Zehn Klischees über Studenten – alles Bullshit?!

„Was war Jesus von Beruf? Student! Er wohnte mit 30 Jahren noch bei den Eltern, hatte lange Haare, und wenn er etwas tat, dann war es ein Wunder.“ Ja, als Student muss man sich so Einiges anhören. Aber wie viel ist wirklich dran an all den Klischees? Ein echter Student muss es ja wissen.

Als Student hat man total viel Freizeit.

Das denken doch wirklich fast alle Nicht-Studenten. Maximal eine Vorlesung am Tag, dann ab nach Hause und entspannen, mit Freunden abhängen, feiern. Aber jeder Student, der das mal ausprobiert hat, hat garantiert das dicke Ende zu spüren bekommen. Vorlesungen und Seminare sind eben nicht ganz so fakultativ, wenn die Klausur obligatorisch ist. Und wenn man nicht gerade studieren will bis man dreißig ist, muss man schon ein paar mehr Veranstaltungen belegen. Mit einer Klausur ist es dann auch meistens nicht getan. Dass man für ein Seminar mehrere Referate, eine Abschlussarbeit und jedes Mal eine Hausaufgabe mitbringen muss, ist nichts Außergewöhnliches mehr. Viel Freizeit? Ain’t nobody got time for that.

Bild: Amanda bei Flickr.com Lizenziert nach Creative Commons 2.0 Generic

Studenten schlafen alle lang. 

Haha, der war gut. Also erstens: Es gibt sie tatsächlich, die Vorlesung um  halb neun (und da kommt man auch nicht immer drum herum). Dank Berufsverkehr und Bahn-Verspätungen bedeutet das für die meisten: Spätestens um sieben aufstehen. Und jeder, der sich schon mal in die übervolle Bahn um acht Uhr gequetscht hat, weiß, dass nicht alle Studenten lange schlafen. Außerdem muss ich hinzufügen, dass man immer jemanden auf dem Campus trifft der schon lernt – auch um sieben Uhr morgens. Was nicht heißen soll, dass wir nicht lieber lange schlafen würden. 

Studenten-Autos sind olle Kleinwagen.

Bild: Kārlis Dambrāns bei Flickr.com Lizenziert nach Creative Commons 2.0 Generic

Wer das glaubt, muss nur einmal über einen Uni-Parkplatz laufen. Klar, man
sieht viele Polos, Twingos, Lupos. Aber mindestens genauso viele Porsches, dicke Mercedes und die neusten BMWs. Wie viele davon die eigenen und welches geborgte Mutti-Mobile oder Papi-Wagen sind, sei mal dahingestellt. Ich persönlich muss sagen, dass die Anforderungen an das erste Auto stark gestiegen sind. In meinem Freundeskreis hat keiner mehr Bock auf olle Klapperkisten.

Studenten können nicht Auto fahren.

Ähem. Dieses Klischee geht ganz schön an die Substanz, aber ich würde lügen, wenn ich es vollkommen abstreite. Natürlich soll man nichts pauschalisieren – es gibt sicher genauso viele Studenten die gut fahren wie die, die ihren Führerschein wohl auf der Straße gefunden haben. Habt ihr schon mal versucht, um fünf Uhr vom Parkplatz zu kommen? Da entstehen lange Staus, weil jeder zweite es nicht gebacken kriegt, links abzubiegen. Und wo wir schon beim Parkplatz sind, muss ich da überhaupt noch etwas zu sagen? Auf dem Platz, der bei den großzügigen Parkkünsten dort verschwendet wird, könnte man zusammen genommen wahrscheinlich hunderte Fußballfelder hochziehen.

Studieren ist viel entspannter als „richtige“ Arbeit. 

Bild: Daniel Jeschke bei Flickr.com Lizenziert nach Creative Commons 2.0 Generic

Naja, sagen wir mal so: das kommt sicher auf die Arbeit an. Ich
 kann mir aber nicht vorstellen, dass irgendein Beamten-Job bei dem man den halben Tag Kaffee schlürft und Akten schreddert und dann um vier Feierabend macht, anstrengender sein kann als ein Studium. Denn nach den Vorlesungen hört der Spaß ja nicht auf. Referate, Klausuren, Hausaufgaben, Hausarbeiten, Lernen. Und nur weil man das macht, heißt das ja nicht, dass man nicht trotzdem noch „richtige“ Arbeit macht – zusätzlich zum Studium. Geht alles, ist aber sicher nicht „super entspannt“.

Das Mensa-Essen ist ekelig und einfallslos. 

Das ist ein Klischee, an das sogar viele Studenten glauben. Dabei ist das mittlerweile nicht mehr zeitgemäß. In der Mensa gibt es jeden Tag eine riesen Auswahl: dreizehn verschiedene Gerichte, ein meterlanges Buffet, Desserts bis zum Abwinken. Und vor allem: alles frisch, vieles vegan und gesund – die Zeiten von Erbsensuppe und matschigen Pommes sind vorbei. Und das das Essen schmeckt, kann man sogar beweisen: In der Mensa bleiben täglich von 5500 Essen nur 20 Kilo über!

Bild: Francisco Osorio bei Flickr.com Lizenziert nach Creative Commons 2.0 Generic

Kulturwissenschaften studieren nur Frauen. 

Das ist zwar auch ein Klischee, aber wenn wir mal ehrlich sind, ist da ja schon was dran. Ich habe selbst schon die Erfahrung gemacht, in Seminaren mit ein oder zwei männlichen Teilnehmern zu sitzen. Mein persönlicher Einruck: Vor allem Lehramt studieren mehr Frauen. Aber nur, weil mehr Frauen Kulturwissenschaften studieren, heißt das ja nicht, dass sie nichts anderes machen. Zu den beliebtesten Studiengängen für Frauen gehören zum Beispiel auch Mathematik, Jura und Wirtschaftswissenschaften.

Physiker und Informatiker erkennt man sofort – alles Nerds!

Bild: Lisa Morrow bei Flickr.com Lizenziert nach Creative Commons 2.0 Generic

Da muss ich widersprechen. Du kannst eigentlich niemandem seinen Studiengang wirklich ansehen – das gilt nicht nur für Physiker und Informatiker. Manchmal begegnest du dem absoluten Hippie mit Dread-Locks und barfuß unterwegs… und er studiert Physik oder Neurobiologie, nicht Soziale Arbeit. Oder du begegnest dem absoluten „Nerd“, der in Literaturkursen sitzt. Natürlich gibt es in jedem Studiengang auch ein paar, die äußerliche Klischees erfüllen. Aber irgendwoher müssen die Klischees ja auch kommen.

Studenten sind unorganisiert, die Hausarbeit wird immer auf den letzten Drücker geschrieben. 

Bild: Devika bei Flickr.com Lizenziert nach Creative Commons 2.0 Generic

Räusper. Räusper. Das ist (leider) einen Klischee mit einem großen Kern Wahrheit. Dem ersten Teil, Studenten seien unorganisiert, kann ich nicht ganz zustimmen. Ich finde viel mehr, dass das ganze System an Unis zu kompliziert ist. Es gibt die verschiedensten Neztwerke in denen man sich auskennen muss, manche Dozenten wollen Scheine, manche tragen Noten ein, für manche Klausuren muss man sich anmelden, für manche nicht. Vielleicht sind also gar nicht wir Schuld an diesem Organisationsmangel. Das mit den Hausarbeiten ist jedoch eine traurige Wahrheit. Aber hey, solange sie pünktlich abgegeben werden, wen kümmert es, wann man angefangen hat?

Studenten können nicht kochen, entweder gibt es Mensa-Essen oder Nudeln. 

Nein, einfach nur Nein. Es gibt genauso viele Studenten, die kochen können, wie die, die Nudeln mit Ketchup essen. Wenn man in der Uni mal Mittags dem Sitznachbarn in die Tupper-Dose guckt, sieht man kreative Kreationen wie Nudelsalat, Quinoa-Wraps oder selbst gebackene Muffins. Die Zeiten, in denen Studenten nur Fast-Food und Mensa-Essen gegessen haben, sind vorbei (sollte es sie je gegeben haben). Paleo, Vegan, Clean Eating – gesunde Ernährung ist einfach in. Und auch Studenten achten auf ihre Ernährung, man soll es kaum glauben. 

Beitragsbild: Jirka Matousek bei Flickr.com Lizenziert nach Creative Commons 2.0 Generic

 

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