Hindernislauf mit Kind

Studieren mit Kind ist nicht leicht. Manchmal bin ich deshalb Pflegemama für die Kinder meiner Freunde. Diesmal zog ich bei Lisa ein. Lisa ist ein Jahr alt und ihre Mama musste wegen einer Konferenz das Land verlassen. Da ich zu der Zeit weniger zur Uni musste, konnte ich kurzfristig einspringen.

anne-k-dote-logo

An einem Tag musste ich aber doch zur Uni. Also nahm ich Lisa im Kinderwagen mit. Bei der Fahrt auf der Rolltreppe zur Campus Linie U35 kam mir bereits eine böse Ahnung. Wie sollte ich eigentlich ohne Treppe bis zum NC-Gebäude gelangen? Der erste Versuch ging über die Unibrücke durch das HZO und dessen kleinen Fahrstuhl. Nach einem trostlosen „Tür auf, Tür auf“ der Aufzugstimme war ich etliche Stufen von der untersten Ebene zur Straße an der N-Reihe entfernt.

Alleine konnte ich den Kinderwagen nicht tragen und Lisa schlummerte zu selig, als dass ich sie hätte wecken wollen. Der Fahrstuhl auf der anderen Seite des HZO 20 war außer Betrieb – und selbst dort schien es unmöglich, auf Straßenebene zu kommen. Also wieder in den sprechenden Fahrstuhl und ab nach ganz oben.

Kopfsteinplaster und Bordsteine

Das Kopfsteinpflaster vor dem Audimax auf dem Weg zum NA und die tausend Türen innerhalb der N-Reihe waren keine angenehme Option. Der Weg durch die Mensa wäre auch eine bordsteinhaltige Reise gewesen – und die nicht vorhandenen Stoßdämpfer des Kinderwagens hielten mich von beidem ab. Ich wollte keine nörgelige kleine Dame haben.

Dann fand ich etwas Besseres: Es gibt einen Zugang auf der Brückenebene zum FNO, bei dem man sogar mittels eines Knopfdrucks die Tür öffnen, mit dem Fahrstuhl bis auf die Straßenebene fahren und wieder per Knopfdruck aus dem Gebäude heraus kann. Erfreulicherweise sogar ohne Fahrstuhlstimme. Im vorigen Semester hatte ich zudem eine Rampe entdeckt, die direkt von der Straßenebene am ICFW zur NC-Brücke führt und mich nach nur vier weiteren Türen zum Büro des Professors brachte, zu dem ich wollte.

Automatisch öffnende Türen

Ein weiterer Abstecher auf derselben Ebene in der IC-Reihe komplettierte unseren Unibesuch, wobei eine dann ausgeschlafene Lisa eine regelrechte Freude an den dortigen Bewegungsmeldern hatte. Diese öffnen bei Annäherung die jeweilige Tür. Ich war zu schnell zur ersten Tür gelaufen, welche vollautomatisch in unsere Richtung öffnete. Das Resultat der Bekanntschaft von Tür und mir muss unheimlich witzig ausgesehen haben, denn die Kleine jauchzte vor Freude. Automatisch öffnende Türen – solch einen Luxus bin ich eben nicht gewohnt!

Unseren Rückweg bestritten wir über die Haltestelle Lennershof, weil ich dachte, dass es da einfacher wäre, in eine leere Bahn einzusteigen. Dort angekommen war aber der Fahrstuhl außer Betrieb („Wir arbeiten für Sie“ – wo denn?) und ich schaute die gefühlten 261 Treppenstufen hinunter.

Was wir dann gemacht haben? Wir hatten Glück, denn ein Wirtschaftsstudent von der Hochschule Bochum bot uns direkt seine Hilfe an. Lisa hatte also einen neuen Freund zum Flirten gefunden, dem auch getrost eine Karriere als Kindergärtner zuzutrauen wäre.

.

Hier geht's zu allen Kolumnen

Anne K. Dote ist eine Studentin des N-Gebäudes an der Ruhr-Universität Bochum, die sich regelmäßig auch in anderen Buchstaben verirrt. In ihrer Kolumne gibt sie einen persönlichen Einblick in den Kosmos RUB - und das normalerweise monatlich. Grafik: F. Steinborn, Teaserfoto: Anne K. Dote

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert