Arbeiten, während Andere feiern

Es war voll auf den Straßen in den deutschen Städten: Egal ob auf dem Land oder in der Großstadt, die Rosenmontagsumzüge erfreuten sich auch in diesem Jahr großer Beliebtheit. Die vielen bunt geschmückten Wagen lockten Jung und Alt gleichermaßen an. Die Stimmung war meist ausgelassen, die Jecken schunkelten sich durch die Straßen und lagen sich in den Armen, zumindest die, die noch stehen konnten. Denn was an diesen Tagen auch literweise geflossen ist, ist der Alkohol.

‚Betrunken, verletzt, zugemüllt: Die Kehrseite des Karnevals’, ‚Unfall beim Karneval: Fahrer war betrunken’, ‚Zwölf Verletzte bei Karnevalsparty’, so berichten die Medien in diesen Tagen über die Kehrseite des Karnevals. Patrick Gabel hat das Elend hautnah miterlebt, denn da zu sein, wenn es Anderen schlecht geht, ist sein Job. Er macht beim Deutschen Roten Kreuz in Dortmund eine Ausbildung zum Rettungsassistenten und war beim Rosenmontagsumzug in Recklinghausen im Einsatz: „Dort waren am Montag 50 Sanitäter vor Ort, dazu kamen noch zahlreiche Helfer.“

Situation eskalierte

Eigentlich sollte es ein fröhlicher Umzug für Groß und Klein werden, doch dann eskalierte plötzlich die Situation: Betrunkene fingen an, Flaschen auf Personen und Fahrzeuge zu werfen. Auch die Sanitäter wurden attackiert. „Die Einsätze in der Karnevalszeit sind schon etwas kritischer, als das normale Alltagsgeschäft. Die Anzahl der alkoholisierten Personen nimmt extrem zu, zugleich sinkt die Hemmschwelle der Gewaltbereitschaft“, sagt Patrick.

Patrick ( 3 v.r.) in seiner Uniform.

Patrick ( 3 v.r.) in seiner Uniform. Foto: Privat; Teaserfoto: Alexandra-H., pixelio

Das Deutsche Rote Kreuz war im Dauereinsatz. Von kleineren Verletzungen wie Schnittwunden bis hin zu starken Alkoholvergiftungen war alles dabei. Was Patrick vor allem Sorgen macht: „Auffällig waren in diesem Jahr vor allem die Jugendlichen, die ihre Grenzen nicht zu kennen scheinen.“

Traumberuf Rettungssanitäter

Wie kam Patrick trotzdem darauf, Rettungssanitäter zu werden, auch wenn der Beruf seine Schattenseiten hat? „Durch eine Bekannte bin ich mit 14 Jahren zum ersten Mal mit dem Deutschen Roten Kreuz in Berührung gekommen. Seit diesem Zeitpunkt an hat sich mein Berufswunsch immer konkreter geformt. Auch wenn der Beruf sehr belastend für den Körper als auch für die Psyche sein kann, so ist die Arbeit an sich doch sehr spannend und abwechslungsreich.“

Der 21-Jährige war sechs Jahre lang als ehrenamtlicher Helfer in der Rotkreuzgemeinschaft tätig, ehe er sich nach seinem Abitur im Jahre 2011 für die Ausbildung zum Rettungssanitäter entschieden hat. „Ich habe den Schritt nie bereut“, sagt er heute zufrieden.

 

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Die Sanitäter waren im Dauereinsatz.
Bild: Guenter Hamich_pixelio.de

Auszeit nach dem Karneval

Nach der turbulenten Karnevalszeit wird für Patrick und das Team nun erst mal wieder der normale Rettungsalltag eintreten. Weniger Betrunkene, weniger Verletzte und somit auch weniger Einsätze. Eine Zeit, die für Patrick eine Art Erholung ist: „Alle freuen sich jetzt auf ein wenig Ruhe, um die Kraftreserven wieder aufzutanken.“

Patrick selbst hat in diesem Jahr keinen Karneval gefeiert. Ob es daran liegt, dass er mit der fünften Jahreszeit nicht unbedingt schöne Ereignisse verbindet, weiß er nicht: „Ich war noch nie derjenige, der Karneval großartig gefeiert hat. Durch meinen Einsatz als Rettungssanitäter hat sich mein Bild von dieser besonderen Zeit im Jahr nicht unbedingt verschlechtert. Ich betrachte die Ereignisse lediglich aus einem anderen Blickwinkel.“

 

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