Private Krankenversicherung: Zur Kasse gebeten

Wenig Wartezeiten, ausführliche Beratung und Chefarzt-Behandlung im Krankenhaus – die Vorteile einer privaten Krankenversicherung sind bekannt. Zum Studienstart müssen Studenten sich zwischen der privaten und der gesetzlichen Versicherung entscheiden. Die Wahl fällt häufig intuitiv: Wer privat versichert war, bleibt in der Regel dabei.

Wenn die Familienversicherung ausläuft, kann es für Studenten in einer privaten Versicherung teuer werden. Foto: Chris Beck/pixelio.de

Wenn die Familienversicherung ausläuft, kann es für Studenten in einer privaten Versicherung teuer werden. Foto: Chris Beck/pixelio.de

So auch André. Sein Name wurde geändert, denn das Thema Versicherung ist dem angehenden Bioingenieur zu privat. Dass die Familienversicherung nicht einmal seine Regelstudienzeit abdeckt, war ihm nicht bewusst. Darauf habe er blind vertraut, gesteht er jetzt. Nun winkt die Aussicht auf eine private Vollversicherung: 100 bis 200 Euro im Monat werden dafür fällig. Für viele Studenten entspricht das der Hälfte ihres Einkommens.

Als Sohn einer Beamtin profitiert André von der staatlichen Beihilfe. Das bedeutet: Ein großer Teil seiner Kosten werden übernommen, übrig bleiben nur rund 20 Prozent, die er privat versichern muss. Vorteile, die er nicht aufgeben wollte, als er sich für das Studium einschrieb. Was er nicht bedacht hat: Die Beihilfe endet, ebenso wie der Kindergeldanspruch, am 25. Geburtstag. Das bedeutet bald: Rund 180 Euro weniger Kindergeld im Monat, dazu eine private Vollversicherung. Die Beiträge liegen zwischen 100 und 200 Euro, je nach Leistungspaket und Höhe der Selbstbeteiligung. Die wollen die meisten Studenten natürlich möglichst gering halten.

Nicht einmal Regelstudienzeit abgedeckt

Wenn es soweit ist, wird der angehende Bioingenieur nicht einmal die Regelstudienzeit von zehn Semestern für sein Bachelor- und Master-Studium hinter sich haben, obwohl er bisher keine Lücken in seiner Vita hinterlassen hat: Abitur ohne Ehrenrunde, Zivildienst, Studium. Kein Auslandsjahr oder Urlaubssemester, keine unnötigen Pausen. Trotzdem geht die Rechnung nicht auf. Genau das findet er ärgerlich. „Es ist klar, dass man zur Kasse gebeten wird, wenn man herumtrödelt. Heutzutage haben Krankenkassen mit Sicherheit nichts zu verschenken. Aber dass man nicht einmal über die Regelstudienzeit im ersten Ausbildungsweg versichert ist, macht es Studenten doch völlig unverschuldet schwer.“

Fleißiges Lernen, um in der Regelstudienzeit durchzukommen hat keinen Einfluss auf den Versicherungsbeitrag. Hier zählt nur das Alter. Foto: Rene Golembewski / pixelio.de

Fleißiges Lernen, um in der Regelstudienzeit durchzukommen, hat keinen Einfluss auf den Versicherungsbeitrag. Hier zählt nur das Alter. Foto: Rene Golembewski / pixelio.de

Zwar wird die Zeit des Zivildienstes angehangen, das sind bei André aber durch den verkürzten Dienst nur sechs Monate. Trotzdem konnte er das Studium erst ein ganzes Jahr nach dem Abitur antreten, denn sein Studiengang wird nur zum Wintersemester angeboten. Ein zusätzliches halbes Jahr, das jetzt teuer wird. Auch wenn die privaten Krankenversicherungen Studententarife um die 100 Euro anbieten, kommt da häufig noch etwas drauf, wenn zum Beispiel die Selbstbeteiligung gering sein soll. Sollte man also lieber von vornherein auf die private Versicherung verzichten?

Frühzeitg abwägen

Dirk Lullies ist Pressesprecher des „Verbands der Privaten Krankenversicherung“. Er rät dazu, sich vorm Studienstart gründlich zu informieren, ob eine private Vollversicherung absehbar ist und was dann infrage käme. „Man sollte sich viele verschiedene Angebote machen lassen und überlegen, welche Leistungen einem persönlich wichtig sind. Es gibt einen einheitlichen Studententarif, den sechs große Kassen anbieten. Den kann man als Grundlage nehmen und dann festmachen, brauche ich mehr oder was davon brauche ich nicht.“

Wer frühzeitig abwägt, wird im Nachhinein nicht von der Höhe der Beiträge überrascht. Außerdem besteht dann noch alternativ die Möglichkeit, sich von vornherein gesetzlich zu versichern. Die Beiträge dort sind einheitlich: Aktuell zahlen Studenten rund 78 Euro im Monat (s. Mehr zum Thema). Wer sich nicht über die Familie versichern kann, weil die Eltern privat versichert sind, muss diesen Beitrag natürlich vom ersten Semester an zahlen und nicht erst mit 25. Das kann ebenso Nachteile haben, entscheiden muss jeder individuell. Klar sein muss nur, dass auch das Durchkommen in der Regelstudienzeit keine Garantie ist, bis zum Ende der Ausbildung mit einer günstigen Versicherung versorgt zu sein. Auch ohne Trödeln.

2 Comments

  • Marko sagt:

    Danke für den Tipp, werde mich näher mit der Anwartschaft beschäftigen! Habe schon öfters darüber gelesen, jedoch nicht so viel darüber nachgedacht, wie die Konsequenzen sein könnten.

  • Felix sagt:

    Was ich im Artikel schmerzlich vermisse:
    Wer nach dem Studium eine Beamtenlaufbahn anstrebt, sollte sich TUNLICHST privat versichern – oder zumindest eine entsprechende Anwartschaft abschließen. Denn sonst wird es nach aufgetretenen Krankheiten später ggf. teuer wg. Risikozuschlägen. Im Referendariat (Lehramt) droht gar die völlige Ablehnung durch private KVs.

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