch gesehen denken wir nicht, dass sich die Situation deutlich verbessert. Das BAföG-Amt hat schlichtweg nicht die Kapazitäten, weil das Geld vom Land derzeit nicht freigegeben wird. Wir werden aber weiter versuchen, die Studierenden in Notlagen mit unserem Hilfsfonds zu unterstützen.

pflichtlektüre: In unserem Interview zu Beginn eurer Amtszeit meintet ihr, dass der AStA ein Auto anschafft. Dieses Fahrzeug soll beispielsweise eingesetzt werden, um den AStA-Copy-Shop mit Papier zu beliefern. So langsam müsste es in Betrieb gehen, oder?

Horatiu Dancu: Das Auto ist da, wir haben derzeit nur Probleme mit dem Straßenverkehrsamt, das unser Auto nicht zulassen will.

Marc Hövermann: Momentan stecken wir in den Mühlen der Bürokratie fest. Beim Finanzamt dürfen wir Steuern zahlen, aber das Straßenverkehrsamt hat wohl noch nie von einer Teilkörperschaft öffentlichen Rechts gehört.

Horatiu Dancu: Wir sind derzeit noch in Gesprächen. Notfalls gibt es wohl noch die Möglichkeit das Auto über die Hochschule zuzulassen.

pflichtlektüre: Anderes Thema: Ihr wolltet eine Fahrradausleihe starten. Wie ist der derzeitige Stand?

Horatiu Dancu: Wir haben derzeit leider keine Räumlichkeiten zur Verfügung. Die dafür vorgesehenen Räume auf dem Campus-Süd sind einsturzgefährdet, deshalb ist das Projekt bis auf Weiteres vertagt.

pflichtlektüre: Insgesamt gesehen: Wie viele eurer Ziele habt ihr bisher schätzungsweise umgesetzt?

Marc Hövermann: Ich denke, wir stehen derzeit bei deutlich über 50% – wir sind im Soll.

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Horatiu Dancu war schon in der vergangenen Legislaturperiode stellv. Vorsitzender des AStA. Er ist 29 Jahre alt und studiert Bauingenieurwesen. Foto: Christopher Ophoven

pflichtlektüre: Was erwartet uns also in den kommenden Monaten?

Marc Hövermann: Wir starten demnächst zusammen mit dem FH-AStA einen BAföG-Blog, um über den Stand der Bearbeitung zu informieren. Zudem haben wir zusammen mit dem Mieterverein einen Reader erstellt, den wir demnächst rausbringen. Auf 60 Seiten werden dort unter anderem die Rechte von Mietern erklärt. Dann wird es eine Neuauflage des Readers „Wohnen in Dortmund“ geben, unter anderem mit Ausgehtipps. Derzeit arbeiten wir außerdem an dem Flyer „Studieren mit Kind“.

Horatiu Dancu: Ab Februar planen wir, das Haus Dörstelmann (Anm. d. Red. Campus-Süd) für Veranstaltungen zu nutzen.

pflichtlektüre: In unserem ersten Interview hattet ihr damals über eine Verkleinerung des StuPas nachgedacht. Seht ihr das immer noch als eine Möglichkeit?

Marc Hövermann: Diese Überlegung gibt es derzeit wohl in allen Listen, ganz einfach weil das politische Interesse (Anm. d. Red. Interesse an Hochschulpolitik) nachlässt. Wir haben in Dortmund ein vergleichsweise großes Parlament in Hinblick auf die Studierendenzahlen. Das Verhältnis von Studierendenzahlen zu Sitzen ist in Bochum beispielsweise viel niedriger – und dort geht es auch.

Horatiu Dancu: Eine konkrete Regelung wurde derzeit aber noch nicht getroffen. Wahrscheinlich wird es eine Grundbedingung in den Koalitionsgesprächen vor der kommenden Wahlen werden.

pflichtlektüre: Marc meinte gerade, dass das Interesse an Hochschulpolitik sinkt – was schätzt ihr die Beteiligung bei der nächsten Wahl ein?

Marc Hövermann: Ich denke, es werden mehr Leute als bei der letzten Wahl werden. Bei der Senatswahl war die Beteiligung zuletzt ja auch schon höher. Die kommende Wahl wird wahrscheinlich auch mit der Senatswahl zusammen durchgeführt. Zusätzlich wird der AStA, und auch die Hochschule, massiv für diese Wahl werben, damit die Leute wissen, wofür und was sie wählen. Wie angekündigt wurde die Urnenbedingung wieder aufgehoben, das heißt jeder kann am Campus wählen wo er will.

Horatiu Dancu: Ich bin da nicht so positiv eingestellt. Allerdings ist es auch schwer einzuschätzen, weil die Wahlen wahrscheinlich zusammengeführt werden. Ich denke schlimmer kann es nicht mehr werden.